Phil will never meet Andrea Kiewel!

Von Florian Regelmann
In your face, Andrea! Phil Mickelson schickt mit der Geste vielleicht freundliche Grüße an Frau Kiewel
© getty
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5. Treffer des Turniers & Tipp des Turniers! Thomas Björn, das ist der Mann, der bei der Open Championship 2003 nicht mehr aus dem Bunker herauskam, schlug seinen ersten Abschlag in Runde 1 ins Rough und wollte den Ball zurück aufs Fairway hacken.

Aber was passierte? Der Ball drehte nach links ab, traf eine "ESPN"-Kamera und zerstörte die Linse. "80.000 Dollar her, Thomas!"

Björn sorgte für den Treffer des Turniers, für den Spruch der Woche sorgte Alistair Matheson. Der weltbeste Caddie arbeitet für K.J. Choi. Auf dem 18. Fairway stehend lautete dessen präzise durchdachter und sehr komplexer Tipp für seinen Boss: "Mach halt einfach einen guten Schlag!" Choi gehorchte und notierte das Birdie. Golf kann so einfach sein. Was natürlich Quatsch ist...

4. Der kommende Superstar: Es gibt aktuell einen Namen im Golf, den man sich unbedingt merken muss: Jordan Spieth. Der US-Boy wird erst Ende Juli 20 Jahre alt und ist der absolute Hammer. Eine Woche vor der Open Championship gewann Spieth die John Deere Classic und qualifizierte sich so noch für Muirfield.

Spieth wurde nicht nur der erste Teenager seit 82 Jahren, der auf der PGA Tour gewann. Er schaffte damit auch etwas, was Tiger Woods, Phil Mickelson und Rory McIlroy nicht von sich sagen können. Denn sie gewannen ihr erstes Turnier alle erst mit 20. Und das Beeindruckendste: Spieths Sieg kündigte sich an. Er hatte die ganze Saison schon Top-Resultate angehäuft. Man muss es sich mal vorstellen: Anfang des Jahres hatte Spieth, gerade Profi geworden, auf keiner Tour der Welt irgendeinen Status. Jetzt ist er bald in den Top 50 der Welt.

Jede Woche spielt dieser Junge gut, jede Woche, mit 19! In Muirfield ging ihm an den letzten beiden Tagen nicht verwunderlich die Puste aus (am Ende Rang 44), aber das ändert nichts daran, dass Spieth eine fantastische Zukunft vor sich hat. JORDAN SPIETH - watch out!

Neben Spieth herauszuheben: Hideki Matsuyama. Der 21-jährige Japaner ist ein weiteres Supertalent, am Ende landete er auf einem sensationellen 6. Platz (gleichauf mit Tiger) - und das trotz eines Strafschlags wegen zu langsamen Spiels am Moving-Day. Ein Strafschlag, der mindestens fragwürdig und vielleicht sogar ziemlich nahe an der Unverschämtheit war.

3. Danke, Muirfield! Ist es nicht herrlich, wenn Majors die Spieler zum Ausrasten zwingen? So muss es doch sein! "Die 18 braucht doch eine Windmühle und ein Clown-Gesicht!" Puh, Ian Poulter war richtig sauer nach seiner Auftaktrunde. Charl Schwartzel, der ruhigste Typ überhaupt, zerstörte seinen Schläger, indem er ihn auf den betonharten Untergrund hämmerte. Großartig! Scott Piercy, der Titelverteidiger diese Woche bei der Canadian Open, spielte eine 88!

Was in Muirfield abging, war für viele die Hölle. Für andere war es einfach nur ein geniales Schachmatch. Es ist aber auch kaum vorstellbar, dass eine Open Championship die Spieler verzweifeln lässt und es dabei vier Tage lang überhaupt nicht den Ansatz eines Regenschirms gibt. Wasser und Bäume gibt es eh nicht - und sie braucht es in Muirfield auch nicht.

Diesmal konnten die Spieler in Schottland vier Tage im Polo-Hemd herumlaufen, dafür wurden sie von der brutalen Schnelligkeit und Küchenboden-Härte des verbrannten Platzes bis ans Äußerste gefordert.

Gedankengang: Wenn der Ball da landet, dann müsste er eventuell da hinrollen, aber nur wenn er die richtige Welle bekommt. Wenn nicht, bin ich tot. Okay, let's go! Selbst Poulter (sensationell, wie aufgepumpt der bei seinem Run in der Finalrunde war) sah ein: "Auf eine kranke Weise macht es Spaß!"

2. Champion Golfer of the Year: Andy Murray! Justin Rose! Lee Westwood! Es hätte der Sommer der Briten werden können. Wir hätten sogar zum ersten Mal seit 104 Jahren zwei englische Major-Sieger nacheinander haben können.

Es sah so gut aus für Lee "ich bin 0-61 in Majors, hab aber 7 Top-3-Resultate" Westwood. Er puttete so gut wie nie zuvor in seinem Leben, sein Eagle an Tag 3 mit der Driver-Driver-Monster-Putt-Kombination war sensationell. Und auch seine Vorbereitung war großes Kino. Anfang des Jahres zog er extra nach Florida um, um sich auf die klimatischen Verhältnisse vorzubereiten, die im Juli in Schottland so vorherrschen. Ziemlich heiß, furztrocken, nie Regen - Schottland halt, man kennt das ja. Aber es bleibt dabei: Westwood kriegt es nicht gebacken. Jetzt hat er 8 (!) Top-3-Resultate, na super.

Auch für Tiger Woods war eigentlich alles angerichtet. Ein Platz, auf dem der Schläger des Satans (auch Driver genannt) fast die ganze Woche unter der Haube bleiben kann, dazu Grüns, auf denen Woods seinen Ruf als bester Putter der Welt auf schnellen Greens gerecht werden kann. Aber auch hier keine neuen Erkenntnisse: Woods kann kein Major gewinnen, wenn er nach drei Tagen nicht führt (jetzt 0-48!). Und er hat in Majors jetzt am Wochenende seit 14 Runden nicht mehr in den 60ern geschossen. Es ist kaum zu begreifen, wie Woods inzwischen wie ein stinknormaler Golfer Wochenende für Wochenende bei einem Major Fehler über Fehler macht.

Wieder nichts mit Major-Sieg Nummer 15. 17 Majors ohne Titel und wieder kein Schritt näher an Jack Nicklaus herangekommen - trotz größter Unterstützung. Auch für Hunter Mahan, der zum zweiten Mal in Folge im Final Pairing eines Majors war, reichte es erneut nicht - er muss sich weiter damit trösten, der Ehemann einer Dallas-Cowboys-Cheerleaderin zu sein. Was jetzt nicht so schlecht ist.

Stattdessen heißt der Champion Golfer of the Year völlig verdient Phil Mickelson. Zu seinen drei Green Jackets und einer PGA Championship gesellt sich also ein Claret Jug, Major-Sieg Nummer 5, damit liegt er jetzt unter anderem gleichauf mit Seve Ballesteros. Und was soll man sagen? Eine 66 in der Finalrunde, 4 Birdies in den letzten 6 brutal schwierigen Löchern, zwei gewaltige Hiebe auf der 17, am Ende alles gelocht, ein Birdie-Birdie-Finish, einziger Spieler unter Par... Hut ab, besser kann man es nicht spielen!

Ohne auch nur ein bisschen Übertreibung: Es war eine der besten Runden aller Zeiten. Gewinnt Mickelson tatsächlich eine Woche nach der Scottish Open auch die Open Championship. Und nach seiner bitteren Enttäuschung von Merion so zurückzukommen? Einfach spektakulär. Das Major, das er früher hasste, bei dem er nie sicher war, ob er jemals die benötigten Schläge entwickeln würde und es jemals würde gewinnen können, hat er geholt. Jetzt fehlt ihm nur noch diese verdammte US Open (6 Mal Zweiter) zum Lefty-Karriere-Grand-Slam.

1. Phil will never meet Andrea Kiewel! Nachdem ich in den letzten 4 Tagen ca. 50 Stunden Golf gesehen habe, ich gebe zu, ich habe Teile der Sanderson Farms Championship geschwänzt, muss klipp und klar gesagt werden: Es reicht nicht! Folgender Skandal ereignete sich nämlich am Final-Sonntag: Da die "Sky"-Übertragung erst um 12 Uhr begann, bekam ich ungewollt 2 Minuten des "ZDF"-Fernsehgarten zu sehen.

Und zwar gerade den Moment, als Moderatorin Andrea Kiewel einem jungen Zuschauer (wie um alles in der Welt kommt der da hin?) nach dessen Erklärung, er habe sich beim Golfen verletzt, entgegnete: "Mach doch einen richtigen Sport!" Zum Gelächter des Publikums... Es war eben auch brutal witzig. Damit so etwas nicht mehr passieren kann, fordere ich hiermit, dass die Open-Übertragung im nächsten Jahr immer 2 Stunden vor dem ersten Schlag der ersten Gruppe beginnt, mindestens!

An Phil Mickelson muss ich zum Abschluss leider die traurige Mitteilung machen, dass er zwar im unfassbarsten Sport der Welt an einem dramatischen Finaltag einer unglaublichen Woche einen ganz, ganz großen Triumph gefeiert und mal wieder für Atemaussetzer beim Autor des Par-10 gesorgt hat, aber es ist eben kein richtiger Sport, den er da betreibt. Und für die Fernsehgarten-Einladung reicht es halt so nicht. Wir können damit gut leben, Phil. Sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gut.

Der Stand in der Weltrangliste