Weder Schnupfen noch Midlife Crisis

Von Thomas Gaber
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© Getty

München - In den letzten zwei Wochen wurde viel über Ronaldinho geredet, geschrieben und gelästert.

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Ausgepumpt soll er sein, mental im Dauertief, sich nur noch mit Dingen beschäftigen, die nichts mit Fußball zu tun haben. Wilde Partys soll er gefeiert und eine Liaison mit der Tochter seines Trainers begonnen haben. Wahrscheinlich auf einer seiner Partys.

Es entstand der Eindruck eines völlig kaputten Ronaldinhos, der mit 27 Jahren auf dem Höhepunkt der Midlife Crisis steht.

Der Star des FC Barcelona hat zu allem eisern geschwiegen - bis jetzt. In der spanischen Zeitung "El Mundo Deportivo" stellte Ronaldinho einige Dinge klar.

"Es langweilt mich"

"Die Geschichten über mein Privatleben langweilen mich. Seit ich in Barcelona bin, habe ich immer die gleiche professionelle Einstellung zu meinem Beruf. Aber das Leben ist eben nicht immer schön. Ich jedenfalls werde die Antwort auf dem Platz geben", sagte der Brasilianer.

Er sei weder krank noch müde und wolle im Fußball noch viel erreichen.

"Krank? Was habe ich denn? Schnupfen oder was? Ich habe keine gesundheitlichen Probleme. Ich bin nur sehr ungeduldig. Ich will endlich wieder spielen und viele Titel holen."

Absage an Chelsea und Milan 

Und das am liebsten mit Barca. "Ich will nicht zu Chelsea oder Milan. Das Camp Nou (Stadion des FC Barcelona, d. Red.) wird bald umgebaut und soll 2009 fertig sein. Es ist mein Traum, mit Barcelona in 'meinem neuen Haus' zu spielen und noch zwei Mal die Champions League zu gewinnen", so Ronnie.

Der nächste Schritt auf dem Weg zum Titel in der Königsklasse führt am Dienstag über Stuttgart. Ronaldinho soll wieder spielen. Obwohl Barcelona ohne ihn zuletzt wie geschmiert funktionierte.

"Ich habe die Spiele mit Begeisterung verfolgt. Die Mannschaft spielt großartig. Aber ich bin überzeugt von meinem Können und weiß, dass ich der Mannschaft helfen kann", sagte Ronaldinho.

Rijkaard im Dilemma 

Barca-Coach Frank Rijkaard steckt durch Ronaldinhos Genesung im Dilemma. Soll er das Erfolgsteam auseinanderreißen? Und wer soll für Ronaldinho auf die Bank?

Lionel Messi ist in seiner momentanen Form unersetzbar. Viele halten den kleinen Argentinier für den derzeit besten Offensivspieler der Welt.

Deco hat sein Tief überwunden, auf Andres Iniesta kann sich Rijkaard blind verlassen, und Thierry Henrys Knoten ist beim 4:1 in Levante endlich geplatzt. Der Franzose erzielte seine ersten drei Ligatore.

Toure fällt aus 

Bei einer Umfrage von "El Mundo Deportivo" sprachen sich 45 Prozent gegen Iniesta aus.

Dass Yaya Toure wegen einer Muskelverletzung für das Stuttgart-Spiel ausfällt, hilft Rijkaard auch nicht weiter. Toure zieht im Zusammenspiel mit Xavi die Fäden im defensiven Mittelfeld und wird wohl durch Rafael Marquez ersetzt.

Ronaldinho gegen Cruyff 

Sollte sich Rijkaard gegen Ronaldinho entscheiden, erwartet Barca-Legende Johan Cruyff Ärger. "Niemand ist gerne die Nummer zwölf. Und ein Kaliber wie Ronaldinho schon gar nicht", sagte der Ex-Trainer der Katalanen.

Cruyff hält Ronaldinhos Einsatz aber nur für sinnvoll, "wenn er physisch voll auf der Höhe ist." Ronaldinho wird das wenig interessieren, er kann Cruyff sowieso nicht leiden. "Der soll nicht immer seinen Senf abgeben. Cruyff lebt in der Vergangenheit, ich schaue aber nur in die Zukunft." Und die heißt Dienstag, Stuttgart, Gottlieb-Daimler-Stadion.

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