EM

Hiddink soll gehen - "Lieber Mesut, hilf uns!"

SID
Guus Hiddink (l.) appelliert an seine Spieler, kühlen Kopf zu bewahren
© Getty

Nach der 1:3-Niederlage gegen Deutschland liegen bei Spielern, Fans und Medien in der Türkei die Nerven blank. Nur Guus Hiddink scheint vor dem Gruppen-Finale gegen Aserbaidschan die Ruhe selbst. Auf Schützenhilfe der DFB-Elf - und besonders von Mesut Özil - hoffen sie nun alle.

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Die Angst vor dem Debakel ist groß, die Entlassung von Trainer Guus Hiddink angeblich beschlossene Sache - nun soll der verlorene Sohn die Kohlen aus dem Feuer holen. "Lieber Mesut, hilf uns!", flehte die Zeitung "Türkspor" mit Blick auf Mesut Özil.

Der Regisseur von Real Madrid soll im Trikot der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag gegen Belgien dem Land seiner Väter im Kampf um einen Platz in den Play-off-Spielen zur EM 2012 entscheidende Schützenhilfe geben.

Trotz des Chaos', das nach der 1:3-Niederlage der Türken gegen die DFB-Elf rund um das Team ausbrach, räumten die Zeitungen einer Geste des am Freitag verletzten Özil viel Platz ein. Auf Einladung von Kapitän Hamit Altintop war Özil kurz nach Spielende in der Kabine der Türken erschienen und hatte den Spielern Mut gemacht.

Mesut Özil mit Zuspruch

"Wir schlagen Belgien, ihr schlagt Aserbaidschan. Für euch ist nichts verloren! Ich bin mir sicher, ihr kommt zur EM", soll Özil gesagt haben.

Doch zunächst steht der Türkei am Dienstag in Istanbul das letzte Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan mit Ex-Bundestrainer Berti Vogts auf der Bank bevor. Ein Remis würde dem WM-Dritten von 2002 zum Einzug in die Play-offs genügen, falls die Belgier in Düsseldorf verlieren. Wie auch immer das Fernduell ausgeht, für den Niederländer Hiddink soll das Abenteuer Türkei danach beendet sein.

"Hiddink wird nach dem Spiel gegen Aserbaidschan die Nationalmannschaft verlassen. Egal, ob EURO oder nicht: Hiddink wird gehen", schrieb die Zeitung "Star". Abdullah Avci, Trainer des Überraschungsteams Istanbul Büyüksehir Beled, soll bereits als Nachfolger feststehen.

Was er vorfinden würde, ist nach Meinung des Blattes "Takvim" ein "Scherbenhaufen". Auch die Kollegenschelte von Kapitän Altintop trug dazu bei, dass Takvim von der "größten Krise in der Geschichte der Nationalmannschaft" schrieb.

Altintop kritisiert mangelnde Fitness

"Physisch ungenügend" sei das, was seine Kollegen gezeigt hätten, sagte Hamit Altintop: "Es gibt einige Spieler, die nicht fit genug sind. Spielerisches Können und Talent allein reichen für ein großes Spiel nicht aus." Mit seiner Kritik dürfte der ehemalige Bundesliga-Profi den Fans aus der heißblütigen Seele gesprochen haben.

Unmittelbar nach dem Spiel hatten Teile der Zuschauer Torwart Volkan Demirel beschimpft. "Wenn ihr Manns genug seid, kommt hier runter, dann tragen wir es gleich hier aus", entgegnete der Schlussmann dem aufgebrachten Anhang.

Hiddink kümmerte das alles offenbar wenig. Auch der 64-Jährige, der acht Millionen Euro pro Jahr verdienen soll, setzte vor dem Gruppenfinale all seine Hoffnungen auf das bereits qualifizierte DFB-Team.

"Die Belgier haben zwar eine gute Mannschaft mit jungen Talenten, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Deutschland die Partie verliert", sagte Hiddink. Aber auch vor Aserbaidschan sind die Türken gewarnt. Im Oktober verlor das Team in Baku 0:1.

Volkan Demirel fällt aus

Beim Versuch, ein ähnliches Debakel wie vor einem Jahr zu verhindern und doch noch die Chance auf das Ticket für die Endrunde in Polen und der Ukraine zu wahren, muss die Türkei auf Torwart Demirel (Oberschenkelverletzung) verzichten.

Der Leverkusener Bundesliga-Profi Ömer Toprak könnte hingegen zum Einsatz kommen. Vielleicht bringt der Deutsch-Türke ja mehr Ruhe ins Spiel.

"Das Problem der Türkei ist auch, dass sie zu viele Emotionen im Spiel haben und zu selten einen kühlen Kopf bewahren", sagte Hiddink. Abwarten, ob ihnen das ausgerechnet am Dienstag im Herzschlagfinale gelingt.

Türkei - Deutschland: Fakten zum Spiel

 

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