A gmahde Wiesn für die Bayern

Von Jan-Hendrik Böhmer
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© Getty

München - Die Älteren unter Ihnen werden sich noch erinnern. 1981 war es, der UEFA-Cup war noch eine echte Hochglanz-Ausgabe mit tollen Klubs und erheblichem Prestige. Die Gelddruckmaschine Champions League gab es damals ja noch nicht.

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Im UEFA-Cup-Endspiel also hatte man Klubs wie Inter Mailand erwartet oder den Hamburger SV. Oder zumindest einen damals noch famosen 1. FC Köln.

Aber wer stand sich da in zwei Finalspielen gegenüber? Ipswich Town, ein Arbeiterklub aus dem Süden Englands, Spitzname "The Tractor Boys" und der AZ Alkmaar, die kleinste aller Nummern aus Holland.

Rund ein Vierteljahrhundert später mucken die Kleinen jetzt erneut groß auf - und lassen die deutschen Klubs schon mal kräftig die Hände reiben.

Beim aktuellen Favoritensterben brechen auch für alle Wettbüros goldene Zeiten an. Die Bilanz des Schreckens, nach nur einer gespielten Runde: Die CL-Größe Ajax Amsterdam: raus. Ex-CL-Teilnehmer RC Lens: raus. Ex-CL-Teilnehmer Blackburn Rovers: raus. Italiens Macht US Palermo: raus - und zwar zusammen mit FC Empoli und Sampdoria Genua. Auch der FC Brügge, früher eine Hausmarke der Königsklasse, scheiterte bereits an einem vermeintlich kleinen Gegner (SK Brann Bergen).

Bundesliga-Teams auf Kurs

Immerhin konnten sich die vier Bundesliga-Teams trotz einiger Schwächen erwartungsgemäß durchsetzen - auch wenn Leverkusen (gegen Leiria) und Nürnberg (gegen Rapid Bukarest) dabei wichtige Punkte in der Fünfjahreswertung verschenkten.

Trotzdem wirft das Favoritensterben die Frage auf: Wer soll eigentlich den Bayern gefährlich werden? "A gmahde Wiesn", sagt man in Bayern zu einer sicheren Sache. Und zu der könnte sich die UEFA-Cup-Saison für den FCB entwickeln.

Dünne Favoriten-Schaar

Zugegeben: Ein paar große Namen verbleiben dann doch noch im Topf der möglichen Gruppengegner. So warten mit Tottenham und dem FC Everton gleich zwei starke Vertreter aus England auf die deutschen Klubs. Doch selbst Mitfavorit Tottenham hat sich in der heimischen Premier League bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Dort steht der Ex-Klub von Jürgen Klinsmann nach acht Spieltagen sogar auf einem Abstiegsplatz.

Und selbst wenn den deutschen Teams mit dem AC Florenz, Galatasaray Istanbul oder Atletico Madrid ein Top-Klub zugelost wird, darf die Gruppenphase kein Problem sein. Schließlich genügt schon der dritte Tabellenplatz zum Weiterkommen, was in etwa zwei Siegen aus vier Spielen entspricht.

Harte Brocken nicht in Sicht?

Das Erreichen der K.o.-Runde ist also Pflicht. Doch was dann? Hier könnten dann allmählich die ersten richtigen Brocken auf die Bundesligisten warten. Könnten. Zwar sind der FC Liverpool, Milan oder Lazio momentan die Drittplatzierten ihrer Champions-League-Gruppen, wirklich zu erwarten sind die Teams im UEFA-Cup aber nicht. Dann schon eher Kaliber der Kategorie Slavia Prag, der VfB Stuttgart oder Sporting Lissabon.

Dem FC Bayern sollten all diese Namen keine Angst einflößen. Und so ist zu hoffen, dass nach der bisher mageren Ausbeute in der Champions League wenigstens der UEFA-Cup fest in deutscher Hand bleibt.

Auf ein Finale FC Mlada Boleslav gegen Sporting Braga können wir bei aller Wertschätzung verzichten. Dann doch lieber Bayern gegen den HSV.

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