0:3 gegen Athen! Debakel für Werder

Von Stefan Rommel / Stefan Moser
Tim Wiese konnte bei Karagounis' Schuss nur hinterher fliegen
© Imago

Werder Bremen hat gegen Panathinaikos Athen am 4. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase eine bittere 0:3-Pleite kassiert. Damit liegt die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf auf dem letzten Platz der Tabelle der Gruppe B und ist im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale nun auf fremde Hilfe angewiesen.

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Vor 36.000 Zuschauern im Bremer Weserstadion erzielten Evanggelos Mantzios (58.), Giorgios Karagounis (70.) und Alexandros Tziolis (83.) die Tore zum verdienten Sieg für Panathinaikos.

Gegen eine blutleere und in der zweiten Halbzeit zum Teil desolate Werder-Mannschaft feierte Athen damit den höchsten Auswärtssieg seiner Vereinsgeschichte. Absoluter Bremen-Schreck bleibt dabei Mantzios. Der Ex-Frankfurter erzielte das vierte Tor seiner Champions-League-Karriere - alle vier gegen Werder. 

Im zweiten Spiel der Gruppe B kam Anorthosis Famagusta gegen Inter Mailand zu einem überraschenden 3:3. So liegt Werder Bremen mit nur drei Punkten auf dem letzten Platz der Tabelle.

Am 5. Spieltag muss die Schaaf-Elf nach Zypern zu Famagusta. Nur mit einem Sieg dort darf Bremen weiter vom Achtelfinale träumen.

Frings' Aussprache mit Löw 

Eine Randnotiz zum Werder-Debakel war die Aussprache zwischen Torsten Frings, der gelb-gesperrt nicht spielen konnte, und Bundestrainer Jogi Löw. Dabei entschuldigte sich Frings für seine öffentliche Kritik an Löws Personalpolitik und betonte: "Ich werde meine Chance suchen. Für mein Land zu spielen, ist für mich weiterhin etwas Außergewöhnliches."

Löw nahm die Entschuldigung an (mehr dazu).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Thomas Schaaf ersetzt den gesperrten Frings durch Vranjes und wählt damit die defensivere Variante. Die offensive Möglichkeit wäre Hunt gewesen.

7.: Pizarro mit einer guten Aktion gegen vier Athener am rechten Strafraumeck, chippt den Ball auf Diego. Der zieht aus 16 Metern aus der Drehung ab. Knapp rechts vorbei.

10.: Bremen noch ohne die große Durchschlagskraft. Diego wird von Simao beinahe in Manndeckung genommen und kommt überhaupt nicht in die Partie.

13.: Karagounis zieht einen Freistoß aus 40 Metern mit Schnitt Richtung langes Eck. Wiese verschätzt sich total, und der Ball kracht an die Latte! Den Nachschuss bringt Mantzios per Kopf aufs linke Eck, aber Wiese ist da und packt sicher zu.

23.: Özil spielt von links auf Rosenberg. Der zieht aus 23 Metern ab. Galinovic rutscht der Ball über die Fäuste und hoppelt am linken Pfosten vorbei. Gefährliches Ding!

29.: Freistoß von Diego aus dem linken Halbfeld. Pizarro verlängert den Ball per Kopf aus fünf Metern. Aber Galinovic rettet mit einem starken Reflex.

55.: Gilberto schickt Nilsson auf rechts. Der ab der Mittellinie nur noch Rasen vor sich. Seinen Querpass verpasst Gabriel in der Mitte. Am zweiten Pfosten aber lauert Karagounis, dem rutscht der Ball aber über den Spann: sein Schuss aus zehn Metern geht weit rechts vorbei.

58., 0:1, Mantzios! Karagounis spielt Tziolis 25 Meter vor dem Tor frei. Der steckt klug auf Mantzios durch. Der Ex-Frankfurter lässt mit einem einfachen Haken Pasanen aussteigen und hämmert die Kugel aus 15 Metern rechts unten in die Maschen. Keine Chance für Wiese.

70.,0:2, Karagounis! Einwurf durch Spirodopoulos links auf Höhe des Strafraums. Karagounis lässt den Ball zweimal auftitschen und zimmert die Kugel aus der Drehung in den langen Winkel.

83., 0:3, Tziolis! Gilberto schickt Moon auf rechts. Der zieht an der Grundlinie in den Strafraum. Seine Flanke lenkt Mertesacker zur Mitte ab. Tziolis nimmt den Ball aus 17 Metern per Dropkick und Pasanen lenkt den Ball ins eigene Netz.

So lief das Spiel: Werder von Beginn an feldüberlegen, vor allem aber deshalb, weil Panathinaikos tief stand und auf Konter lauerte. Bremen mit 60 Prozent Ballbesitz, aber wenig Tempo, wenig Phantasie und wenig Präzision. Athen hinten konzentriert und vorne geradlinig, gut strukturiert - und immer wieder durchaus gefährlich. Werder nur selten vielversprechend vor dem gegnerischen Tor.

Die Gastgeber nach der Pause zunächst druckvoller, aber weiter mit Mühe, sich klare Chancen zu erarbeiten. Nach dem 0:1 ging dann auch noch die Ordnung im Mittelfeld verloren. Trainer Thomas Schaaf wechselte sehr offensiv - und Werder ließ sich mustergültig auskontern. Am Ende ergab sich die Mannschaft in ihr Schicksal.

Star des Spiels: Karagounis. Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Griechen. Er diktierte den Rhythmus und variierte clever das Tempo. Zudem extrem gefährliche Standards. Das i-Tüpfelchen auf seiner Leistung: das schöne Tor zum 2:0.

Gurke des Spiels: Das Flügelspiel von Werder. Wie eigentlich schon die ganze Saison über das größte Bremer Problem. Weil Sebastian Prödl und Petri Pasanen kaum aufrückten - und wenn, dann schlugen sie nur Bälle aus dem Halbfeld hinters Tor -, lief das Werder-Spiel wieder einmal nur über die Mitte.

Dort aber stand Athen konzentriert und sicher. Beide Außenverteidiger auch fahrig in der Defensive. Pasanen erst mit schülerhaftem Zweikampfverhalten vor dem 0:1; und zur Krönung ein halbes Eigentor zum 0:3. Passend zum Debakel auf der Außenbahn: Der zur Pause für Prödl eingewechselte Clemens Fritz musste nach nur 15 Minuten schon wieder verletzt vom Feld.

Lehren des Spiels: So abgedroschen es auch klingt: Mit der Manndeckung gegen Diego setzte Panathinaikos-Trainer Henk ten Cate heute die Bremer schachmatt. Einmal mehr bestätigte sich die Befürchtung: Nur wenn Diego gut ist, ist auch Werder gut. Und weil Simao dem Brasilianer 90 Minuten lang auf den Füßen stand, war Diego nicht gut.

Ein noch größeres Problem ist aber der erneut merkwürdig emotionslose Auftritt der Schaaf-Elf. Von Beginn an spielte Werder ohne echte Leidenschaft. Besonders bedenklich: Auch nach den Gegentoren krempelte niemand die berühmten Ärmel hoch. Bremen ergab sich letztlich in sein Schicksal.

Kein einziges Tor in zwei Heimspielen gegen Mannschaften aus Zypern und Griechenland ist, bei allem Respekt, auch nicht wirklich champions-league-tauglich. In der Tat muss Bremen als Tabellenletzter nun sogar noch um den dritten Platz - und damit um die Qualifikation für den UEFA-Cup - zittern.

Das erste Mal: Die etwas andere Einzelkritik von my-SPOX-User sl4yer