Alkohol und Amphetamine

SID
schumacher, stefan
© DPA

Berlin - Stefan Schumachers sportliche Zukunft steht nach erneuten Doping-Verdächtigungen in den Sternen. Bei seiner Alkoholfahrt, die am 7. Oktober an einem Gartenzaun in seiner Heimatstadt Nürtingen endete, hatte der WM-Bronzemedaillengewinner auch Amphetamine im Blut.

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Das ergaben nach Auskunft eines von Schumacher beauftragten Medienbüros Untersuchungen der Polizei. Laut Schumacher-Manager Hans Betz wurde die Alkoholfahrt mit einem zehnmonatigen Führerscheinentzug und einer Geldstrafe von 10.000 Euro geahndet.

Schumacher will "nicht die geringste Ahnung" haben, wie die Spuren des Aufputschmittels Amphetamin in sein Blut gekommen sind. "Ich kann nichts anderes sagen, auch wenn ich weiß, dass dies keine sehr gute Begründung ist. Das Einzige, was ich ganz sicher weiß: Ich habe keine Drogen wissentlich zu mir genommen", erklärte Schumacher, der vor der WM mit verdächtigen Blutwerten aufgefallen war, die nach seiner Darstellung durch eine Durchfall-Erkrankung entstanden waren.

"Bild": Schumacher droht keine Sperre

Sache der Juristen wird es nun sein, ob die neueste Affäre des derzeit auf Mallorca trainierenden Schumacher als Doping-Vergehen gewertet wird oder nicht. Sollte in den Anti-Doping-Regeln des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) ein Passus enthalten sein, der Kontrollen durch außerverbandliche Instanzen - wie die Polizei - als Grundlage eines Doping-Verfahrens anerkennt, könnte es zu einem Fall werden.

"Theoretisch ist es möglich, wenn der Verband eine entsprechende Ausführung in seinen Regeln hat", erklärte Dirk-Reiner Martens, Richter am Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne. Der BDR will nach Auskunft einer Sprecherin tätig werden. "Unsere Juristen untersuchen den Fall. Das wird nicht unter den Teppich gekehrt", hieß es vom Verband.

Laut der "Bild" droht Schumacher aber keine Sperre, da Aufputschmittel nur noch im Wettkampf verboten sind. Schumacher hatte aber bereits die Saison beendet. 

Auffällige Blutwerte vor der WM 

Der Radsport-Weltverband UCI hat das Aufputschmittel Amphetamin, auf das auch Jan Ullrich im Mai 2002 in der Trainingsphase positiv getestet und anschließend sechs Monate gesperrt wurde, 1967 auf die Dopingliste gesetzt. "Nach unseren Regeln wäre es ein Doping-Vergehen. Ein Verstoß kann durch Wettkampf- und Trainingskontrollen festgestellt werden, aber auch durch Geständnisse oder polizeiliche Ermittlungen", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Inzwischen hat die Welt-Anti-Doping-Agentur die Regeln aber geändert.

Unmittelbar vor der WM Ende September war Schumacher mehrmals mit erhöhten Blutwerten aufgefallen. Am 26. November legte der 26-Jährige die damals gemessenen Werte offen und beteuerte seine Unschuld. Dabei fand er hundertprozentige Rückendeckung durch seinen Team-Chef Hans-Michael Holczer, der sich bei seiner derzeitigen Sponsorensuche die jüngsten Schlagzeilen allerdings überhaupt nicht leisten kann.

Werte nur minimal erhöht

Schumachers Team Gerolsteiner, das am 15. Januar offiziell die neue Mannschaft präsentieren will, wollte den Vorfall vorerst nicht kommentieren. "Es gibt keine öffentliche Reaktion. Mein Anwalt hat mich angehalten zu sagen: Das ist eine Privatangelegenheit des Herrn Schumacher", sagte Holczer, dem arbeitsrechtlich wahrscheinlich die Hände gebunden sind, seinen Top-Angestellten fristlos zu entlassen.

"Das hat mit Doping überhaupt nichts zu tun. Der hat seinen WM- Erfolg mit Freunden in der Disco in Stuttgart gefeiert. Man hat minimale Spuren von Amphetaminen festgestellt - knapp über der Grenze. Es steht nicht fest, wie die Amphetamine in seinen Körper gekommen sind. Für mich ist das kein sportrechtlicher Fall", sagte Schumachers Anwalt Michael Lehner. Das Ganze habe "keine sportrechtliche Relevanz".

Manager Betz erklärte, es stehe noch nicht fest, "ob wir den Strafbefehl akzeptieren, weil Stefan nicht weiß, wie das Amphetamin in seinen Körper kam". Sein Schützling galt nach seinen Erfolgen 2007 - im April hatte Schumacher den Klassiker Amstel Gold Race gewonnen - als hoffnungsvollster deutscher Radprofi.

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