Das Fundament des deutschen Fußballs

SID
Die Zusammenarbeit von Rainer Adrion (l.) und Joachim Löw ist wichtig für den deutschen Fußball
© Getty

Die U 21 ist ein wichtiger Zulieferbetrieb für die A-Nationalmannschaft: 18 von 20 Spielern im aktuellen Kader der Löw-Truppe spielten zuvor für die DFB-Junioren. Die Zusammenarbeit von Rainer Adrion und Joachim Löw ist enorm wichtig.

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Es ist 14 Jahre her, dass Rainer Adrion der Assistent von Joachim Löw war. Der heutige U21-Trainer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war rechte Hand von Löw, als dieser von 1996 bis 1998 als Cheftrainer des VfB Stuttgart arbeitete. Sie kennen und schätzen sich, der Schwabe Adrion und der Badener Löw.

Im Prinzip ist die Rollenverteilung ähnlich wie einst in Stuttgart, nur diesmal hantiert das Duo am Fundament des deutschen Fußballs. Adrion (58) ist als Coach der U21-Junioren der zweitwichtigste DFB-Trainer nach Löw (52). "Unsere Zusammenarbeit ist sehr wichtig. Sie ist in den letzten Jahren sehr eng geworden", sagt Bundestrainer Löw zu einer Kooperation, die der Öffentlichkeit meist verborgen bleibt.

Doch eine Zahl reicht, um die enge Verzahnung der beiden Mannschaften zu dokumentieren: Mit Ausnahme von Miroslav Klose und Ron-Robert Zieler sammelten alle 20 Spieler, die dem Kader der Nationalmannschaft für die WM-Qualifikationsspiele gegen Irland und Schweden angehören, im U21-Team Erfahrung. Schon immer war die Auswahl "Unter 21 Jahren" ein Zulieferbetrieb für die A-Mannschaft. "Die U21 ist wichtig für junge Profis, denn dort kann der letzte Schritt zum internationalen Niveau gemacht werden", sagt Löw.

2009 feierten die U21-Junioren, die gegen den Nachwuchs aus der Schweiz in zwei Playoff-Spielen um die Teilnahme an der EM-Endrunde im Juni 2013 in Israel kämpfen, den Triumph des ersten EM-Titelgewinns. Horst Hrubesch war als Trainer eingesprungen. Mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer stritten Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff noch während des Turniers in Schweden über die Zuständigkeit für die älteste Junioren-Mannschaft des Verbandes. Sammer musste sich beugen. Danach übernahm Löw-"Spezi" Adrion das Ruder.

Auftrag an Dutt, das Außenverteidiger-Problem zu lösen

"Meine Aufgabe war von vorneherein, die U21 für die Spielart der A-Mannschaft und die Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Spieler als Durchgangsstation zu verstehen. Die Forderung haben wir in vollem Umfang erfüllt", sagt Adrion selbstbewusst. Sieben der Junioren-Europameister von 2009 sind mittlerweile Stammspieler bei Löw. "Wenn man Bilanz zieht, muss man sagen, dass in den letzten drei Jahren hervorragend gelungen ist, die A-Mannschaft zu verjüngen", betont Adrion, der auf eine Verlängerung seines im Sommer 2013 auslaufenden Vertrags durch DFB hofft.

Nicht er, sondern sein Chef macht auf die besonderen Schwierigkeiten des U21-Trainers aufmerksam. "In der U21 muss der Trainer einen Spagat machen. Er will die beste U21 haben, aber die Vorbereitung und Ausbildung für die A-Mannschaft sind auch wichtige Punkte", erklärt Löw. Adrion muss regelmäßig auf gute Spieler verzichten. Im Kader des A-Team stehen mit Marc-Andre ter Stegen, Toni Kroos, Mario Götze und Andre Schürrle vier Spieler, die die Junioren entscheidend verstärken könnten. Doch wer einmal aufgestiegen ist zu den Großen, wird nicht mehr zurückgeholt.

Holtby "das Herzstück" der Junioren

Nur Lewis Holtby hat von den aktuellen U21-Spielern des DFB schon zwei A-Länderspiele absolviert. Vorbildlich führt der Schalker als Kapitän die Junioren. Löw sagte, er sei "das Herzstück" der DFB-Junioren und sicherte dem 22-Jährigen vorige Woche zu, dass er große Chancen hat, künftig auch im A-Team eine Rolle zu übernehmen. Außerdem nannte er Moritz Leitner (Dortmund) als einen Kandidat für das A-Team und erwähnte auch die beiden Frankfurter Sebastian Jung und Sebastian Rode.

Seitdem in diesem Sommer Robin Dutt die Position des DFB-Sportdirektor von Sammer übernommen hat, liegt der ältere Nachwuchs des Verbandes in Stuttgarter Händen. Die Dienstwege sind kurz. Da Löw und Adrion auch ein gemeinsames Problem haben, beauftragten sie Dutt mit der Lösung.

Wie in der A-Nationalmannschaft stehen für die Außenverteidiger-Positionen in der U21 zu wenige Top-Kandidaten zur Verfügung. "Wir haben da noch eine Testphase. Wir warten noch auf die Leistungsexplosion, wir haben noch keinen internationalen Standard. Rechts ist es nicht so dramatisch, links sind wir noch dabei auszubilden", sagt Adrion. Inhaltlich formuliert Löw das gleiche, mit nur leichter Wortvariation. Es ist also nicht alles Spitzenklasse, was aus der U21 kommt. Dutt soll ein Junioren-Konzept entwerfen, wie demnächst auch linke und rechte Verteidiger die Nationalelf bereichern.

Rainer Adrion im Steckbrief

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