Wer soll da den Überblick behalten?

Die WEC wird in Le Mans unterstützt: Gaststarter erweitern das Starterfeld auf 60 Autos
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LMP2: Der Prototypen-Brutkasten

Das Reglement:

Das Jahr 2016 markiert dabei einen Abschied. Letztmalig sind offene und geschlossene Cockpits erlaubt. Die Dächer sind aus Sicherheitsgründen ab der Saison 2017 vorgeschrieben.

LMP1 heißt Freiheit, LMP2 ist Breitensport. Naja, fast. Chassis und Motoren kaufen die Teams von externen Herstellern. Für beide Pakete gibt es eine Kostenobergrenze: 388.500 Euro für ein offenes Auto, 463.500 Euro für ein geschlossenes. Alpine, BR, Gibson, HPD, Ligier, Morgan, Oreca und Strakka Dome stellen die Chassis her.

Die Motoren sind ebenfalls unterschiedlich, sie basieren aber allesamt auf Serienblöcken: Sauger dürfen bis zu acht Zylinder bei 5,0 Liter Hubraum aufweisen, für Turbo-Triebwerke gilt eine Beschränkung auf sechs Zylinder und 3,2 Liter Hubraum. Nissan, Honda, Judd and Sard stellen Triebwerke bereit. Ab 2017 ist ein einheitlicher V8-Sauger von Gibson Technology mit rund 600 PS vorgeschrieben.

Die Teilnehmer:

23 LMP2-Teams haben für Le Mans gemeldet. Sie fahren sonst in drei verschiedenen Rennserien. Mit der European Le Mans Series, der Asian Le Mans Series und der US-amerikanischen IMSA SportsCar Championship rekrutieren sich die Le-Mans-Gaststarter aus drei Einzelserien. Dazu kommen knapp zehn reguläre Teams aus der WEC.

Pegasus Racing ist der einzige Rennstall unter deutscher Flagge. Das Team aus dem Elsaß setzt einen Morgan-Nissan aus dem Jahr 2014 ein und wird damit kaum an der Spitze angreifen können. Sollte es doch mit einem richtig guten Resultat klappen, ist für die Party gesorgt. Fahrerin Ines Taittinger ist nicht nur die Enkeltochter von Ex-F1-Pilot Philippe Alliot, sie stammt aus der berühmten Champagner-Familie.

Der prominenteste Starter: Frankreichs früherer Nationaltorwart Fabien Barthez, der zusammen mit Ex-F1-Pilot Olivier Panis ein Team gegründet hat. Während der ehemalige Keeper selbst ins Lenkrad des Ligier-Nissan greift, beschränkt sich Panis auf die Rolle des Chefs. Die ersten Rennen in der ELMS waren vielversprechend. Im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz starten sie allerdings mit Michelin-Reifen, das könnte ein Nachteil sein. Von der Teilnahme des Bahnradolympiasiegers Sir Chris Hoy bei Algarve Pro Racing sind keine sportlichen Schlagzeilen zu erwarten.

Formel-1-Fans dürften dem Manor-Team die Daumen drücken. Der Einsatz des Oreca-Nissan wurde von Graeme Lowdon und John Booth vorangetrieben, den beiden Teamchefs, die die Motorsportkönigsklasse Ende 2015 verließen. Mit dem Rennstall von Pascal Wehrlein hat das Team nur den Namen gemein. Mit Roberto Merhi ist ein altbekannter Fahrer des Teams dabei. Der Ex-Manor-F1-Pilot und DTM-Regenspezialist bei Mercedes startet mit Matt Rao und Tor Graves, die von Manor in den Nachwuchsklassen ausgebildet wurden. In Spa hatte das Team eine gute Pace. Sonstige ehemalige F1-Gesichter: Shinji Nakano bei Race Performance, Vitaly Petrov bei SMP Racing und ...

Die Favoriten:

... Bruno Senna und Filipe Albuquerque bei RGR Sport. Albuquerque ist durch Audis LMP1-Kürzungen ausgeliehen. Die beiden früheren Formel-1-Fahrer bilden mit Ricardo Gonzales ein portugiesisch sprechendes Fahrergespann. Schon beim Debüt des Teams in der WEC beim Saisonauftakt in Silverstone reichte es zum Sieg.

Ein deutscher Fahrer ist in Le Mans in der LMP2 ebenfalls am Start: Audis Rene Rast fährt bei G-Drive Racing einen Oreca-Nissan und ist mit seinen Teamkollegen Roman Rusinov und Will Stevens Topfavorit. Der Brite Stevens ersetzt Nathanael, der zu Greaves Motorsport abgeschoben wurde. G-Drive hat sich im Winter mit dem britischen Team Jota zusammengetan und hatte von Saisonbeginn an den Speed für Siege. Das Glück spielte zwar nicht mit, das ändert aber nichts an der Favoritenrolle.

Ein kleines Fragezeichen sind alljährlich die Teams aus den USA. Michael Shank Racing pendelte seit dem 21. Mai zwischen Europa und Amerika, testete seine Ligier-Honda in Monza. Der Teamchef sorgt sich allerdings um den Jetlag. Wesentlich ambitionierter ist Extreme Speed Motorsports. Der Rennstall gewann zuletzt das 24 Stunden Rennen in Daytona und die 12 Stunden von Sebring. Allerdings ist unklar, ob der Ligier wirklich mit den Oreca-Chassis mithalten kann.

Der Vorjahressieger der LMP2-Kategorie hat unterdessen ein Handicap. KCMG startet im Jahr 2016 lediglich in Le Mans mit seinem Oreca-Nissan. Die Mannschaft aus Hongkong muss schnell ihren alten Rhythmus finden. Besser geht es TDS Racing mit Namensgeber Pierre Thiriet. 2012 und 2014 gab es zweite Plätze in Le Mans, in der ELMS holte der Rennstall den Sieg in Imola.