Phil will never meet Andrea Kiewel!

Von Florian Regelmann
In your face, Andrea! Phil Mickelson schickt mit der Geste vielleicht freundliche Grüße an Frau Kiewel
© getty

"Auf eine kranke Weise macht es Spaß!" Die Open Championship 2013 in Muirfield schrieb mal wieder die wildesten Geschichten. Einen kommenden Superstar, einen dringend gesuchten Psycho-Doktor, den coolsten Mann auf Erden und den ZDF-Fernsehgarten - all das gibt es im Par-10!

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10. Nachmachen! Aufforderung an alle, wenn sie das nächste mal auf die Runde gehen: Spielt Alvaro Quiros' erste Runde ab Loch 9 nach, denn das geht so: Eagle, Bogey, Doppel-Bogey, Doppel-Bogey, Doppel-Bogey, Bogey, Birdie, Bogey, Eagle, Bogey.

Wem das zu kompliziert ist, der kann auch versuchen, einen Bud Cauley zu machen. Dazu muss man einfach eine 74 inklusive 7 (!) Birdies produzieren. Wer jetzt sagt, "das schaff ich ja nie", der macht einfach einen Nicolas Colsaerts. Einen 5-Putt zum Quintuple-Bogey kriegen wir alle hin! ALLE!

9. Nicht nachmachen! Wir Golfer sind alle bekloppt, das ist nichts Neues. Da muss man nur regelmäßig die Driving Range oder das Putting Green aufsuchen, um das festzustellen. Es gibt Leute mit den seltsamsten Puttern, es gibt Leute, die fast gar nicht mehr schwingen können, weil sie so viele Schwunggedanken im Kopf haben. Und es gibt Padraig Harrington. Den Super-Tüftler.

Der dreifache Major-Sieger versucht seit einigen Wochen, sich auf der Driving Range den Knöchel zu brechen, indem er sich ein gelbes, Tennisball-artiges Teil unter die Sohle schnallt. "Chango Paw" heißt es wohl und soll selbstverständlich die Balance verbessern. Nicht nachmachen, liebe Kinder. Harrington wurde in Muirfield übrigens am Ende 54.

8. Der coolste Mann auf Erden: Auch wenn er am Wochenende leider etwas wegbrach, Miguel Angel Jimenez war einmal mehr ein Highlight. Jimenez - das ist bekanntlich der Vergnügungs-König aus Spanien. Er fährt einen Ferrari Maranello, seine Lieblingszigarren sind die Cuban Siglo VI, sein Haar ist nicht zu beschreiben. Seine Warmup-Routine ist so ulkig, dass Phil Mickelson extra früher zum Platz kommt, um sie zu bewundern.

Mit 49 Jahren wäre Jimenez der älteste Major-Champion aller Zeiten gewesen - und das, nachdem er sich Anfang des Jahres erst beim Skifahren das Bein gebrochen hatte. Einmal fragte ein Journalist, der Jimenez offensichtlich sehr, sehr schlecht kannte, ob dieser denn jetzt mit dem Skifahren aufhören würde. Die Antwort: "Hört man mit den Sachen auf, die man im Leben genießt?" Natürlich nicht! Und Jimenez genießt. Viel. Er genießt jeden Moment seines Lebens, saugt ihn nahezu auf. "Du musst das Leben genießen. Wenn du immer in Eile bist, kannst du nicht das Essen, den Wein und die Zigarren genießen." Klingt logisch.

Der Typ ist so cool, dass er mit Sonnenbrille, Zigarre paffend und Weinflasche unter dem Arm auf die Range läuft. Wann werden Sie heute ins Bett gehen, wurde er am Freitag gefragt? "Wenn ich mich danach fühle. Und erst, wenn ich meine Zigarre geraucht habe. Soll ich jetzt um 22 Uhr ins Bett gehen, nur weil ich führe. Das ist doch Bullshit." Miguel, wir lieben dich!

7. Rory muss zum Psycho-Doktor! "Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich ohnmächtig über den Platz laufe. Ich muss versuchen, ein bisschen mehr nachzudenken. Ich versuche, mich zu konzentrieren. Ich verstehe nicht, was los ist. Es ist so 'brain dead.'" Die Pressekonferenz von McIlroy war fast schon genauso schockierend wie seine 79 an Tag 1. Der Junge ist völlig durch. Aber wirklich völlig. Er muss eigentlich sofort auf die Couch. Seine Worte waren wie ein Hilfeschrei nach einem Therapeuten.

Und man bedenke: Wir sprechen hier von dem Typen, der 2011 die US Open mit einem Rekordergebnis und 8 Schlägen Vorsprung gewonnen hat - und der 2012 bei der PGA Championship ebenfalls das Feld deklassierte. Wenn McIlroy so spielt, wie er es kann, ist es eine einzige Demonstration, dann hat eigentlich niemand eine Chance. Aber aktuell ist er dazu einfach nicht in der Lage. Equipment-Wechsel hin oder her, inzwischen ist es eine reine mentale Geschichte geworden. McIlroy hat angekündigt, in nächster Zeit viel zu spielen. Er will versuchen, sich im Wettkampf aus der Krise zu befreien. Vielleicht wäre Jimenez der geeignete Seelenklempner für Rors...

6. Kaymer kommt langsam wieder: Der nicht schlechte, aber eben auch nicht besonders tolle 32. Platz wird seine Kritiker nicht vom Hocker reißen, aber wer Martin Kaymer in den letzten Wochen beobachtet hat, sieht eindeutig, dass die Formkurve ganz langsam aber stetig wieder nach oben geht. Die Leistungen in Eichenried und Frankreich waren schon ordentlich, daran knüpfte Kaymer in Muirfield nahtlos an, auch wenn er am Sonntag auf den Grüns eine Top-10- oder Top-20-Platzierung verschenkte. Kaymer wird 2013 noch ein Turnier gewinnen - jede Wette!

Marcel Siem verpasste dagegen um einen Schlag den Cut und haderte im Anschluss, nicht als Einziger, mit den Bedingungen. Es sei eine Lotterie gewesen. Da muss das Par-10 deutlich widersprechen. Die Bounces in Muirfield sind für Links-Verhältnisse sehr fair, die Grüns sowieso, gute Putts gehen auch rein. Und es ist nun mal kein Zufall, dass die teils sehr alten Herren O'Meara, Lehman, Clarke, Leonard, Hamilton, Couples oder Lyle genauso den Cut schafften wie Links-erprobte Youngster (Matthew Fitzpatrick, Jimmy Mullen) - und viel höher eingeschätzte Spieler nicht.

Links-Golf muss man lieben und beherrschen. Das ist bei Siem leider (noch) nicht der Fall. Aber hey, Marcel. Du warst am Ende immer noch besser als die Kollegen Donald, McIlroy, Fowler, Manassero oder Rose. Letztgenannter soll vor kurzem die US Open gewonnen haben... Und der einzige Spieler, der in Muirfield einmal bei -6 stand, war der Inder Shiv Kapur, nach 7 Löchern in Runde eins... Golf ist unfassbar!

5-1: Der kommende Superstar, Super-Phil und Andrea Kiewel