Nie war er so wertvoll

SID
Fußball, EM 2008, Niederlande, van Nistelrooy
© DPA

Lausanne - Fair, fantasievoll, phänomenal - es gibt kaum einen Superlativ, der derzeit nicht auf Ruud van Nistelrooy zutrifft. Der niederländische Nationalstürmer scheint mit 31 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

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Nun will der Ausnahmefußballer, der mit dem PSV Eindhoven, Manchester United und Real Madrid zahlreiche Vereinstitel gewonnen hat, endlich auch im Oranje-Trikot den großen Coup landen.

Berauscht von der bisherigen Vorstellungen des eigenen Teams hat er die EM-Trophäe fest im Visier: "Wir haben gemeinsam dieses Ziel. Dafür trainieren wir jeden Tag."

"Das Team ist mir fast unheimlich" 

Locker, humorvoll und schlagfertig wie selten präsentierte sich van Nistelrooy zusammen mit Bondscaoch Marco van Basten bei der Pressekonferenz vor dem letzten Gruppenspiel der schon für das Viertelfinale qualifizierten Elftal am Dienstag gegen Rumänien (Di., 20.30 Uhr im SPOX-TICKER).

"In den zehn Jahren, die ich für die Nationalmannschaft spiele, habe ich mich noch nie so wohl gefühlt wie jetzt", beschrieb "Van the Man" seine ungetrübte Gemütslage nach den Fußballfesten gegen Italien (3:0) und Frankreich (4:1). "Wir haben die Siege fast ungläubig wahrgenommen", gestand er. "Wir sind selbst überrascht, dass es so gut läuft. Dieses Team ist mir schon fast unheimlich."

Das Turnier beginnt erst jetzt 

Vom Viertelfinale an, in dem sie auf Schweden oder Russland treffen, müssen er und seine kongenialen Mitstreiter mit der Favoritenrolle leben. Damit müsse man sich arrangieren, gab van Nistelrooy zu. Man habe das "so nicht erwartet, weil wir vor der EM nicht in Top-Form waren".

Nun aber gehe alles wie von selbst, das müsse man ausnutzen. "Das Selbstvertrauen ist groß. Und es wäre eine Sünde, nun nachzulassen. Wir müssen jedes Spiel konzentriert angehen", warnte er. Denn: "Das Turnier beginnt jetzt erst richtig."

Vor gut einem Jahr war das alles undenkbar, die Situation eine ganz andere. Nach dem heftigen Streit mit seinem "Idol" van Basten bei der WM in Deutschland war der Welttorjäger von 2002 lange aus dem Kader verbannt worden, ehe der Bondscoach nach mehreren Aussprachen van Nistelrooy im Frühjahr 2007 zurückholte.

Besonderes Gefühl im Oranje-Trikot 

Der Zwist mit van Basten, der ihn beim WM-Aus im Achtelfinale gegen Portugal 90 Minuten auf der Bank hatte schmoren lassen, sei kein Thema mehr, versicherte der 63-malige Nationalspieler (32 Tore). "Das ist alles ausgeräumt."

Im Sinne der Mannschaft, für den Erfolg. Van Nistelrooy ist wieder stolz, den Nationaldress zu tragen. "Immer wenn ich das Oranje-Trikot überstreife, stellt sich bei mir ein besonderes Gefühl ein. Das wird sich auch nie ändern."

Wie wertvoll er für die Elftal ist, bewies er in den ersten EM-Partien eindrucksvoll. Beim Sieg über Italien gelang ihm das wichtige 1:0. Für den Fairness-Pokal empfahl er sich. als er von Torhüter Gianluigi Buffon ins Straucheln gebracht wurde, sich aber nicht fallen ließ, um einen Elfmeter zu bekommen.

Ein Kollektiv an Spielern 

Gegen Frankreich zeigte der Torjäger seine neuen Qualitäten, glänzte als fleißiger Arbeiter und genialer Vorbereiter. Es war zum Mit-der-Zunge-Schnalzen, wie er mit zwei Fußsohlen-Kontakten den Ball zu Arjen Robben zauberte und damit das 2:0 durch Robin van Persie einleitete.

Rafael van der Vaart schwärmt: "Ruud hat unglaublich viel Gefühl im Fuß. Im Training macht er die verrücktesten Sachen mit der Kugel." Bälle halten, verteilen, blitzschnell in die Tiefe spielen, auch das gehöre zu seinen Aufgaben im mit van Basten kreierten neuen System, betonte van Nistelrooy. "Ich lerne ständig dazu.

Auch bei Real unter Bernd Schuster habe ich daran viel gearbeitet." Letztlich sei er froh, dass das mit "großartigen Fußballern" gespickte Team nicht mehr allein von seinen Toren abhängig sei. Überhaupt, das Beste am früher oft zerstrittenen Kollektiv sei der Zusammenhalt: "So gut war es noch nie. Wir spielen wirklich gemeinsam - als Mannschaft."

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