Beckenbauer: "Keine Stimmen gekauft"

SID
Franz Beckenbauer (l.) bereut Handlungen aus der Vergangenheit
© getty

Franz Beckenbauer hat sein Schweigen gebrochen und einen fragwürdigen Deal mit der FIFA bezüglich eines WM-Zuschusses als Fehler bezeichnet. "Für diesen Fehler trage ich als Präsident des damaligen Organisationskomitees die Verantwortung", teilte Beckenbauer in einem Statement, nachdem er zuvor am Montag im Zuge der WM-Affäre vor der externen Untersuchungskommission des Deutschen Fußball-Bundes ausgesagt hatte, mit.

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Das öffentliche Verhalten anderer Beteiligter bezeichnete der 70-Jährige als "unsäglich" - offenkundig eine klare Kritik am früheren DFB-Boss Theo Zwanziger. In dem knappen Schreiben, das weiterhin die genauen Hintergründe der Affäre im Dunkeln lässt, erklärte Beckenbauer: "Es wurden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2006 zu bekommen." Gleichwohl räumte er ein, dass - auf Verlangen des Weltverbandes - eine Vereinbarung welcher Art auch immer mit der FIFA zustande gekommen sei.

"Um einen Finanzierungszuschuss der FIFA zu erhalten, wurde auf einen Vorschlag seitens der FIFA-Finanzkommission eingegangen, den die Beteiligten aus heutiger Sicht hätten zurückweisen sollen", schrieb Beckenbauer.

Kein Licht ins Dunkel gebracht

Auf die im Raum stehende angebliche 6,7-Millionen-Euro-Zahlung des früheren adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus, der im Gegenzug ein 170-Millionen-Zuschuss seitens der FIFA folgen sollte, ging Beckenbauer nicht direkt ein. Dennoch deckt sich die Schilderung des "Kaisers" im Kern mit jener des unter Beschuss geratenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach. Beckenbauers Äußerungen bringen somit nichts wirklich Neues ans Licht, alle zentralen Fragen bleiben offen.

Niersbach hatte auf einer denkwürdigen Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag mit Hinweis auf persönliche Erinnerungen von Beckenbauer an ein Treffen 2002 mit Blatter in der Zentrale des Weltverbandes FIFA eine angebliche Millionenzahlung von Dreyfus erläutert. Demnach habe Blatter die Zahlung gegenüber Beckenbauer zur Bedingung für einen späteren 170-Millionen-Euro-Zuschuss der FIFA für die deutschen WM-Macher erklärt, ehe Dreyfus für das WM-OK gegen einen Schuldschein Beckenbauers in Vorleistung gegangen sei. Blatter bestritt eine solche Forderung.

Dass mit der FIFA-Finanzkommission ein Deal zustande gekommen sei, passt zu den Schilderungen des "Kronzeugen" Zwanziger. Dieser hatte den katarischen Strippenzieher Mohamed Bin Hammam als Empfänger der Dreyfus-Millionen im Jahr 2002 genannt - und sich dabei auf ein Gedächtnisprotokoll zu einem Telefonat mit dem früheren OK-Vizepräsidenten Horst R. Schmidt berufen. Der mittlerweile lebenslang gesperrte Bin Hammam saß in betreffender Zeit in der FIFA-Finanzkommission. Schmidt bestreitet, Bin Hammam explizit als Empfänger genannt zu haben.

Beckenbauer will sich nicht weiter äußern

Beckenbauer, das machte er am Montag unmissverständlich klar, wird nun erst mal schweigen. "Um die weiteren Befragungen nicht zu beeinträchtigen, werde ich mich anders als andere Beteiligte, deren Verhalten ich teilweise als unsäglich empfinde, derzeit nicht weiter äußern. Damit entspreche ich auch einer Bitte der externen Untersuchungskommission", heißt es in seinem Statement.

Dies ist ein klarer Schuss gegen Zwanziger, der mit seinen Schilderungen im Spiegel zum selbsternannten Aufklärer und damit zum Gegenspieler der DFB-Elite um Präsident Niersbach geworden war. "Das Organisationskomitee hatte 2002 einen eigenen Haushalt, der Geldtransfer, der da in Rede steht, ist heimlich und damit auch ein Stück illegal erfolgt. Das ist die Bezeichnung für eine schwarze Kasse", sagte er am Sonntag Spiegel TV. Es gebe "überhaupt keinen Zweifel daran, dass dies eine schwarze Kasse ist".

Der Ausgang dieser Geschichte liege für ihn "im richtig verrotteten System der FIFA, in das Franz Beckenbauer hineinstolpern musste, um überhaupt eine Chance zu haben, die WM nach Deutschland zu holen".

Beckenbauer bestätigte dies mit seinem Schreiben vom Montagabend ein Stück weit.

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