Frankreich - wer sonst?

Von Felix Götz
Nikola Karabatic (r.) hat mit Frankreich die WM 2009 im Finale gegen Kroatien gewonnen
© Getty

Die WM in Schweden steht vor der Tür, 24 Mannschaften kämpfen um den Titel der besten Handball-Nation der Welt. Natürlich mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen. SPOX zeigt, wie stark die einzelnen Teams im Gesamtvergleich einzuschätzen sind - im WM-Power-Ranking.

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Zur Information: Für die Positionierung der Teams wurden Eindrücke aus der Vorbereitung sowie der vergangenen Turniere, die individuelle Klasse der Spieler, das Funktionieren als Team, Verletzungen, die Stärke der Gruppengegner und die Aussichten in der Hauptrunde in Betracht gezogen.

1. Frankreich

Der Weg zum Titel führt nur über Frankreich - die zweifelsohne bitteren Ausfälle von Guillaume Gille (Wadenverletzung) und Daniel Narcisse (Kreuzbandriss) hin oder her. Die Mannschaft von Trainer Claude Onesta ist amtierender Welt- und Europameister. Zudem haben die Franzosen bei Olympia 2008 in Peking die Goldmedaille gewonnen und werden auch in Schweden eine Mannschaft auf die Platte schicken, die ihresgleichen sucht.

Das Team verfügt über eine unglaubliche Erfahrung, innerhalb der Gruppe herrscht eine gute Atmosphäre und der Titelhunger ist trotz der großen Erfolge in der Vergangenheit noch nicht gestillt. Zudem hat die Equipe Tricolore mit Keeper Thierry Omeyer und Rechtsaußen Luc Abalo zwei Spieler, die auf ihren Positionen an Klasse weltweit der Konkurrenz enteilt sind.

2. Kroatien

Ganz eindeutig: Die  Kroaten sind ein Team, das Frankreich an einem guten Tag vom Thron stoßen kann. Mit Spielmacher Ivano Balic und dem Hamburg-Trio Domagoj Duvnjak, Igor Vori und Blazenko Lackovic hat die Truppe vom Balkan überragende Einzelspieler.

Bleibt abzuwarten, wie gut die Mannschaft ohne den zurückgetretenen Trainer-Fuchs Lino Cervar klarkommt. Wobei zu erwarten ist, dass Kroatien zumindest taktisch auch unter dem neuen Coach Slavko Goluza nicht viel ändert.

3. Polen

In der Offensive dank bärenstarker Rückraumspieler sehr flexibel und mit einer 6:0-Abwehr, die den Gegner schon oft zur Verzweiflung getrieben hat: Polen ist ein ganz heißer Kandidat für den Einzug ins Halbfinale und hat zudem eine günstige Auslosung erwischt. Die Vorrunde dürfte für das seit Jahren gut eingespielte Team überhaupt kein Problem werden, in der Hauptrunde droht von den ganz Großen nur Kroatien.

Karol Bielecki, Michal Jurecki, Bartolomiej Jaszka, Marcin Lijewski, Grzegorz Tkaczyk und Slawomir Szmal - alles Namen, die bei Handball-Fans für einen erhöhten Puls sorgen. Bitter ist nur: Krzysztof Lijewski musste an der Schulter operiert werden und wird, wenn überhaupt, nur eingeschränkt einsatzfähig sein.

4. Spanien

Bei der WM 2009 in Kroatien hat Spanien mit dem Aus in der Vorrunde eine ganz peinliche Performance abgeliefert. Wer sich davon täuschen lässt, macht aller Voraussicht nach aber einen großen Fehler. Jede Position ist gut bis sehr gut besetzt - und das gleich doppelt. Der Kader hat eine gute Mischung aus erfahrenen Akteuren und jungen, hungrigen Spielern.

Der Konkurrenzkampf ist enorm. Verdammt viel Qualität haben die Spanier seit der Einbürgerung des Serben Arpad Sterbik (Ciudad Real) auch im Tor. Von den Einzelspielern her ist Spanien eines der Topteams. Bleibt nur abzuwarten, ob es Trainer Valero Rivera gelingt, aus den vielen hervorragenden Individualisten eine echte Einheit zu formen.

5. Island

Island hat eine ganz große Stärke: Es funktioniert als Team perfekt. Nicht umsonst sprach Heiner Brand einst voller Respekt von "isländischen Kampfschweinen". Platz zwei bei Olympia 2008 und der dritte Rang bei der EM im letzten Jahr sprechen für sich. Mit Gudjon Valur Sigurdsson, Olafur Stefansson (beide Rhein-Neckar Löwen) und Snorri Gudjonsson (AG Kopenhagen) haben die Isländer gestandene Klasse-Spieler.

Dazu kommt der hochtalentierte Aron Palmarsson vom THW Kiel. Angewiesen wird die Truppe von Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson. Problematisch wird es allerdings dann, wenn es verletzungsbedingte Ausfälle gibt, oder die Leistungsträger nicht an ihre Topform herankommen. Der Kader ist in der Breite einfach nicht gut genug besetzt.

6. Deutschland

Die deutsche Gruppe hat es in sich. Gegen Frankreich zu punkten wäre eine Sensation, will man nach der Vorrunde noch realistische Chancen auf das Halbfinale haben, muss Spanien ohne Wenn und Aber geschlagen werden. Siege gegen Ägypten, Tunesien und Bahrain sind bei einer WM Pflicht - sonst hat man unter den ersten Sieben, was wegen der möglichen Olympia-Qualifikation das erklärte Ziel ist, nichts zu suchen.

Insgesamt ist die Mannschaft von Heiner Brand schwer einschätzbar. Die Leistungsschwankungen waren in der Vorbereitung teilweise innerhalb einer Partie enorm. Da die Mannschaft nicht wirklich eingespielt ist, muss im Laufe des Turniers möglichst flott ein guter Rhythmus erreicht werden.

Brand streicht Jansen aus dem Kader

7. Dänemark

Für die Dänen dürfte es ein kompliziertes Turnier werden. Es müsste schon alles mehr als optimal laufen, um ganz vorne mit dabei zu sein. Langjährige Leistungsträger wie der Weltklasse-Keeper Kasper Hvidt haben ihre Karriere in der Nationalmannschaft beendet, das Danish Dynamite befindet sich im Umbruch.

Alles ist auf die Heim-EM 2014 ausgerichtet. Erfahrung bringt aber natürlich weiterhin die 38-jährige Flensburg-Legende Lars Christiansen, der mittlerweile in Kolding spielt, auf die Platte.

8. Schweden

Wird Schweden vom heimischen Publikum zu einem großen Erfolg getragen oder bricht das junge Team unter dem Erwartungsdruck zusammen? Beides scheint möglich. Konstanz legte die Mannschaft von den Trainern Ola Lindgren und Staffan Olsson zuletzt selten an den Tag.

Es riecht eher danach, dass für die Schweden in der Hauptrunde Feierabend ist. Gute Einzelspieler sind zwar da, das Kollektiv will aber nicht so recht zusammenfinden. Zudem bangt ganz Schweden derzeit um den Einsatz von Kiels Kim Andersson, der an einer Knieverletzung laboriert.

Plätze 9-16: Hauptrunde oder President's Cup?

Plätze 17-24: Ägypten, Südamerika und die Exoten

Der Spielplan der Handball-WM 2011

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