Twitter-Gott mit Schweinegrippe

Von Florian Regelmann
Stewart Cink besiegte sein Kindheits-Idol Tom Watson
© Getty
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5. Martin, du bist der Mann für Hazeltine! US Open, BMW International Open, French Open, Scottish Open, British Open - der dumme Kalender hat möglicherweise den ersten Major-Sieg von Martin Kaymer verhindert. Der Deutsche, der nach zwei Runden in aussichtsreicher Position war, schleppte sich am Wochenende völlig entkräftet über den Platz. Kaymer hatte nach fünf Wochen Turniergolf am Stück nichts mehr im Tank.

Mit dem geteilten 34. Rang holte er sich dennoch seine bislang beste Platzierung bei einem Major. Kaymer kommt dem ganz großen Triumph immer näher. Ich schreibe es jedes Mal, also auch jetzt wieder: Es ist einzig eine Frage der Zeit. Bei der PGA Championship in Hazeltine ist mit "M-Kay" auf jeden Fall zu rechnen. Bis dahin ist er auch wieder gut erholt. Kaymer macht nämlich nun zwei Wochen Pause und kehrt dann beim Bridgestone Invitational in den USA auf die Tour zurück.

4. Tiger, du bist immer im Rough! So langsam verstehe ich das nicht mehr. Drei Majors sind 2009 vorbei und Tiger hat kein einziges gewonnen. Das geht so nicht! Während er beim Masters und bei den US Open wenigstens nahe dran war, verpasste Woods in Turnberry sogar den Cut. Es war erst das zweite Mal in seiner Profi-Karriere, dass Woods einen Cut bei einem Major nicht überstand. Woods spielte in Runde zwei die Löcher 8-13 in sieben über Par und sorgte für den Schock der Woche.

Eineinhalb Stunden lang ging bei Tiger überhaupt nichts. Es war surreal. Und dann wurde an der 10 nach einem wilden Abschlag sein Ball nicht gefunden. Da stehen so viele Zuschauer und der Ball wird nicht gefunden. Kaum zu glauben. Natürlich ist Tiger trotz allem auch für die PGA Championship wieder der große Favorit. Aber eines ist spätestens jetzt klar: Woods hat riesige Probleme vom Tee. Auch der vielleicht größte Sportler aller Zeiten gewinnt keine Turniere aus dem Gestrüpp.

3. Stewart, du nervst! Es ist nicht böse gemeint, aber mir geht es langsam auf die Nerven, dass immer irgendeiner kommt und hier die tollen Geschichten kaputt macht. 2008, British Open: Der 53-jährige Greg Norman kommt aus dem Nichts, gewinnt aber nicht. Wer zerstört alles? Harrington. 2009, Masters: Der 48-jährige Kenny Perry steht kurz vor seinem ersten Major-Triumph. Wer zerstört alles? Angel Cabrera. 2009, US Open: David Duval, die Nummer 882 der Welt, schnuppert am Sieg. Wer zerstört alles? Lucas Glover.

Und jetzt eben der Oberklopfer in Turnberry. Tom Watson hätte mit 59 Jahren für den größten Tag in der Golf-Geschichte sorgen können. Wer zerstört alles? Stewart Cink. Ein 36-Jähriger Typ aus Alabama, zu dessen Hobbys Bergwandern und Campen gehören. O-Ton aus Turnberry kurz vor dem Ende: "Cink wird gleich zum meist gehassten Mann im Universum."

2. Stewart, du hast es verdient! Ich nehme alles zurück. Stewart Cink ist natürlich ein völlig verdienter Sieger und er ist sogar eine coole Socke. Es ist ja zuerst einmal nicht so, dass mit Cink ein Nobody gewonnen hat. Cink gehört seit langem zu den Top-Spielern auf der US PGA Tour. In gewisser Weise war er fällig für einen Major-Sieg. Was aber viel wichtiger ist und viele nicht wissen dürften: Cink ist nicht so langweilig, wie er im TV vielleicht rüber kommt.

Dass viele Sportler mittlerweile twittern, ist bekannt. Im Golf war Cink einer der Ersten, die das Twittern entdeckt haben. Er hat aktuell weit über 500.000 Follower. In Turnberry twitterte Cink unter anderem, dass er wohl die Schweinegrippe bekommen habe und äußerte sich noch 24 Stunden vor der Finalrunde über den "Kondom-Automaten" in der Kabine.

1. Old Tom, du bist mein Held! Als Tom Watson nach seiner bitteren Niederlage im Stechen vor die Journalisten trat, zeigte er seine ganze menschliche Klasse. "Das ist hier keine Beerdigung", sagte Watson. Und als er nach einer Headline gefragt wurde, die die Ereignisse am besten zusammenfassen würde, meinte er: "Der Grufti hätte es fast gepackt." Mein Gott, der Grufti hätte es echt fast gepackt. Als Watson den Putt zum Sieg an der 18 verzitterte, fühlte die ganze Welt mit ihm.

Jeder hätte dem 59-Jährigen den sechsten British-Open-Titel gegönnt. 32 Jahre nachdem er sich - in Turnberry - ein legendäres Duell mit Jack Nicklaus geliefert hatte, drehte Watson die Zeit zurück und war 71 Löcher und 3 Schläge lang einfach der beste Spieler im Feld. Und das alles mit einem künstlichen Hüftersatz. Irre. "Ich bin 59 Jahre alt. Da ist so was fast so gut wie Sex", hatte Watson während der Tage in Turnberry über seinen magischen Lauf gesagt. Ein einziger Putt hat zum Happyend gefehlt. Mal schauen, wie sich Old Tom in dieser Woche bei der Senior's British Open gegen Bernhard Langer und Co. schlägt.

Watson verschenkt den Sieg