BVB will im Santiago Bernabeu bestehen

SID
Bringen die Dortmunder Real Madrid auch im Santiago Bernabeu zu Fall?
© Getty

Für jeden Fußball-Profi ist es zweifelsohne die Krönung, einmal im Leben in der königlichen Festung zu spielen. Jürgen Klopp, seine junge Mannschaft und alle im Verein Borussia Dortmund dürften das Gastspiel bei Real Madrid am Dienstagabend im Estadio Bernabeu somit als den vorläufigen Höhepunkt einer unglaublichen sportlichen Entwicklung seit 2010 empfinden.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nicht anders sind die Gedanken zu werten, die einige beim Deutschen Meister und Pokalsieger knapp zwei Wochen nach dem 2:1-Triumph gegen Jose Mourinho, Cristiano Ronaldo, Mesut Özil und Co. zum Rückspiel in der spanischen Hauptstadt äußerten. "Ich hoffe, das wird wieder eine Sternstunde wie im Hinspiel. An dieses werden sich noch viele Generationen erinnern", sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball vor dem Abflug.

Zwei aus dem derzeitigen Dortmunder Team, das als Tabellenführer der Gruppe D mit sieben Punkten antritt, erleben Santiago Bernabeu zum zweiten Mal. Am 19. Februar 2003 verlor der BVB 1:2. Roman Weidenfeller war seinerzeit Backup für Jens Lehmann, Sebastian Kehl durfte sechs Tage nach seinem 23. Geburtstag 14 Minuten spielen.

Gesichtsmaske für Kehl?

Der Kapitän bestieg trotz des im Punktspiel gegen den VfB Stuttgart (0:0) angebrochenen Nasenbeins am Montag kurz vor 13.00 Uhr in Dortmund den Flieger in die spanische Hauptstadt. Für den Routinier wurde in Windeseile eine Gesichtsmaske angefertigt, aber Montag hieß es, er könne eventuell auch ohne diesen Schutz spielen. Ein Ausfall droht dagegen Reals deutschem Nationalspieler Sami Khedira, der seine Muskelverletzung aus dem Hinspiel laut der spanischen Sporttageszeitung "Marca" noch nicht überwunden hat.

In diesem Artikel wurde Khedira außerdem mit den Worten zitiert, er hoffe selbstverständlich auf Platz eins für seine Mannschaft in der Gruppe. Er drücke aber auch Dortmund die Daumen und wünsche der Borussia ein Weiterkommen.

18 Niederlagen für deutsche Teams

Große Dimensionen beim Publikum ist man in Dortmund natürlich gewohnt, da können an die 80.000 Madridista nicht schocken. Beeindruckend sind andere Dinge wie die Tradition des 1902 gegründeten Klubs und die Zahlen, die in nun mehr 110 Jahren produziert wurden.

Zum Beispiel die neun Triumphe im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb, die 32 nationalen Meistertitel oder eben die unglaubliche Heimstärke des Klubs. "Real Madrid mit dieser Aura, ein unfassbarer Klub", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im ZDF-Sportstudio. "Ich weiß gar nicht, ob Real Madrid schon einmal ein Heimspiel im Europapokal verloren hat. Aber ganz viele werden es nicht gewesen sein."

In der Tat ist es so, dass Madrid seit dem Amtsantritt von Trainer Jose Mourinho 2010 zwölf der 13 Heimspiele in der Champions League gewonnen hat. Nur gegen den Erzrivalen FC Barcelona setzte es am 27. April 2011 im Halbfinal-Hinspiel ein 0:2.

Deutsche Klubs hatten in der Historie wenig zu melden in Bernabeu, wo auch die deutsche Nationalmannschaft 1982 das WM-Finale gegen Italien verlor (1:3). 18 von 23 Spielen gegen deutsche Teams gewann Real, darunter ein 5:1 im Hinspiel des UEFA-Cup-Finals gegen den 1. FC Köln 1986. Nur Bayern München, spätestens seitdem als "bestia negra", als schwarze Bestie geadelt, gelang 2000 und 2001 jeweils ein Sieg.

1998 fiel das Tor vor Spielbeginn um

In Ehrfurcht erstarren will aber kein Dortmunder, zumal der Hinspiel-Erfolg großes Selbstvertrauen verliehen hat. "Madrid wird versuchen, uns zu überrollen. Wir werden uns dagegenstellen und versuchen, etwas mitzunehmen", sagte Linksverteidiger Schmelzer, der seine großartige Partie mit dem Siegtor zum 2:1 gekrönt hatte. "Es gibt keinen Grund, dort nicht mit breiter Brust anzutreten", sagte Ilkay Gündogan.

Das Selbstvertrauen ziehen die Spieler aus dem bisherigen Abschneiden in der Champions League, das im Kontrast zum derzeit enttäuschenden fünften Platz in der Liga steht. Besonders mit dem 1:1 bei Manchester City und eben dem Erfolg gegen Real, das sich am Wochenende mit einem 4:0 gegen Real Saragossa warm schoss, zeigte der Doublegewinner sein wahres Leistungsvermögen.

Und Watzke verwies gerne noch einmal auf Dortmunds unglaubliche Serie gegen Deutschlands Vorzeige-Klub. "Wenn du fünfmal in Folge gegen Bayern gewinnst, dann weißt du, dass du international bestehen kannst", sagte der Betriebswirt. Trotz der kleinen Spitze wünschte Bayern-Präsident Uli Hoeneß dem BVB viel Glück für das Spiel in Bernabeu.

Dort schrieb die Borussia immerhin ein nicht unwesentliches Stück der großen Historie dieses Klubs mit. Beim ersten Auftritt der Dortmunder, seinerzeit Titelverteidiger, am 1. April 1998 im Halbfinal-Hinspiel in Madrid, rissen Real-Fans eines der Tore um. Es dauerte 76 Minuten, bis eines neues gefunden und installiert war. Dortmund verlor 0:2 gegen die damals von Jupp Heynckes betreute Real-Mannschaft und schied nach einem 1:1 im Rückspiel aus.

Borussia Dortmund in der Übersicht

Artikel und Videos zum Thema