Schweinsteiger unter Bewährungs-Druck

SID
Fußball, UEFA Cup, Bayern, Schweinsteiger
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Aberdeen - Auf dem Platz bevorzugt Nationalspieler Bastian Schweinsteiger die Offensive, abseits blockt er Fragen zu seiner Situation beim FC Bayern aktuell wie ein Abwehrspieler ab.

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Vor der UEFA-Cup-Partie der Münchner beim FC Aberdeen (Do., 19 Uhr im SPOX-TICKER) äußerte er sich mit Begeisterung über den Fußball auf der britischen Insel: "Sehr schnell, kampfbetont - und die Zuschauer sind da. Das gefällt mir."

Zur eigenen Befindlichkeit verweigerte er dagegen lieber die Aussage: "Über meine Person möchte ich nicht so viel sprechen - bitte", antwortete der 23-Jährige fast flehentlich. "Ich bin ein Teil des Teams, das ist das Wichtigste", ergänzte er noch.

Doch ist für den 48-maligen Nationalspieler noch Platz in der sündhaft teuren Mannschaft des Bundesliga-Spitzenreiters? Schweinsteiger spielt und kämpft beim FC Bayern um seine Zukunft, auch in Aberdeen, wo er sich wegen der Verletzung von Franck Ribery erneut beweisen wollte.

Der Leistungswille passt 

"Er steht vollkommen unter Druck", hat Manager Uli Hoeneß beobachtet. Die Verantwortlichen halten sich mit Kritik zurück, und Karl-Heinz Rummenigge versicherte, dass der Rekordmeister weiter mit Schweinsteiger plane und an einer Verlängerung des 2009 auslaufenden Vertrages interessiert sei.

Auch Trainer Ottmar Hitzfeld hielt vor der Partie in Aberdeen schützend die Hand über seinen Ribery-Vertreter. "Bastian wird sehr kritisch gesehen, genauso wie Lukas Podolski, wenn er spielt. Ich sehe das ein bisschen anders", sagte Hitzfeld.

Schweinsteiger steht aber auch intern extrem unter Beobachtung. "Was wir alle wissen und auch er weiß, ist, dass er momentan nicht die Form hat, die wir uns wünschen und er sich wünscht", sagte der nach Schottland mitgereiste Vorstands-Berater Paul Breitner. "Aber", fügte der Weltmeister von 1974 hinzu: "Der entscheidende Punkt ist, die Leistungsbereitschaft und der Leistungswille sind da."

Auf Dauer jedoch werden Wollen und Talent nicht ausreichen, um den hohen Ansprüchen zu genügen. Franz Beckenbauer glaubt, dass Schweinsteigers Spielweise für die Gegner inzwischen viel zu leicht auszurechnen ist.

Im Hintergrund lauert Kroos 

"National kennt man ihn und durchschaut ihn - man weiß, was kommt", sagte der Vereinspräsident. Einst war es beim FC Bayern und auch in der Nationalmannschaft Schweinsteigers Stärke, von links nach innen zu ziehen und aus der Distanz aufs Tor zu schießen.

Inzwischen kommt Schweinsteiger kaum noch zum Abschluss - sein 2:1-Siegtor am 20. Oktober 2007 beim VfL Bochum ist der einzige Bundesliga-Saisontreffer. Von den Teamkollegen kommt dennoch reger Zuspruch.

"Dass Bastian ein außergewöhnlicher Fußballer ist, steht außer Frage", betonte Nationalmannschafts-Kollege Philipp Lahm. Und der Brasilianer Lucio meinte: "Ein Team funktioniert so: Wenn es bei einem nicht gut läuft, müssen ihm die anderen Kollegen helfen."

In erster Linie aber muss sich Schweinsteiger selbst helfen und aus der Abwärtsspirale befreien. Denn im Hintergrund lauert schon ein Jüngerer, der die Zukunft des FC Bayern verkörpert: Toni Kroos, 18 Jahre jung, und vom Rekordmeister gerade erst mit einem langfristigen Vertrag bis 2012 ausgestattet.

Hitzfeld sieht in dem besten Spieler der letztjährigen U-17-Weltmeisterschaft ein Jahrhunderttalent: "Toni wird seinen Weg bei Bayern München machen."

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