Sch… auf den Louvre, Bubba!

Von Florian Regelmann
Masters-Champion Bubba Watson wird nach seinem Hook aus dem Wald von den Fans gefeiert
© Getty
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5. Er wird halt wieder Dritter, verdammt! US Open 2008: 3. British Open 2009: 3. PGA Championship 2009: 3. Masters 2010: 2. British Open 2010: 2. US Open 2011: 3. Masters 2012: 3. Lee John Westwood hat seit der US Open 2008 sage und schreibe 7 Top-3-Platzierungen gesammelt. Aber seinen ersten Major-Titel kann Westy dennoch ums Verrecken nicht gewinnen. Es ist zum verrückt werden.

Auch in dieser Masters-Woche war Westwoods Spiel wieder größtenteils exzellent. Er schrieb 20 Birdies auf die Scorekarte, nur Peter Hanson konnte da mithalten, er traf so viele Grüns (über 80 Prozent) wie sonst nur Matt Kuchar, aber es reichte eben trotzdem nicht.

Und warum nicht? Weil Westwood die entscheidenden Putts nicht lochen kann. "Es ist die große Schwäche in meinem Spiel und es kostet mich Turniersiege. Aber ich bin noch nicht soweit, dass ich aufgebe", meinte der Engländer. Das unterscheidet ihn wohl noch von Garcia.

4. Kick it like Tiger! Tiger Woods konnte in den vergangenen Jahren in den größten Schwung- und Lebenskrisen stecken, in Augusta war er trotzdem immer vorne auf dem Leaderboard zu finden. Jetzt kommt er in diesem Jahr mit einem Sieg von Bay Hill im Gepäck zum Masters, ist also so gut drauf wie ewig nicht mehr, und was passiert?

Er macht einige der schlechtesten Schläge, die er jemals in seinem Leben gemacht hat. Er spielt in der ganzen Woche auf den Par-5-Löchern zwei Birdies - und sogar ein Bogey. Er, der normalerweise die Par 5s auseinander nimmt wie kein anderer. Das Endresultat: 15 Schläge hinter der Spitze und ein alberner 40. Rang, den man nicht verstehen kann.

Nur eines sei an dieser Stelle gesagt: Alle diejenigen, die sich über Tigers schlechtes Benehmen aufgeregt haben, sollen mal schön ruhig sein. Der Junge war frustriert wie vielleicht noch nie zuvor. Da ist es völlig in Ordnung, nach einem furchtbaren Schlag mit dem Eisen 9 auch mal den Schläger wegzukicken.

Wann oder ob Tiger wieder ein Major gewinnt? Man weiß es nicht. Nach seiner schlechtesten 72-Löcher-Performance in seiner Major-Historie ist nur eines klar: sein Schwung ist nach wie vor eine Baustelle. O-Ton Tiger: "Ich weiß, was ich machen muss, aber ich mache es einfach nicht. Das ist frustrierend. Ich gehe auf den Platz und habe überhaupt kein Vertrauen in meinen Schwung. Ich falle immer wieder in meine alten Gewohnheiten zurück. Ich brauche einfach noch mehr Training."

3. Phil Mickelsons Bambus-Horror: Wie um Gottes Willen soll man bloß Mickelsons Woche zusammenfassen? An Tag eins stand er an der 10 im Wald und fand trotz Unterstützung eines gewaltigen Suchtrupps seinen Ball nicht mehr. Die Folge war ein Triple-Bogey - Mickelson lag ganz schnell bei vier über Par und lief Gefahr, seine Chancen auf ein viertes Green Jacket schon früh zu verspielen.

Doch er rettete seine Auftaktrunde noch halbwegs, brachte sich mit vier Birdies in den letzten sieben Löchern in Runde zwei wieder ins Geschehen zurück. Und auf den zweiten Neun am Moving-Day wurde Augusta dann mal wieder durch Jubelstürme erschüttert, wie sie wohl nur Mickelson auslösen kann.

Eagle-Putt an der 13? Drin! Dann ein unfassbarer Flop-Shot mit dem 64-Degree-Wedge an der 15, den sich auf der ganzen Welt nur er traut. Der überhaupt nur ihm in den Kopf kommt. Den nur er spielen kann. Nach 30 Schlägen auf der Back Nine und einer 66 schien alles für Phil zu sprechen.

Bis auf die Tatsache, dass noch nie jemand das Masters gewonnen hatte, der ein Triple-Bogey auf der Scorekarte stehen hatte. Wenn es doch nur bei dem einen geblieben wäre... An der 4 sprang Mickelsons Ball am Finaltag von der Zuschauertribüne so unglücklich in die Luft und ins Gestrüpp zurück, dass er seinen persönlichen Bambus-Horror erlebte und sich sein zweites Triple-Bogey der Woche zog. Das Masters war verloren.

2. Das Eisen 4 für die Ewigkeit: An diesen Schlag wird man noch lange denken. Louis Oosthuizens zweiter Schlag an der 2 landet aus knapp 230 Metern Entfernung perfekt Anfang Grün und rollt dann wie von magischer Hand dirigiert etwa 30 Meter den Hügel hinunter nach rechts ins Loch. Albatross. Das vierte in der Augusta-Geschichte und das erste an der 2.

Weil Oosthuizen danach zwar nicht gerade gut spielte, aber wie ein junger Gott puttete, schien er lange auf dem Weg zu seinem zweiten Major-Sieg nach der British Open 2010. Sein südafrikanischer Landsmann und bester Kumpel Charl Schwartzel wartete bereits in Butler Cabin, um Oosthuizen das Green Jacket überzustreifen.

Aber statt Shrek (Oosthuizens Spitzname) kam Bubba durch die Tür. Nichts gegen Bubba, aber für Schwartzel muss es sich in diesem Moment brutal angefühlt haben. Dennoch: Oosthuizens Vorstellung war absolut beeindruckend. Sieht ganz danach aus, als ob er mehr als einen Major-Titel in sich hat.

1. Bubba muss man lieben! Bubba aus Bagdad (kleiner Ort in Florida) hat tatsächlich das Masters gewonnen. Es kann eigentlich niemanden geben, der Watson diesen Sieg nicht gönnt. Bubba ist einzigartig. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Der Junge hatte in seinem Leben noch keine einzige Trainerstunde. Und würde er eine nehmen, könnte er nicht mehr spielen.

Er ist ein großer Junge, eine Knalltüte und im positivsten aller Sinne komplett verrückt (siehe das nach wie vor legendäre Golf Boys Video). Kein Spieler hat einen pinken Driver und haut die Kugel damit so weit. Nur Bubba. Kein Spieler ist so emotional - Watson ist ein menschlicher Wasserfall, so viele Tränen vergoss er nach dem Sieg.

Kein Spieler ist so unglaublich kreativ bei seinen Schlägen. Oosthuizens Double-Eagle war der Schlag des Turniers. Bis Bubba kam, im Stechen an der 10 im tiefen, tiefen Wald stand und dann einen genialen 30-Meter-Hook auspackte, der ihm sein erstes Major gewann.

Man muss es sich noch mal vorstellen. Da steht er im wichtigsten Moment seiner Karriere irgendwo im Wald auf den Pinien und hat einen unmöglichen Schlag vor sich, die ganze Golfwelt schaut zu - und dann kurvt er das Teil so aus den Bäumen aufs Grün und sagt später auch noch, dass es "ziemlich einfach" gewesen wäre. Ernsthaft? Aber das ist eben Bubba Golf, wie Watson sein Spiel selbst bezeichnet. Risikoreich, dramatisch, wahnsinnig.

Für Bubba war es sein zweites Riesenhighlight innerhalb kürzester Zeit. Ende März adoptierten der 33-Jährige und seine Frau Angie den kleinen Caleb. Bubba ist jetzt Daddy und Masters-Champion.

"Ich kann nicht sagen, dass ein Traum für mich wahr wird, weil ich in meinen Träumen nie soweit gekommen bin." Ein typischer Bubba. Er steht jetzt in einer Riege mit den Superstars, die man nur beim Vornamen nennt: Tiger, Phil, Bubba. Tim Tebow hat sich schon via Twitter gemeldet - Bubba ist überall.

Höchstens die Franzosen werden sich vielleicht nicht mit Bubba als Champion anfreunden können. Im letzten Jahr spielte Bubba die French Open und zog durch seine Unwissenheit über die französischen Wahrzeichen den Zorn der Franzosen auf sich.

Seine Vergehen: "Das Gebäude, das mit L anfängt." Louvre. "Dieser große Turm." Eiffelturm. "Dieser Bogen, um den ich in einem Kreis herumgefahren bin." Arc de Triomphe. Aber weißt du was, Bubba: Sch... auf den Louvre! Dir gehört das Green Jacket!

Watson jetzt auf 4: Die Weltrangliste