"Erst Oggersheim, dann Barcelona"

Von Interview: Micha Schneider
Manuel Fischer debütierte mit 18 Jahren in der Champions League gegen Barcelona
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SPOX: Kurz nach Ihrer Leihe zu Wacker Burghausen verletzten Sie sich schwer und wurden an Meniskus und Kreuzband operiert. Der Leihvertrag wurde vorzeitig aufgelöst und Sie wechselten in die Verbandsliga zur zweiten Mannschaft des 1. FC Heidenheim. Fühlte sich das wie der vorläufige Tiefpunkt Ihrer Karriere an?

Fischer: Nein. Ich ging nach Heidenheim, weil ich beim VfB meine Reha absolvierte, von dort aus einen kurzen Anfahrtsweg zum FCH hatte und auch die Möglichkeit, direkt zu spielen. Außer in der Verbandsliga war die Saison sonst überall bereits beendet. Ich wollte einfach nur wieder spielen - wo genau, war mir völlig egal. Ich bin Geschäftsführer Holger Sanwald bis heute dankbar, dass er mir diese nicht selbstverständliche Möglichkeit gegeben hat.

SPOX: Dank Ihrer Zeit in Heidenheim wurden Sie Rekordhalter: Sie sind der einzige Spieler in Deutschland, der in jeder der ersten sechs Ligen ein Tor erzielen konnte.

Fischer: Fehlen also noch die Bezirksliga, Kreisliga A und Kreisliga B. Das mache ich dann mit 50. (lacht)

SPOX: Gab es zwischenzeitlich den Gedanken, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?

Fischer: Das nicht, aber ich habe während meiner Zeit bei der SG Sonnenhof Großaspach eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann begonnen. Ich war leider erneut verletzt und wollte diese Möglichkeit mitnehmen. Das war ein duales System: ich habe ab 7.30 Uhr dort gearbeitet, nachmittags ging es ins Training und teilweise musste ich noch in die Berufsschule.

SPOX: Haben Sie die Ausbildung abgeschlossen?

Fischer: Das ging leider nicht mehr, weil wir mit Großaspach in die 3. Liga aufgestiegen sind. Es war aber eine wirklich wertvolle Erfahrung für mich, die ich gerne mitgenommen habe. Trotzdem stehe ich natürlich lieber auf dem Fußballplatz, als im Büro zu hocken.

SPOX: Zwischen Heidenheim und Großaspach kickten Sie noch bei den Amateuren des FC Bayern und in Unterhaching. Wie lief es dort?

Fischer: Ich bin zu den Bayern, um nach meiner Kreuzband-und Meniskus-OP wieder Anschluss zu finden. Trainer Andries Jonker hatte sich sehr um mich bemüht, die ärztliche Versorgung war auch perfekt. Ich muss jedoch ehrlich zugeben, dass ich nicht dauerhaft in der Regionalliga Bayern spielen wollte. Daher der Weg nach Unterhaching, wo ich mich wieder in die 3. Liga hochgekämpft habe. Das war nicht einfach, gerade wenn man zuvor in der Verbandsliga herumgedümpelt ist. (lacht)

SPOX: In der Winterpause 2014/2015 schloss sich der Kreis: Sie gingen zurück nach Stuttgart und wechselten zu den Kickers, die ihrer Zeit um den Aufstieg in die 2. Liga kämpften.

Fischer: Das war natürlich klasse. Ich bin mit 15 von meiner Geburtsstadt Aalen nach Stuttgart gezogen, das ist längst meine zweite Heimat. Ich wohne jetzt direkt neben dem Trainingsgelände und gehe jeden Tag zufrieden zum Training. Ich stufe die Prioritäten in meinem Leben nun etwas anders ein und sehe viele Dinge entspannter als in den Jahren zuvor. Ich habe meine Familie um mich und einfach wieder Spaß am Fußball.

SPOX: Das merkt man auch an der Aktion, die Sie in dieser Spielzeit nach Ihrem Fehlschuss gegen Fortuna Köln initiierten: Sie trafen das leere Tor nicht und spendierten den Kickers-Fans daraufhin für die nächste Auswärtsreise drei Kisten Bier.

Fischer: Ich hatte ja auch ein sehr schlechtes Gewissen und bin immer noch ein Stück weit Fan. Einen solchen Fehlschuss hat man wohl einfach einmal in seiner Karriere. Das erzähle ich in 20 Jahren in der Kneipe. Die Fans haben sich über das Bier gefreut, da lasse ich mich natürlich nicht lumpen.

Seite 1: Fischer über sein Debüt im Camp Nou und den Hype als Supertalent beim VfB

Seite 2: Fischer über seine Zeit in der Verbandsliga und drei Kisten Bier für die Fans

Manuel Fischer im Steckbrief

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