Problemfans überschatten Ostderby

SID
Auch das Großaufgebot der Polizei konnte die Randale im Ostderby nicht verhindern
© getty

13 verletzte Polizisten, über 30 Strafanzeigen, 13 Minuten Spielunterbrechung: Trotz des Großaufgebots der Polizei mit etwa 1700 Beamten konnten die befürchteten Randale beim brisanten Duells zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden (1:3, das Ostderby im RE-LIVE) nicht verhindert werden. "Drei Punkte geholt und doch verloren" - so lautete das treffende Fazit in der Dynamo-Pressemitteilung nach dem Spiel.

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Durch die massiven Ausschreitungen gab es auf beiden Seiten nur Verlierer. Dynamo-Krawallmacher zündeten im Gästeblock Pyrotechnik und feuerten diese in Richtung der gegnerischen Fans und aufs Spielfeld. Hansa-Anhänger setzten Mülltonen in Brand, zerstachen die Autoreifen von Fahrzeugen der Gästefans und attackierten mit Steinwürfen sogar eine Polizeidienststelle.

Bei 67 Hooligans wurden die Identitäten festgestellt, es wurden Ermittlungen unter anderem wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz aufgenommen. 13 Beamte wurden bei dem Einsatz verletzt.

Durch den massiven Polizeieinsatz konnte ein Aufeinandertreffen der Fanlager und damit wohl Schlimmeres verhindert werden. Dennoch droht beiden Vereinen, die beim DFB als Wiederholungstäter gelten, eine harte Strafe.

"Kein Platz in der Hansa-Familie"

"Personen, die auf andere Menschen mit Steinen werfen und somit Verletzungen und Schlimmeres billigend in Kauf nehmen, haben in der Hansa-Familie keinen Platz. Diese Personen sind ein klarer Fall für die Strafverfolgung", sagte Rainer Friedrich, Vorstand für Stadionmanagement und Prävention.

Die gleiche Forderung kam von Dynamos Geschäftsführer Robert Schäfer, der wegen des gezielten Abfeuerns von Leuchtspurmunition auf gegnerische Fans fassungslos war: "Die Personen, die dafür verantwortlich sind, haben Dynamo Dresden erneut einen Bärendienst erwiesen."

Wegen des Fehlverhaltens einiger Dynamo-Anhänger musste die Begegnung in der zweiten Halbzeit für 13 Minuten unterbrochen werden. Dass Dresden durch den Sieg den Anschluss an die Aufstiegsplätze geschafft hat und Rostock auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist - all das trat angesichts der Randale in den Hintergrund.

Klubs stießen auf taube Ohren

"Es ist schlimm, dass nach einem solchen Derby wieder kaum über das Sportliche gesprochen wird", sagte Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes, dem "SID": "Eigentlich verlief die Saison bislang relativ ruhig, aber das war wieder ein extremer Auswuchs, wie wir ihn nicht sehen wollen."

Die Macht- und auch Hilflosigkeit der Vereine und der Polizei wurde dadurch verdeutlicht, dass es Ausschreitungen mit Ansage waren. Im Vorfeld der Partie zwischen den beiden früheren DDR-Oberligisten wurden in Rostock rund 80 Häuser mit Graffiti beschmiert, die Parolen der Sprayer lauteten unter anderem "29.11. Sachsen jagen" oder "Sachsen raus".

Beide Vereine hatten im Vorfeld in einem offenen Brief zu einem "fairen Traditionsduell" aufgerufen. Doch die Klubs stießen damit bei ihren Problemfans auf taube Ohren. Wie schon so oft in der Vergangenheit.

Im Kampf um die ersten drei Plätze büßte derweil der VfL Osnabrück durch die 1:2-Niederlage beim Halleschen FC an Boden ein. Die Tabellenführung eroberte vorübergehend Arminia Bielefeld (2:0 gegen SG Sonnenhof Großaspach). Der bisherige Spitzenreiter Preußen Münster gastierte am Sonntagnachmittag bei Borussia Dortmund II.

Der Kader von Hansa Rostock im Überblick

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