"Ich war immer für die Mannschaft da"

Von Matthias Faidt
Zdravko Kuzmanovic stand in der laufenden Spielzeit in 14 Pflichtspielen für Inter auf dem Feld
© getty
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SPOX: Momentan fehlen Inter die schillernden Figuren und internationalen Superstars wie es ein Zlatan Ibrahimovic oder Wesley Sneijder waren. Glauben Sie, dass mit dem neuen Präsidenten und Investor Erick Thohir wieder mehr Investitionen in Stars getätigt werden?

Kuzmanovic: Ich glaube schon. Aber auch da muss man Geduld haben. Der Präsident hat etwas vor mit dem Verein, dass wird man sicher die nächsten Jahre spüren.

SPOX: Haben Sie dem neuen Klub-Eigner schon die Hand geschüttelt und mit ihm gesprochen?

Kuzmanovic: Ja, er war schon da, hat uns alle begrüßt und mit uns ein wenig geplaudert. Viel aber nicht, da es mit den Spielen zurzeit Schlag auf Schlag geht - da bleibt für so etwas keine Zeit.

SPOX: Der italienische Fußball hat in den letzten Jahren an Glanz verloren. Milan schwächelt, Lazio scheitert in der Europa League an einem bulgarischen No Name und auch Inter hat abgebaut. Wo liegen die Probleme?

Kuzmanovic: Klar, der italienische Fußball steht nicht mehr dort, wo er schon einmal war. Aber ich glaube, das ist nur eine Phase, weil viele Klubs gerade Probleme haben. Doch ich kann nur betonen, wie schwer es ist, in der Serie A zu spielen. Taktisch gesehen ist sie immer noch eine der besten Ligen der Welt. Ich zweifle nicht daran, dass die internationalen Erfolge in ein paar Jahren wieder kommen werden. Auch wenn es schwieriger ist, mit einem Champions-League-Startplatz weniger.

SPOX: Sie haben selbst einmal gesagt, in Italien sei es "brutaler".

Kuzmanovic: Die Spieler hier sind viel cleverer und es ist definitiv schwerer, ein Tor zu schießen. Auch die kleinen Klubs sind taktisch perfekt eingestellt. In Deutschland geht jedes Team mit der Mentalität in die Partie, gewinnen zu wollen. Mainz oder Nürnberg genauso wie die Bayern. Dann passiert es, dass man einen 2:0-Vorsprung verspielt und 2:4 verliert. So etwas passiert in Italien vielleicht einmal im Jahr. (lacht)

SPOX: Wenn Sie an ihre dreieinhalb Jahre in Stuttgart denken: An was erinnern Sie sich am liebsten zurück?

Kuzmanovic: Da gibt es viele Sachen! Das Spiel im Camp Nou, der 2:1-Sieg in München oder das 4:4 gegen Dortmund - das werde ich nie mehr vergessen. Ich hatte dort sehr schöne, aber auch schwierige Momente. Ich finde es sehr schade, wie der Klub momentan dasteht. Ich hoffe, der VfB kommt da raus und schafft den Klassenerhalt.

SPOX: Babbel, Gross, Keller, Labbadia - in dreieinhalb Jahren VfB hatten Sie vier unterschiedliche Trainer. Wie schwierig ist das für die Spieler?

Kuzmanovic: Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass man länger an einem Coach festhält. Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie, da ist es schwer, sich jedes Mal umzustellen. Aber es ging einfach immer bergauf und dann wieder bergab mit den Ergebnissen, ich weiß auch nicht, woran das gelegen hat. Da hat nicht immer nur der Trainer Schuld, das hat auch ein bisschen an uns gelegen.

SPOX: Am Ende Ihrer Zeit bei den Schwaben hat Ihnen Fredi Bobic mangelnden Teamgeist vorgeworfen. Wie konnte es zu diesen Anschuldigungen kommen? Haben Sie das mit ihm geklärt?

Kuzmanovic: Ich glaube, die Medien haben mich schon ein bisschen falsch dargestellt. Ich bin jemand, der seine Meinung sagt, auch wenn es mal nicht gut läuft, weil ich gewinnen will - das ist das Wichtigste im Fußball. Man sieht es heute an Stuttgart. Die brauchen jetzt eine Siegermentalität in der Situation, in der sie momentan sind. Was ich von mir sagen kann: Man muss als Spieler ehrgeizig sein und auf dem Platz stehen wollen. Es gab Phasen, wo ich vielleicht nicht der Meinung von Trainer und Sportdirektor war. Aber ich war immer für die Mannschaft da und habe alles gegeben. Am Schluss ist es das, was zählt.

SPOX: Also nur ein Missverständnis?

Kuzmanovic: Die Medien haben mich als bösen Jungen dargestellt. Wer mich aber persönlich kennt, wird das Gegenteil sagen. Damit musste ich einfach leben. Persönlich hatte ich mit Bobic aber nie Probleme.

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