FC Bayern München: "Vergangenheit"? Bei Dayot Upamecano schlägt das Pendel wieder aus

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Der FC Bayern hat sich mit 1:5 gegen Eintracht Frankfurt blamiert - auch wegen zahlreicher individueller Fehler. Anders als in der Tabelle sind die Münchner diesbezüglich sogar Bundesliga-Spitzenreiter.

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Die 1:5-Blamage des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt lieferte gleich mehrere wunderbar kuriose Statistiken. Da wäre beispielsweise die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen und den zu erwartenden Toren, die sogar Trainer Thomas Tuchel bei seiner Analyse nach dem Spiel erwähnte. Trotz des Endstands von 1:5 sprach der xG-Wert tatsächlich mit 2,09 zu 1,53 für den FC Bayern.

Außerdem: Als die Münchner letztmals fünf Gegentore kassierten, saß Frankfurts Trainer Dino Toppmöller ebenfalls auf der Bank - damals aber auf Seiten des FC Bayern. Bei einer 0:5-Pleite im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach im Oktober 2021 fehlte Trainer Julian Nagelsmann wegen einer Corona-Erkrankung, weshalb sein Assistent Toppmöller die Blamage als Interimschef an der Seitenlinie ertragen musste.

Die letzte 1:5-Niederlage des FC Bayern trug sich unterdessen ebenfalls in Frankfurt zu. Im November 2019 wurde Niko Kovac daraufhin entlassen. Tuchel muss trotz der Blamage nun nicht um seinen Job bangen. Dieses 1:5 geht erstmal als Ausrutscher durch, zuletzt waren die Münchner in der Bundesliga schließlich von Sieg zu Sieg geeilt.

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FC Bayern: Spitzenreiter im Fehler-Ranking

Hauptgrund für die Blamage in Frankfurt waren zahlreiche individuelle Fehler. Um die Aufzählung sprachlich halbwegs abwechslungsreich zu gestalten, braucht es einige Synonyme für das Adjektiv "übel". Ein Versuch: Noussair Mazroui unterlief vor dem 0:1 ein verheerender Klärungsversuch, Min-Jae Kim zeigte vor dem 0:2 dilettantische Zweikampfführung, Joshua Kimmich spielte vor dem 0:3 einen haarsträubenden Fehlpass und vor dem 1:4 leistete sich Dayot Upamecano einen fatalen Ballverlust.

Das waren nur die eindeutigsten individuellen Fehler: Alphonso Davies sah bei zwei Gegentoren schlecht aus, Upamecano abgesehen von seinem fatalen Ballverlust auch noch bei zwei weiteren.

Der Daten-Anbieter Opta wertete gnädigerweise lediglich die Aussetzer von Mazraoui und Kimmich als klare individuelle Fehler, die zu Toren führten. Zuvor war das in dieser Saison auch bei Sven Ulreichs Patzer gegen RB Leipzig sowie Kims gegen den 1. FC Heidenheim der Fall gewesen.

Die Münchner halten laut Opta in der laufenden Saison demnach bei vier individuellen Fehlern unmittelbar vor Gegentoren - mehr als jeder andere Bundesligist. In Europas Top-5-Ligen überbieten diesen Wert lediglich Udinese Calcio, Cagliari Calcio, der FC Arsenal und der FC Granada (je fünf). Der FC Bayern erreichte nach 13 Spielen bereits seinen Wert der gesamten Vorsaison. Sieben individuelle Fehler, die zu gegnerischen Abschlüssen führten, sind übrigens ebenfalls ligaweiter Negativwert.

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FC Bayern: Individuelle Fehler kommen selten alleine

Trainer Thomas Tuchel wechselte gegen Frankfurt seine beiden desolaten Außenverteidiger Mazraoui und Davies bereits zur Pause aus. Bei seiner Analyse nach der Blamage beklagte Tuchel zwar ganz generell "zu viele" individuelle Fehler, wollte in seiner Kritik aber keine einzelnen Spieler herauspicken. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil das den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte.

Nach dem ebenfalls Fehler-lastigen 2:2 gegen Leipzig Ende September hatte Tuchel noch explizit seine beiden Innenverteidiger Upamecano und Kim für ihren Anteil am zwischenzeitlichen 0:1 kritisiert. Tuchel unterstellte den beiden damals "komplett gegenteiliges Verhalten von dem, was wir eigentlich wollen". Das 0:2 verschuldete dann Ulreich mit einem üblen Patzer.

Individuelle Fehler kommen beim FC Bayern in dieser Saison selten allein: Manche Spiele vergehen weitestgehend ohne, ehe in einer Partie wieder so richtig ausgiebig gepatzt wird. Wie eben nun in Frankfurt oder zuvor gegen Leipzig, als man sich laut Joshua Kimmich "viel zu dumm angestellt" habe.

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Dayot Upamecano: Das Pendel hat wieder ausgeschlagen

Wohl kein Spieler des FC Bayern steht so sinnbildlich für individuelle Aussetzer wie Dayot Upamecano. Der 25-jährige Franzose pendelt seit jeher zwischen Genie und Wahnsinn, zuletzt schlug das Pendel aber generell immer seltener in die falsche Richtung aus.

In Frankfurt zeigte Upamecano mal wieder eine unerklärliche Leistung. Wie beispielsweise in der vergangenen Saison bei den Champions-League-Viertelfinals gegen Manchester City, wie in der vorletzten Saison bei der Pokal-Blamage gegen Gladbach - als der FC Bayern unter Trainer Toppmöller letztmals fünf Gegentore kassierte.

Zuletzt wurde Upamecano bei einer Pressekonferenz der französischen Nationalmannschaft nach seiner vermeintlich abgestellten Fehleranfälligkeit gefragt. "Ich habe mich weiterentwickelt und mehr Erfahrung gesammelt", erwiderte er. "Das ist jetzt Vergangenheit, das interessiert mich nicht mehr." In Frankfurt war mal wieder Vergangenheit.