EM

Gescheitert, unauffällig, unerwünscht

Von Andreas Inama
Ein alter Bekannter und die Newcomer Graziano Pelle, Eder, Emmanule Giaccherini (v.l.)
© getty
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Mattia De Sciglio (23 Jahre, AC Milan, Verteidigung)

Auf den ersten Blick ist die Karriere von Mattia De Sciglio kaum von denen anderer junger Spieler zu unterscheiden. Schon im zarten Alter von neun Jahren kickte er in der Jugend des AC Milan und zeigte dort früh, was er drauf hat. 2011 debütiert er mit 19 Jahren bei den Rossoneri. In einer Welt, in der man an YouTube-Videos gemessen und ein Next-Messi nach dem anderen heraufbeschworen wird, wurden auch De Sciglio schon früh viele Lorbeeren zuteil.

Als Außenverteidiger wurde er alsbald als der neue Paolo Maldini bezeichnet. Und der Vergleich ist durchaus nicht abwegig. De Sciglio ist auf der defensiven Außenbahn - sowohl rechts als auch links - zuhause, besticht durch seine ruhige Ausstrahlung auf dem Platz, räumt in der Defensive auf, um im nächsten Moment vorne wieder eine Flanke zu schlagen.

Fußballerisch war De Sciglio nach seiner Debüt-Saison 2011 ein goldener Weg prophezeit worden. Doch in den darauffolgenden Jahren verschwand diese Leichtigkeit, er war nur noch ein Schatten seiner selbst. De Sciglio brach nicht nur spielerisch, sondern auch persönlich ein. Der Leistungsdruck war zu hoch, er hemmte ihn.

Verletzungen warfen den Jungen zurück, bei seinen wenigen Auftritten auf dem Grün agierte er unglücklich. Die Gründe dafür offenbarte er erst vor wenigen Wochen dem Corriere dello Sport: "Ich habe eine schwierige Phase hinter mir. Die Verletzungen und alles rundherum haben mich an den Rand einer Depression geführt. Durch die Geschichte von Buffon und seinen Depressionen wusste ich, dass es Zeit war, etwas zu unternehmen."

Und er tat es auch. Mit Hilfe eines Mental-Trainers arbeitete sich De Sciglio wieder zurück, sowohl als Fußballer als auch als Persönlichkeit. Nach dem Aus von Sinisa Mihajlovic bei Milan, der ihn oft auf die Bank setzte, begann für ihn der zweite Frühling. "Ich habe meine Freude am Leben außerhalb des Platzes wiedergefunden, jetzt kann ich auch wieder auf dem Platz mein Bestes geben."

Wie gefestigt der fast schon ewige Milanista mittlerweile ist, demonstrierte er zuletzt mit seiner starken Vorstellung gegen die Spanier, als er Juanfran, Cesc Fabregas und David Silva aus dem Spiel nahm und über seine Seite auch offensiv immer wieder für Unruhe sorgte. De Sciglio strotzt nur so vor Selbstvertrauen, was er auch seinem Trainer bei den Azzurri zu verdanken hat: "Conte holt jedem, der sich unsicher fühlt, das Vertrauen und das Selbstwertgefühl zurück."

Eigenschaften, die De Sciglio braucht, damit sein Weg zum Next-Maldini so verläuft, wie er ihm prophezeit wurde und er diesem italienischen Altmänner-Konglomerat weiterhin helfen kann, das große Ziel EM-Titel zu erreichen.

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