"Vergleiche mit Pele mag ich nicht"

Von Interview: Leonardo Scheinkman
Robinho, Daumenlutscher
© Imago

München - Einmal im Trikot von Real Madrid spielen - der Traum eines jeden Fußballers. Für viele bleibt er unerfüllt, für Robinho ist er Wirklichkeit geworden.

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Im August 2005 wagte der damals 21-jährige Brasilianer den großen Schritt vom FC Santos zu den Königlichen, kam aber lange Zeit nicht zurecht. Genialen Auftritten des begnadeten Technikers folgten grauenhafte Spiele, mit denen Robinho die Fans gegen sich aufbrachte.

Erst seit der Verpflichtung von Real-Coach Bernd Schuster fühlt sich Robinho in Madrid richtig wohl. Im Interview mit SPOX.com spricht Robinho über den blonden Engel, wilde Partys und die Vergleiche mit Superstar Pele.

 

SPOX: Die Fans lieben Ihr Können am Ball. Wie wird man ein Ballkünstler: mit viel Übung oder reicht das Talent aus?

Robinho: Ich brauche viel Übung, zehre aber auch von meinem Talent. Der Ball wurde mir in die Wiege gelegt. Ich überlege nicht lange, wie ich meinen Gegenspieler austanzen will. Es passiert einfach. Meistens geht alles sehr schnell. 

SPOX: Sie haben in ganz jungen Jahren beim Hallenfußballteam Portuarios gespielt, 1993 in einer Saison gar 73 Tore erzielt.

Robinho: Durch die Zeit beim Futsal konnte ich meine Technik schon in frühen Jahren ständig verbessern. Beim Futsal wird auf engstem Raum sehr schnell gespielt. Wer nicht mit dem Ball umgehen kann, ist verloren. Futsal ist ideal, um Technik und Reaktionsschnelligkeit zu trainieren.

SPOX: Sie sind in Brasilien in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Hat Ihnen Ihre schwierige Kindheit geholfen, das Leben auf dem Fußballfeld nicht ganz so ernst zu nehmen?

Robinho: Die Strukturen in Brasilien reichen oft nicht aus, um junge Talente zu formen und sie auf die große Fußballwelt vorzubereiten. Aber in den großen Vereinen wie dem FC Santos, wo ich 2002 meine Karriere begonnen habe, wird alles getan, um aus jungen Spielern Stars zu machen. Aber das ist nicht alles: es wird auch sehr genau auf die menschliche Entwicklung geachtet.

SPOX: Alle großen brasilianischen Spieler werden mit Pele verglichen. Das ist bei Ihnen nicht anders. Welche Beziehung haben Sie zu Pele?

Robinho: Wir haben beide für den FC Santos gespielt. Er hat mir geholfen, dort Fuß zu fassen. Die Vergleiche mit ihm mag ich aber nicht. Pele ist Pele und Robinho ist Robinho.

SPOX: Bei Santos wurden sie verehrt. Stimmt es, dass die Entführung Ihrer Mutter 2004 ausschlaggebend für Ihren Wechsel nach Europa war?

Robinho: Ja. Die mangelhafte Sicherheit in Brasilien hat mich bei meiner Entscheidung beeinflusst, zu Real Madrid zu wechseln. Aber vielmehr wollte ich meinen Traum verwirklichen, für einen Verein wie Real Madrid zu spielen. Ich möchte bei Real zum besten Spieler der Welt werden.

SPOX: Sie spielen seit Sommer 2005 in Madrid und haben schon viele Trainer erlebt. Derzeit sitzt Bernd Schuster am Ruder. Was für ein Typ ist Schuster?

Robinho: Jeder Trainer hat seinen eigenen Stil erfolgreich zu sein. Ich war in Madrid nicht immer vom Glück verfolgt. Bernd Schuster hat mir sehr geholfen. Er lässt mich auf meiner Lieblingsposition spielen. Er redet viel mit mir gibt mir gut gemeinte Ratschläge. Er hat großen Anteil an meiner bisher guten Saison. Ich habe ihm viel zu verdanken.

SPOX: Im Oktober 2007 sorgten Sie und ihr Teamkollege Julio Baptista für negative Schlagzeilen, als sie nach einer Party mit der brasilianischen Nationalmannschaft zu spät in Madrid eintrafen und von Schuster für ein Spiel suspendiert wurden.

Robinho: Die Sache ist vergessen. Ich habe nie nach Entschuldigungen für meine verspätete Ankunft gesucht. Ich hab mich damals bei Schuster für mein Verhalten entschuldigt. Er hat es akzeptiert. Eines steht fest: ich werde nie wieder zu spät kommen.

SPOX: Sind Sie nach zweieinhalb Jahren endlich in Madrid angekommen?

Robinho: Ich denke schon. Real Madrid ist einer der größten Klubs der Welt. Der Druck ist sehr groß. Es gibt Spieler, die brauchen länger als andere, um sich zu akklimatisieren. Ich habe etwas länger gebraucht, aber jetzt bin ich voll da.

SPOX: Warum haben Sie so lange gebraucht?

Robinho: In Spanien wird anders Fußball gespielt als in Brasilien. Die Verteidiger gehen in der Primera Division kompromissloser zu Werke. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Inzwischen komme ich damit aber gut zurecht.

SPOX: Sie sind auch in der Selecao mittlerweile eine feste Größe. Brasilien hat die Copa America 2007 gewonnen, obwohl viele Stars nicht dabei waren (Lucio, Ronaldinho, Kaka und Ronaldo, d. Red.). Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Robinho: Ohne Zweifel gibt es in Brasilien unglaublich viele gute Spieler. Mehr als in anderen südamerikanischen Ländern. Außerdem haben wir mit "Professor" Dunga einen sehr guten Trainer.

SPOX: Sie waren einer der überragenden Spieler bei der Copa America und sind seitdem in Brasilien ein Star wie Ronaldinho oder Kaka. Wie gehen Sie mit dem Rummel um Ihre Person um?

Robinho: Als Prominenter muss man damit rechnen, dass man von Paparazzi verfolgt wird. Aber die Leute respektieren mich. Und es ist mir jedes Mal eine große Freude, ein Kind mit einem Autogramm glücklich zu machen.     

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