"Gut, dass Tiger wieder dabei ist"

Von Interview: Florian Regelmann
Bernhard Langer gewann das Masters in Augusta in den Jahren 1985 und 1993
© Getty
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SPOX: Wie lange planen Sie, noch beim Masters aufzuteen?

Langer: Das weiß ich noch nicht genau, mit Sicherheit noch einige Jahre. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr mithalten kann, dann ist es an der Zeit, nicht mehr aktiv dabei zu sein und nur für einige Tage anzureisen.

SPOX: Sie haben in diesem Jahr schon wieder auf der Champions Tour gewonnen, sogar einen unglaublichen Bunkerschlag zum Sieg gelocht, weitere Top-10-Resultate kamen hinzu. Die Form scheint zu stimmen?

Langer: Ja, meine Form ist sehr gut. Ich habe die letzten vier Jahre hervorragendes Golf gespielt. Diese Saison ging auch recht gut los mit vier Top-10-Platzierungen, einem Sieg und einem 4. Platz beim letzten Turnier. Ich bin recht zufrieden und hoffe, dass es so weitergeht.

SPOX: Wer sind denn für Sie die Topfavoriten in Augusta?

Langer: Zu den Topfavoriten gehört natürlich in erster Linie immer Tiger Woods.

SPOX: Glauben Sie wirklich, dass er es nach all dem, was passiert ist, packen kann? Wie haben Sie seine Entwicklung zum Superstar eigentlich verfolgt?

Langer: Ja, ich glaube schon, dass er sofort wieder das Masters gewinnen kann. Wenn es einer kann, dann Tiger Woods. Was seine Entwicklung angeht: Ich habe gesehen, wie er vom Amateur, vom kleinen Jungen mit zehn Jahren bis heute seine Karriere gemacht hat. Er hat sich golferisch sehr gut entwickelt. Vor allem auch physisch, er hat sich muskulär stark weiterentwickelt. Was menschlich mit ihm passiert ist, kann ich nicht sagen, weil ich nicht nahe genug an der Sache dran bin. Er hat dem Golfsport gefehlt, deshalb ist es gut, dass er beim Masters wieder dabei ist. Wir werden sehen, was die Zukunft sportlich für ihn bietet und ob er seine Familie zusammenhalten kann.

SPOX: Es wird interessant zu beobachten sein, wie die Fans auf ihn reagieren. Wird er wie früher bejubelt werden?

Langer: Ich kann mir vorstellen, dass die Golf-Fans ihn weiterhin bejubeln werden, weil es ihnen hauptsächlich um Golf geht. Es gibt sicherlich auch einige hunderte oder tausende von Fans, die ihn als Mensch anders betrachten als früher, aber sein Golfspiel werden sie sicherlich weiter bejubeln.

SPOX: Wir waren bei den Favoriten stehen geblieben. Wen haben Sie neben Tiger noch auf der Rechnung?

Langer: Ernie Els muss man auf jeden Fall beachten. Er kommt nach seinen beiden Siegen zuletzt auf der US PGA Tour mit großem Selbstbewusstsein nach Augusta, eventuell Phil Mickelson. Aber es können auch viele der jungen Spieler sein, die heutzutage nachrutschen und vorne mit dabei sind. Wir können auch hoffen, dass Martin Kaymer vorne mitmischt.

SPOX: Sie sprechen Martin Kaymer an. Warum könnte ihm Augusta Ihrer Meinung nach liegen?

Langer: Ich denke, Martin kann auf dem Platz recht gut abschneiden, denn er ist relativ präzise vom Abschlag und hat ein gutes, kurzes Spiel. Er ist lang genug, schlägt den Ball hoch genug und mit genügend Spin. Er hat einen guten Kopf auf seinen Schultern, er trifft gute Entscheidungen auf dem Platz. Ich glaube schon, dass Martin hier die nächsten Jahre mitmischen wird, denn er wird den Golfplatz über die Jahre immer besser kennenlernen und sein Spiel wird weiter reifen. Somit gehe ich davon aus, dass er schon zum Favoritenkreis gehören sollte.

SPOX: Martins großes Ziel ist der Ryder Cup in diesem Jahr. Colin Montgomerie hat nicht ausgeschlossen, auch Sie als Wildcard in Erwägung zu ziehen. Für wie realistisch halten Sie eine Teilnahme?

Langer: Das ist nicht realistisch. Es gibt inzwischen so viele gute junge Spieler in Europa, die den Ball weit schlagen und sehr gut sind. Natürlich habe ich viel Erfahrung und wenn ich gut spiele, kann ich auch mit der jungen Garde mithalten. Colin wird sich schwer genug tun, aus den acht bis zehn talentierten, jungen Spielern, die er gerne dabei hätte, die richtigen zwei oder drei auszuwählen.

SPOX: Wenn wir schon beim Ryder Cup sind. 2018 hoffen wir alle, dass der Ryder Cup in Deutschland stattfinden wird. Der Austragungsort, falls Deutschland den Zuschlag bekommt, steht fest, Schweden hat außerdem seine Bewerbung zurückgezogen. Wie gut stehen unsere Chancen?

Langer: Die Platzentscheidung für Neuburg/Donau war eine wichtige nationale Entscheidung, aber mehr nicht! Es gehören viele Eckpfeiler dazu, um den Zuschlag für den Ryder Cup zu bekommen. Ich bin optimistisch, dass unser Team eine gute Präsentation abgeben wird und hoffe, dass das zuständige Gremium dies genauso sieht. Unsere Chancen sind sehr gut, sofern wir die geforderten Bedingungen erfüllen können. Das allein und nichts anderes wird die Entscheidung pro oder contra Ryder Cup 2018 in Deutschland beeinflussen. Unsere Mitbewerber zu unterschätzen wäre jedoch fatal.

SPOX: Wie negativ ist es, dass es nur noch ein deutsches Turnier auf der European Tour gibt? Auch im Hinblick auf die Bewerbung?

Langer: Es ist schade, dass wir dieses Jahr in Deutschland nur ein Turnier, die BMW International Open in München, auf der European Tour haben werden. Das kann sich aber in der Zukunft sehr schnell wieder ändern. Wir werden weiter versuchen, ein oder zwei neue Turniere zu installieren, was der deutschen Ryder-Cup-Bewerbung  nicht schaden würde.

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