Who the fuck is Ibra!

Von SPOX
Zlatan Ibrahimovic wurde am Sonntag vom AC Mailand als Neuzugang präsentiert
© Getty

Mailand ist ganz gaga wegen Ibrahimovic, Buffon will sich Juventus gar nicht mehr anschauen. Joe Cole klebt das Pech an den Füßen. Ronaldo wird von der heimischen Presse gefoppt und Guardiola denkt nicht immer das, was er sagt. Oder andersrum?

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

Von Oliver Birkner

Ibrahimovic Day: Er stieg mit Frau Helena und Hund Trustor aus dem Privat-Flieger, es folgte Milan-Geschäftsführer Adriano Galliani. Anschließend entwickelte sich der Sonntag in Mailand zum "Ibrahimovic Day". Inter-Fans beschimpften ihn als Söldner, die Milanisti feierten ihn als neuen Messias und verfielen bei der Präsentation von Zlatan Ibrahimovic in einen euphorischen Rausch. "Ich werde so lange hier bleiben bis wir alles gewonnen haben. Milan ist einer der größten Klubs der Welt, größer als Barcelona", gab der Schwede bekannt. Später grinste Ibra auf der Tribüne des San Siro neben Galliani und Silvio Berlusconi um die Wette, als sich Milan mit den überragenden Ronaldinho und Pato zu einem 4:0 über Sparrings-Partner Lecce zauberte. Ibrahimovic, Pato und Dinho - fraglos gehört dieses Trio jetzt zu einem der spielstärksten Attacken Europas. Am Montag absolvierte der Schwede den Medizintest und flog dann zur Nationalelf. Und wer weiß, ob er sich zuvor bei den neuen Kollegen so vorstellte wie 2004 bei Juventus: "Ciao, ich bin Zlatan. And who the fuck are you?"

Von wegen Neubeginn: Einen Ibrahimovic hätte Juventus beim Saisonstart sicher gut gebrauchen können. Das Team wurde nach der vergangenen Katastrophensaison für über 60 Millionen Euro runderneuert, es sollen noch ein Verteidiger (die Ausleihe von Arsenals Traore steht kurz vor dem Vollzug) und ein Stürmer (Interesse besteht an Borriello, Benzema und Forlan) kommen. Nach einer mäßigen Leistung in Bari verlor der Rekordmeister jedoch 0:1, die erste Auftaktniederlage seit 1982. Ein herrlicher Neubeginn sieht sicher anders aus. Der verletzte Keeper Gigi Buffon hatte es wohl geahnt: Als Mitbesitzer seines Heimatklubs Carrarese weilte er lieber bei der Viertliga-Partie der Toskaner, die immerhin einen Punkt holten.

Wettmanipulation ausgeschlossen: Mit seinem Sieg-Treffer gegen Juventus machte Massimo Donati (er wurde nach 16 Minuten eingewechselt) nicht nur die Bari-Fans glücklich. Kurz vor Spielbeginn erhielt Donati folgende SMS von einem Kumpel: "Im Videotext steht, dass du auf der Bank sitzt. Ich habe trotzdem auf ein Tor von Dir und ein 1:0 von Bari gewettet!" Fiese Manipulation eines asiatischen Wettrings scheint in diesem Fall ausgeschlossen. Wetten auf die erste Trainerentlassung der Saison werden auch nicht mehr angenommen. Denn noch vor dem ersten Spiel entließ Bologna Coach Franco Colomba. "Er vertritt nicht die Strategie des Vereins", gab der neue Präsident als Grund an. "Hier herrscht der absolute Wahnsinn", sagte Colomba nach dem Rauswurf und meinte damit wohl - die Strategie des Vereins.

 

Premier League

Von Raphael Honigstein

Cole's Law: Es gibt bereits brauchbare Kandidaten für den Titel "Mann der Saison" - Joe Cole gehört aber mit Sicherheit nicht dazu. Für den Neu-Liverpooler ist bisher alles schief gegangen, was schief gehen kann. Zuerst wurde er von Ex-Coach Ancelotti indirekt als leicht unterbelichtet hingestellt ("Yossi Benayoun und Joe sind unterschiedlich. Benayoun ist ein intelligenter Spieler"), dann flog er in seinem Debütspiel für die Reds zurecht vom Platz. Drei Wochen Sperre galten leider nicht für die Europa League, wo Joe gegen Trabzonspor einen Elfmeter versemmelte. In der Zwischenzeit verlor er auch noch seinen Führerschein - er wurde mit Tempo 170 geblitzt, 100 km/h wären erlaubt gewesen. Sein Anwalt schaffte es zwar, das Verbot vorübergehend aufzuheben - seiner nach einem Car-Jacking in London "traumatisierten" Frau seien öffentliche Verkehrsmittel nicht zuzumuten, argumentierte der Jurist - doch was Fabio Capello angeht, scheint die Situation endgültig verfahren. Der Nationaltrainer hat Cole schon wieder nicht für die EM-Qualifikationsspiele nominiert. Vielleicht ist das angesichts seiner momentanen Verfassung für alle Beteiligten das Beste.

Willkommen im Neanderthal: Weitaus besser läuft es momentan für Andy Carroll. Der 21-jährige Stümer von Newcastle United traf beim Auswärtsspiel gegen die Wolverhampton Wanderers schon zum vierten Mal in dieser Saison. Kein Wunder, dass auf der Insel schon nach seiner Nominierung für die Nationalelf geschrien wird. Der 1,91 Meter große (Stadt-)Tarzan mit dem Pferdeschwanz bedient ur-englische Sehnsüchte nach einem "big man" im Sturm, muss aber erstmal in der U 21 ran. Noch ein paar Tore mehr, und Capello wird sich nicht mehr gegen ihn wehren können. Ob Carroll aber wirklich den so dringend benötigten Weltklasse-Partner von Wayne Rooney geben kann, wird nicht nur vom "Guardian" bezweifelt: "Leute, die in Carroll die Lösung von Englands Problemen sehen, erinnern an Neanderthaler, die sich nach einem Überfall von außerirdischen Robotern für 1000 Jahre in ihre Höhle zum Nachdenken zurückziehen und danach mit einer etwas größeren Keule wieder rauskommen", schrieb das links-liberale Blatt. Für die kommenden Quali-Spiele wurde übrigens wieder Peter Crouch (2,01 m) nominiert.

Ein Mysterium namens Bebe: Wann redet Alex Ferguson wieder mit der "BBC"? Seit einer Reportage über die zwielichtigen Geschäfte seines damals als Spielerberater tätigen Sohnes Jason boykottiert der Dunkle Ritter den Staatssender. Nach einer Regeländerung der Premier League muss United das Schweigen ab sofort teuer bezahlen, bis zu 75.000 Euro könnten die Nicht-Interviews den Klub bis Ende der Saison kosten. Man wird es verkraften können. Eventuell problematischer für den hoch verschuldeten Klub ist der rätselhafte Transfer von Bebe, dem angeblichen Wunderkind aus Portugal. 9 Millionen Euro hat der in der vergangenen Saison noch in der dritten Liga beschäftigte Junge gekostet, dabei war er erst im Mai ablösefrei zu Vitoria Guimaraes in die erste Liga gewechselt. Waren fünf Tore in der Vorbereitung wirklich neun Millionen wert? Der Trainerstab hat jedenfalls erstmals Sonderschichten verhängt, denn Bebe kam körperlich in äußerst schwacher Verfassung auf die Insel. Der Deal bleibt ein riesiges Mysterium. Vielleicht wäre er sogar eine "BBC"-Reportage wert...

 

Primera Division

Von Paula Villamarin Temperan

Kopf hoch, Real! Immerhin nicht auf Mallorca verloren! RCD hatte in der letzten Saison 15 von 19 Heimspielen gewonnen, da war das 0:0 auf der Insel schon respektabel. Der "Marca" reichte das dennoch nicht. Auf der Montagstitelseite zeigte das Blatt einen enttäuschten Cristiano Ronaldo und schrieb "SIN POLV9RA" - ohne Pulver. Die 9 anstelle des "E" war eine klare Anspielung auf den Portugiesen, der seine beste Szene bei einem Volley-Hackenschuss von der Strafraumgrenze hatte. "Wir haben zu wenig getan, um das Spiel zu gewinnen", sagte ein ernüchterter Jose Mourinho. Mesut Özil und Sami Khedira wurden übrigens erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt, hatten aber einen soliden Start und hätten beinahe für die Entscheidung gesorgt. Ein Khedira-Kopfball (nach Özil-Flanke) strich jedoch am Tor vorbei, ein Özil-Schuss wurde im letzten Moment zur Ecke geblockt. "Dass wir nicht von Anfang an dabei waren, sollte man nicht zu hochhängen. Das ist keine Katastrophe", meinte Khedira hinterher.

Wo Sevilla ist, ist oben: Nach dem CL-Aus gegen Sporting Braga war der FC Sevilla noch das Gespött des gesamten Landes. Das wollte man nicht auf sich sitzen lassen - nach dem 1. Spieltag grüßt das Team von Antonio Alvarez gleich von der Tabellenspitze.Die Primera Division dankt: Sevilla verhinderte durch das 4:1 bei Aufsteiger Levante, dass Barcelona schon wieder ganz oben steht. Der FCB war daran allerdings selbst schuld, schließlich war beim Trainingsspiel in Santander mehr möglich als ein 3:0. Immerhin traf Neuzugang David Villa - ebenso wie die Superstars Lionel Messi und Andres Iniesta, Letzterer mit einem Weltklasse-Heber. Netter Fakt am Rande: Mit Real Betis führt ein weiterer Verein aus Sevilla auch Spaniens zweite Liga (Liga Adelante) an.

Tschüss, ciao, hau rein, Ibra: Guardiolas dreiköpfiger Cerberus ist also schon gut in Form. Ohne Happy End wird dagegen das Kapitel Zlatan Ibrahimovic abgeschlossen. Frisch in Mailand angekommen, zog der Schwede über seinen Ex-Trainer vom Leder. "Wenn ich einen Raum betrete, geht Guardiola hinaus. Ich weiß nicht, ob er vielleicht Angst vor mir hat", sagte Ibra kalt und gab unumwunden zu, dass Guardiola seinen Traum von Barca zerstört habe. Der Barca-Coach selbst war sich keiner Schuld bewusst, wünschte seinem Ex-Spieler von Santander aus alles Gute. "Ich bewundere seinen Einsatz und wünsche im nur das Beste bei seinem neuen Verein. Er ist ein großartiger Spieler", sagte Guardiola. Aber ob er das auch dachte?

Nullnummer zum Auftakt: Noch viel Arbeit für Real