Journalisten boykottieren Tiger

Von SPOX
Am Donnerstag trainierte Tiger Woods in der Nähe seines Hauses in Orlando
© Getty

Tiger Woods wird sich am Freitag (um 17 Uhr im LIVE-TICKER) zum ersten Mal öffentlich äußern, seitdem der Skandal um sein Privatleben Ende November ausgebrochen ist. US-Golfjournalisten wollen die Veranstaltung boykottieren. Sie fühlen sich benachteiligt.

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Golf-Superstar Tiger Woods will nach dem wohl erfolgreichen Kampf um die Liebe seiner Ehefrau Elin Nordegren auch die Herzen der Fans zurückerobern. Gut drei Monate nach den ersten Enthüllungen über sein ausschweifendes Sexualleben kündigte der US-Amerikaner für Freitag eine erste öffentliche Stellungnahme vor ausgewählten Journalisten an.

"Er will den Prozess der Wiedergutmachung einleiten. So sehr er fühlt, dass die Geschehnisse der vergangenen Monate eine Angelegenheit zwischen seiner Frau und ihm sind, so sehr ist ihm bewusst geworden, dass er besonders auch seine Fans sehr enttäuscht hat. Darüber will er sprechen", sagte Woods-Agent Mark Steinberg.

Anschließend soll sich Woods laut einem Statement von PGA-Tour-Commissioner Tim Finchem wieder zurück in Therapie begben. "Er hat eine Woche Pause in seiner Therapie, in der er erst einige Tage mit seinen Kindern verbringen konnte und sich am Ende der Presse stellt. Anschließend geht er zurück", heißt es in einem Brief an die PGA.

Stellungnahme zu Vergangenheit, Privatleben und Zukunftsplänen

Im Hauptquartier der US PGA Tour will sich Woods am Freitag (17.00 Uhr) erklären. Beobachter gehen davon aus, dass Woods auch einen Termin für seine vielerorts herbei gesehnte Rückkehr auf die US-Tour nennen wird. Der in der Publikumsgunst jäh abgestürzte Weltranglistenerste wird auf jeden Fall "zu seinem Privatleben, zur Vergangenheit und seinen Zukunftsplänen" Stellung nehmen.

Nach seinem Statement, das die PGA live in einen Pressepool überträgt, wird der 34-Jährige laut Steinberg "keine Fragen beantworten". Das schlug in der Medienwelt hohe Wellen. Die Vereinigung der US-Golfjournalisten GWAA entschloss sich zu einem Boykott der Veranstaltung in Ponte Vedra Beach, um gegen die Zulassung nur handverlesener Journalisten und das bereits vor Beginn ausgesprochene Frageverbot zu protestieren.

"Das rüttelt an den Grundfesten unseres Berufsstandes"

"Unsere Position ist ganz einfach: Alles oder nichts. Das ist ein wichtiges Thema von internationaler Bedeutung. Journalisten darin zu beschränken, Woods bei diesem Ereignis erleben, hören, sehen und fragen zu können, rüttelt an den Grundfesten unseres Berufsstandes", begründete GWAA-Chef Vartan Kupelian im Namen seiner 950 Mitglieder zählenden Organisation die Entscheidung des Verbands-Vorstands.

Das GWAA-Board hatte sich mit 19 Stimmen bei vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen für einen Boykott des Woods-Termins durch seine Mitglieder ausgesprochen. Laut Kupelian hatte das Woods-Management ursprünglich neben drei Vertretern von Nachrichtenagenturen lediglich drei weiteren GWAA-Angehörigen die Teilnahme ermöglichen wollen.

PGA-Commissioner Tim Finchem reagierte zurückhaltend auf den überraschenden Termin: "Ich bin froh, dass Tiger sich wieder äußern möchte. Ich weiß nicht, was er sagen wird und nach seiner Pause plant, und vermute deswegen auch gar nichts. Aber mein Gefühl sagt mir, dass die Erklärung zu einem Plan gehört, den er verfolgt."

Mit Woods aus dem Golf-Quoten-Keller

Finchem wartet händeringend auf ein Woods-Comeback auf den Greens. Seit der 14-malige Major-Sieger Mitte Dezember auf dem Höhepunkt der Berichte über seine Affären und seine Ehekrise eine Turnierpause einlegte, "um ein besserer Ehemann und Vater zu werden", sind die TV-Quoten bei Übertragungen der bisherigen PGA-Turniere um bis zu 50 Prozent eingebrochen.

Natürlich befeuerte der bevorstehende Auftritt des ersten Sport-Milliardärs, der zuletzt eine mehrwöchige Therapie gegen seine Sex-Sucht absolvierte und anschließend mehrere Tage gemeinsam mit seiner nur zunächst scheidungswilligen Frau Elin verbracht haben soll, auch Spekulationen über eine zeitnahe Rückkehr des Idols.

Experten erwarten dabei, dass Woods noch vor dem US Masters in Augusta (8. bis 11. April) entweder bei der WGC-WM in Doral (11. bis 14. März) oder in Orlando (25. bis 28. März) antreten wird. Seine Kollegen bei der laufenden Matchplay-WM in Marana begrüßten die Entwicklung nach der wochenlangen Funkstille.

Kollegen geteilter Meinung über aufkommenden Medienrummel

"Es ist erfreulich, dass Tiger für alle wenigstens wieder zu sehen ist", meinte British-Open-Sieger Stewart Cink, und sein irischer Weltklasse-Kollege Padraig Harrington lobte die Woods-Strategie der einseitigen Begegnung mit den Medien: "Für ihn ist es besser, einen solchen Termin kontrollierbar zu halten. Die Fragen werden kommen, und er wird nicht immer ausweichen können, aber im Moment ist es klüger, sich solchen Situationen wieder mit kleinen Schritten zu nähern."

Der Weltranglistenachte Rory McIllroy hingegen sieht in der Terminierung eine Retourkutsche von Woods gegen einen wegen der Affären ausgestiegenen Ex-Werbepartner, der in Marana als Hauptsponsor fungiert: "Ab Freitag sprechen wieder alle über Tiger, niemand spreicht mehr über das Turnier. Damit zahlt Tiger vieles heim."

Für Finchem dagegen ist nur die generelle Medienpräsenz von Bedeutung. "Viele Menschen werden nach Freitag die Golf-Übertragungen alleine deshalb schauen, um die Reaktionen der Golf-Welt auf Tigers Erklärung zu sehen. Alleine das ist eine gute Nachricht."

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