Ein Mutmacher für den Doppelschlag

Das DHB-Team unterlag zum Auftakt Spanien
© getty

Der Druck auf das junge Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson steigt, doch die Performance bei der 29:32-Niederlage gegen Spanien und die kommenden Gegner machen Hoffnung. Obwohl längst nicht alles rund läuft.

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Dagur Sigurdsson lauschte ausdruckslos den Lobhudeleien, die nach dem Spiel bei der Pressekonferenz in der Breslauer Jahrhunderthalle auf ihn und seine Mannschaft herabgingen.

"Deutschland hat wieder eine richtig tolle Mannschaft", sagte Victor Tomas, der zwei Tage nach seinem Krankenhausaufenthalt aufgrund einer allergischen Reaktion groß aufspielte und mit sechs Toren der Mann der Partie war. Spaniens Nationalcoach Manuel Cadenas ergänzte: "Deutschland war sehr stark."

Als allerdings auch noch der polnische Moderator der PK für seine Überleitung von der spanischen auf die deutsche Seite des Podiums erklärte, dass man eine tolle Leistung gezeigt habe und stolz sein könne, wurde es dem Bundestrainer sichtbar zu viel des Guten.

Er verzog das Gesicht, holte einmal tief Luft, und meinte: "Danke für die netten Worte. Aber wir sind natürlich enttäuscht. Wir sind gut gestartet, aber in der vorentscheidenden Phase Mitte der ersten Hälfte haben wir uns zu viele Ballverluste und technische Fehler geleistet."

Die Ausgangslage ist eindeutig

Schließlich hatte seine Mannschaft Minuten zuvor eine Niederlage kassiert. Es liegt in der Natur des Leistungssports, dass dies kein Grund ist, sich über die Maßen abfeiern zu lassen oder abzufeiern.

Ganz nüchtern betrachtet bedeutet das für die Ausgangslage vor den beiden abschließenden Gruppenspielen gegen Schweden am Montag (20.30 im LIVETICKER) und zwei Tage später gegen Slowenien (Mi., 17.15 Uhr im LIVETICKER): Zwei Siege sind Pflicht, um mit Punkten in die Hauptrunde einzuziehen und eine halbwegs realistische Chance auf das Halbfinale zu wahren.

Trotzdem kann man aus Pleiten wie diesen positive Rückschlüsse ziehen - das tat der Isländer. "Wir können stolz sein auf unseren Kampfgeist und wie wir gespielt haben. Nach dem Seitenwechsel war die Partie wieder absolut ausgeglichen", meinte Sigurdsson.

Sigurdsson hin- und hergerissen

Der 42-Jährige war hin- und hergerissen, das merkte man ihm deutlich an. Auf der einen Seite die vielen guten Aspekte wie das hohe Tempo und die zeitweise gute Abwehr. Auf der anderen Seite die Aussetzer, die man sich nicht bei einer EM und schon gar nicht gegen Spanien leisten kann.

Ist das Glas nun eher halbvoll oder halbleer? Eine Frage, auf die eine Antwort selbst bei der Betrachtung der Leistungen der einzelnen Spieler nicht ganz so leicht fällt. Die Torhüter sind die Ausnahme. Während Carsten Lichtlein einfach einen schwachen Tag erwischte und sich selbst am meisten darüber ärgern dürfte, war Andreas Wolff stark.

Aber sonst? Christian Dissinger war zwar mit sechs Toren bester deutscher Werfer, Fahrkarten waren aber genügend dabei (46 Prozent Wurfquote). Steffen Weinhold kam nur sporadisch an sein Leistungsvermögen heran (43 Prozent). Steffen Fäth erzielte vier Treffer, spielte aber den einen oder anderen Pass ins Nichts. So in etwa könnte man die Aufzählung fortführen.

Gut, aber nicht sehr gut

Die meisten Spieler machten ihre Sache gut, zu wenige Spieler so gut, um gegen ein Weltklasse-Team wie die Spanier zu gewinnen. Die deutsche Mannschaft ist über das gesamte Spiel hinweg immer wieder über Kleinigkeiten gestolpert.

Entscheidend ist aber ohnehin die Frage, ob eine ähnliche Performance zu den erforderlichen Siegen gegen die nächsten beiden Gegner reicht? Von zwei Punkten gegen Spanien wurde lediglich geträumt. "Bestenfalls nehmen wir ein gutes Ergebnis mit. Wenn wir ein gutes Erlebnis mitnehmen, wäre das auch okay", hatte Steffen Weinhold schon im Vorfeld der Partie erklärt.

Sigurdsson hatte seinem Kapitän beigepflichtet: "Wenn wir gut spielen, gibt uns das Selbstvertrauen für das zweite und das dritte Spiel." Und da warten Gegner, vor denen sich Deutschland sicher nicht verstecken muss.

Schweden und Slowenien überzeugen nicht

Das kann jeder bezeugen, der das zweite Spiel des Abends in Breslau gesehen hat, in dem sich Schweden mit 23:21 gegen Slowenien durchgesetzt hat. Dabei legte keine der beiden Mannschaften eine Konstanz an den Tag, die Sigurdssons Jungs das Fürchten lehren müsste.

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Die Schweden verspielten eine Sieben-Tore-Führung und retteten sich letztlich dank Keeper Mattias Andersson ins Ziel. Slowenien dagegen fand erst nach einer indisponierten ersten Halbzeit mit einer viel zu hohen Fehlerquote ins Spiel.

Nimmt man die ersten beiden EM-Partien in der Hala Stulecia zusammen, sollte das der deutschen Mannschaft Mut machen. Ein Doppelschlag in Form von zwei Siegen ist drin.

Die Chancen, dass Sigurdsson schon am Montag Lobhudeleien annehmen kann, ohne dabei das Gesicht zu verziehen, stehen nicht so schlecht.

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