Erstes Gutachten zu Doping

SID
Die Vorwürfe gegen die Freiburger Uniklinik sind erheblich
© getty

Die Universität Freiburg hat am Donnerstag das erste Gutachten eines Mitgliedes der inzwischen aufgelösten Evaluierungskommission der Freiburger Sportmedizin vorgelegt. Die Kommission hatte sich am 1. März dieses Jahres aufgelöst.

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Die Kommission hatte sich am 1. März dieses Jahres aufgelöst, um damit gegen die angebliche Einschränkung ihrer Unabhängigkeit durch Universitätsdirektor Hans-Jochen Schiewer zu protestieren.

Die Kommission war 2007 mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, um die Geschichte der skandalumwitterten Freiburger Sportmedizin unter ihren ehemaligen Professoren Joseph Keul und Armin Klümper zu untersuchen. Die Kommission bestand zuletzt noch aus sechs führenden Anti-Doping-Experten: Letizia Paoli, Hans Hoppeler, Perikles Simon, Gerhard Treutlein, Hellmut Mahler und Fritz Sörgel.

Ursprünglich gehörte auch Hein Schöch dazu. Der Kriminologe war aber im April 2015 aus Protest gegen eine angebliche Verschleppung der Kommissionsarbeit durch die Vorsitzende Paoli zurückgetreten. Schöch gab nun der Uni die Erlaubnis, sein Gutachten der Öffentlichkeit freizugeben. In seinem 65-seitigen Dokument bestätigte Schöch die umfangreichen Dopingaktivitäten an der Freiburger Universitätsklinik.

Insgesamt sieben Gutachten

Im Mittelpunkt der Vorwürfe stehen dabei die Professoren Keul und Klümper sowie die Freiburger Ärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid, die zwischen 1993 und 2006 für systematisches Doping in den Profi-Radrennställen T-Mobile und Team Telekom verantwortlich zeichneten.

Schöch kritisiert in seinem Gutachten die Staatsanwaltschaften Freiburg und Mainz, die trotz vorliegender strafrechtlicher Vergehen nicht tätig geworden seien. So habe Prof. Joseph Keul, unter anderem lange Jahre Chefarzt der deutschen Olympiamannschaften, Teile von Drittmitteln von Firmen und Sportverbänden zur Finanzierung der Personalstellen in der Abteilung Sport- und Leistungsmedizin an der Uniklinik Freiburg in die eigene Tasche geleitet.

Prof. Armin Klümper wurde zwar wegen Rezeptbetruges zum Nachteil gesetzlicher Krankenkassen und Ersatzkassen zu hohen Geldstrafen verurteilt. Für Schöch ging das nicht weit genug: "Es ist bemerkenswert, dass in diesem Verfahren die Frage des unerlaubten Dopings überhaupt nicht thematisiert wurde, obwohl es doch nahelag, dass die fingierten Rezepte nicht nur der Bereicherung Klümpers ... dienten, sondern vor allem der Verschleierung der Anwendung oder Weitergabe von dopingrelevanten Substanzen."

Der Universität liegen insgesamt sieben Gutachten ehemaliger Mitglieder der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin vor. Sie wird diese Einzelgutachten veröffentlichen, sobald die jeweiligen Autoren die zwingend notwendigen Einverständniserklärungen der Zeitzeugen und Behörden vorgelegt und eine finale Fassung zur Publikation freigegeben haben. Dies teilte die Uni am Donnerstag mit.

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