Ballan Straßenweltmeister - Deutsche chancenlos

SID
Rad, WM, Wegmann
© DPA

Die italienischen Gastgeber haben sich zum Abschluss der Rad-WM im Eliterennen schadlos gehalten und einen eindrucksvollen Doppelerfolg gefeiert.

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Nach 260,3 Kilometern schoss Alessandro Ballan als neuer Weltmeister als erster über die Ziellinie, drei Sekunden vor seinem Landsmann Damiano Cunego. Die Bronzemedaille holte sich der Däne Matty Breschel, der den Triumph der Azzurri nicht störte.

Die ambitionierten deutschen Fahrer um den Stuttgarter WM-Dritten Stefan Schumacher blieben zum ersten Mal bei diesen Titelkämpfen in Varese ohne Medaille. Bester Fahrer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), der mit insgesamt fünf Medaillen in Norditalien glänzte, war der unermüdliche deutsche Meister Fabian Wegmann auf Rang sieben.

Zwei Profis mit großen Namen feierten in Varese vor rund 500.000 Zuschauern wehmütig Abschied. Der 38-jährige Erik Zabel stellt sein Rad am 12. Oktober nach Paris-Tours in die Ecke.

Bettini verpasst Rekord

Der zweifache Weltmeister und Olympiasieger von Athen, Paolo Bettini, der am Vortag überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte, fuhr in Varese sein letztes Rennen. Dabei verpasste der 34-jährige Italiener als Titelverteidiger und eigentlich ausgemachter Topfavorit den angepeilten Rekord, als erster Profi drei Titel in Serie zu holen.

Die beiden Routiniers hatten mit der WM schon zu Beginn der letzten Runde abgeschlossen und schüttelten die Hände vieler Kollegen. Beide erreichten das Ziel - Bettini jubelte, als wenn er erneut Weltmeister geworden wäre - mit 4:57 Minuten Rückstand auf Ballan.

"Ich bin heute in eine neue Dimension vorgefahren. In der vorletzten Runde hatte ich Krämpfe, und ich hatte kaum noch an mich geglaubt. Die Zuschauer schrien meinen Namen, und das hat mich voran gepeitscht - das war unglaublich", sagte Ballan.

Wegmann gehen die Kräfte aus 

Der 28-Jährige hatte 2500 Meter vor dem Ziel im Zentrum von Varese an der Piazza di Monte Grappe aus einer 14-köpfigen Spitzengruppe attackiert und gab den Vorsprung nicht mehr aus der Hand. "Ich wollte bei dem entscheidenden Angriff aus dem Sattel gehen. Aber ich stand wie vor einem Riesenberg - nichts ging mehr bei mir zum Schluss", sagte Wegmann.

Das WM-Finale der 205 Elite-Fahrer, das von Doping-Diskussionen eingeholt wurde, begann am Morgen mit einer frühen Attacke von drei Nobodys. Die hatten sich bis zu 18 Minuten Vorsprung erkämpft.

Dreieinhalb Runden vor Schluss waren sie mit ihren Kräften nach fünfstündiger Alleinfahrt unter der strahlenden Herbstsonne am Ende, nachdem sich zum ersten Mal die Top-Teams mit einer bedeutenden Tempo-Verschärfung gemeldet hatten.

Danach folgte ein Angriff dem nächsten. Immer wieder setzten sich kleine Gruppen ab, wobei sich dreimal Wegmann hervortat. Sechs Fahrer fuhren auf dem winkligen Stadtkurs, der insgesamt 15 Mal zu durchfahren war, auf die letzte Runde mit 15 Sekunden Vorsprung auf das Feld. Die Spitzengruppe vergrößerte sich zehn Kilometer vor dem Ziel auf 14 Profis, die den Sieg unter sich ausmachten.

Erfolgreiche WM für den BDR

Der BDR konnte eine der erfolgreichsten Titelkämpfe überhaupt verbuchen. "Der Erfolg in Varese ist ein Verdienst der großartigen Mannschaftsleistung", sagte Verbands-Präsident Rudolf Scharping, der vor dem Straßenrennen wieder abgereist war.

Der ehemalige Bundesverteidigungs-Minister konnte sich über die Goldmedaille des Zeitfahrers Bert Grabsch, über Silber durch Patrick Gretsch und die Bronzemedaillen von Judith Arndt (zwei) und John Degenkolb freuen.

Es war zu verkraften, dass die Elitefahrer als einzige kein Edelmetall verbuchen konnten. Vorher gab es an fünf Wettkampftagen je eine Medaille für den BDR, der in Peking auf der Straße noch so schlecht ausgesehen hatte.

Der dritte Platz der Leipziger Ex-Weltmeisterin Arndt im Frauen-Rennen über 138,8 Kilometer war die 31. Medaille für Bundestrainer Jochen Dornbusch bei Welt-, Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Nach zehn erfolgreichen Jahren verlässt der Coach den BDR und leitet von 2009 an die Geschicke des Frauen-Teams der Nürnberger Versicherung.

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