Kun und die Hände Gottes

Von Richard Rother
Fußball, Primera Division, Real, Casillas
© Getty

München - Mit einer für die Gegner fast schon unerträglichen Leichtigkeit marschierte Real Madrid durch die Hinrunde.

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Doch zuletzt stockte der Motor und in der Copa del Rey sind die Galaktischen gestolpert. Einer ist diesbezüglich ganz besonders frustriert: Keeper Iker Casillas. 

Kochend stapfte der 26-Jährige nach dem 0:1 gegen RCD Mallorca vom Platz und verabschiedete sich fluchend mit "Joder!" (Scheiße!) in die Umkleidekabine. Dabei hatte er einen guten Job gemacht - wie immer.

In der Primera Division haben sich die gegnerischen Stürmer in den letzten fünf Partien die Zähne an ihm ausgebissen, darunter namhafte Vertreter ihrer Zunft wie Barcelonas Superstars Samuel Eto'o und Giovani, Diego Milito von Saragossa und Altmeister Joseba Etxeberria von Athletic Bilbao.

Die Gummiwand im Tor 

Die "Hände Gottes" titelte die "Marca", nachdem Casillas in der Liga bereits 468 Minuten ohne Gegentor geblieben ist - persönlicher Rekord. Das letzte Mal musste er hinter sich greifen, als Racings 1,67-Meter-Sturmzwerg Pedro Munitis am 14. Spieltag die rechte Klebe auspackte.

Zum Auftakt zur Rückrunde muss sich die Elf von Bernd Schuster auswärts für das Copa-Debakel rehabilitieren. Die Anreisezeit dabei wird aber minimal sein, denn der Gegner wartet im Vicente-Calderon-Stadion: Stadtrivale Atletico Madrid (So., 19 Uhr im LIVE-TICKER).

In den letzten Aufeinandertreffen waren die Rojiblancos immer ein dankbarer Gegner für die Königlichen. Seit 1999 konnte die Mannschaft von Trainer Javier Aguirre nicht mehr gegen Real gewinnen - selbst im eigenen Stadion nicht.

Auch diesmal gehen die Hausherren als Außenseiter in die Partie. Den Grund dafür kennt Schuster selbst am besten. "Die Abwehrreihe Ramos, Pepe, Cannavaro und Heinze ist das Beste, was Europa derzeit zu bieten hat." Das, kombiniert mit dem Sturmtrio Ruud van Nistelrooy, Raul, Robinho und der lebendigen Gummiwand Casillas im Tor, lässt die meisten Gegner vor Ehrfurcht erstarren.

Unbekümmerter Optimismus 

Nicht so aber Atleticos Wunderkind Kun Agüero. Der argentinische Dribbelkünstler spielte Reals Abwehr beim letzten Aufeinandertreffen bereits in der ersten Minute schwindelig und übte sich in Blasphemie. Raul und Wesley Snejder bogen mit ihren Treffern die Partie zu Gunsten der Königlichen um.

Vor dem Gipfeltreffen gibt sich Kun bescheiden optimistisch: "Casillas zu bezwingen wird sicherlich schwierig werden. Unmöglich ist es aber nicht", sagte der Argentinier. Er weiß ja, wie es geht.

Schützenhilfe bekommen die Rojiblancos vom Verletzungsteufel, der im Bernabeu-Stadion sein Unwesen zu treiben scheint. Gabriel Heinze, Javier Saviola, Christoph Metzelder, Arjen Robben, Roberto Soldado und Javier Balboa sind angeschlagen.

Ein Remis nützt keinem etwas 

Mahamadou Diarra verstärkt die Abwehrreihe Malis im Africa-Cup und 30-Millionen-Euro-Mann Pepe ist mit einem Hämatom im rechten Bein fraglich. Auf der anderen Seite kann Aguirre aus dem Vollen schöpfen.

Was es heißt, ein Stadtderby zu spielen, weiß Aguirres Trainerkollege Schuster bestens. 14 Madrider Derbys hat Schuster als Spieler erlebt, sechs davon als Madridista, acht im Dress der Colchoneros.

Auf der Seite Reals ist der blonde Engel nie als Verlierer vom Platz gegangen - ein gutes Omen für Schuster, der zum ersten Mal als Trainer im Calderon Platz nehmen darf.

Mit einem Sieg kann Real Barcelona weiterhin sieben Punkte auf Abstand halten. Atletico wiederum würde Espanyol in Schach halten und den dritten Platz in der Tabelle verteidigen. Wie auch immer: "Ein Unentschieden nützt keinem etwas", titelte die "Marca". Vielmehr würden wohl erstmals die kritischen Stimmen gegenüber Schuster Überhand nehmen.

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