Operation am offenen Herzen

Von SPOX
Schalke ging einiges an Risiko ein und profitierte vom Mainzer Unvermögen
© getty

Nach dem Debakel gegen Chelsea gibt der FC Schalke 04 die richtige Antwort, geht beim 4:1-Heimsieg aber viel Risiko und kann sich bei seinem Keeper und Torjäger bedanken. Neue Erkenntnisse liefert der Erfolg über einen defensiv schwachen FSV jedoch nicht. Erneut kommen vielmehr altbekannte Probleme zur Geltung.

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Die Reaktionen:

Roberto Di Matteo (Trainer Schalke): "Wir haben eine sehr gute Mannschaftsleistung gezeigt und verdient gewonnen. In der ersten Hälfte haben wir starken Fußball gespielt und uns Torchancen erarbeitet. Wir haben sehr gut verteidigt, aber dennoch gut nach vorne agiert. Das war ein Sieg der Gruppe und die beste Reaktion, die man nach der Niederlage gegen Chelsea erwarten konnte."

Klaas-Jan Huntelaar (Schalke): "Das war ein gutes Spiel von uns. Wir sind viel besser aufgetreten als zuletzt. Es war mehr Wille und eine höhere Einsatzbereitschaft zu sehen und wir waren gut in den Zweikämpfen. Das ist die Basis für einen Erfolg. Als Team haben wir den Weg nach vorne gesucht und ihn auch gefunden. Wir sind nachgerückt, waren aggressiv. Wenn uns das gelingt, haben wir immer die Qualität, Tore zu erzielen. Wir haben die Lücken in dem Mainzer Defensivverbund gefunden. Mainz haben wir gut von unserem Tor weggehalten und selbst kaltschnäuzig getroffen."

Max Meyer (Schalke): "Wir haben sehr gut begonnen. Da war Druck und Power nach vorne da, wir haben Mainz früh attackiert. Uns hat der frühe Führungstreffer sehr gut in die Karten gespielt. Die Fans standen wie eine Wand hinter uns. Genauso wollten wir es angehen. Ich persönlich freue mich natürlich darüber, dass ich von Beginn an ran durfte. Meine Leistung war in Ordnung, daran möchte ich in der kommende Woche gerne anknüpfen."

Kasper Hjulmand (Trainer Mainz): "Ich bin immer selbstkritisch, ich bin verantwortlich. Es ist meine Aufgabe, es besser zu machen. Ich bin insgesamt enttäuscht von der Vorstellung und hatte selten das Gefühl heute, dass wir hier etwas machen können. Wir haben nicht gut verteidigt, vier Gegentore sind einfach zu viel. Es ist sehr wichtig, dass wir jetzt nach vorne schauen, weil wir nächste Woche wieder ein wichtiges Spiel haben. Aber mit dieser Leistung bin ich nicht einverstanden."

Nachbetrachtung:

Zuhause bleibt der FC Schalke 04 eine Macht, ist durch das 4:1 gegen Mainz in der Veltins-Arena weiterhin ungeschlagen und das zweitbeste Heimteam der Liga. Mehr als die passende Antwort auf das Champions-League-Debakel ist der Sieg über defensiv schwache Gäste jedoch noch nicht.

"Es war mehr Wille und eine höhere Einsatzbereitschaft zu sehen. Wir waren gut in den Zweikämpfen. Das ist die Basis für einen Erfolg", fasste Klaas-Jan Huntelaar die Verbesserungen seines Teams treffend zusammen.

Von Konstanz war beim Auftritt der Königsblauen trotz des deutlichen Ergebnisses nicht viel zu sehen, taktisch operiert Roberto Di Matteo mit seinen Formationswechseln am offenen Herzen. Schalke ließ, wie schon gegen Chelsea und Wolfsburg, defensiv viel zu und fing sich nur dank einer überragenden Torhüterleistung von Ralf Fährmann nicht mehr als einen Treffer ein.

Um nun aus einer durchwachsenen Saison eine gute zu machen, müssen zwingend auch auswärts Punkte her. Auf fremdem Platz haben die Gelsenkirchener erst magere drei Punkte einfahren können und liegen als schwächstes Auswärtsteam nur dank ihrer Heimstärke momentan auf einem Europa-League-Platz.

Rückkehr zum Liga-Alltag

Gegen einen kriselnden FSV profitierte Schalke von einer furiosen Anfangsphase, die den Grundstein für den dreifachen Punktgewinn lieferte. Das sah auch Max Meyer so: "Wir haben sehr gut begonnen. Da war Druck und Power nach vorne da, wir haben Mainz früh attackiert. Uns hat der frühe Führungstreffer sehr gut in die Karten gespielt."

Bis kurz vor Anpfiff hatten viele mit einem königsblauen 4-2-3-1 gerechnet, Di Matteo zog Kirchhoff jedoch in die Innenverteidigung zurück und formte ein nominelles 3-4-1-2, das in der Rückwärtsbewegung zu einem 5-3-2 wurde und schon gegen Wolfsburg beim 3:2-Sieg erfolgreich war.

Für Mainz kam diese Formation offenbar ebenfalls überraschend, denn das von Kasper Hjulmand aufgebotene 3-4-1-2, das in der Defensive beide Flügel gleich doppelt absicherte, kam mit dem auf die zentrale Deierkombination ausgerichteten Schalker Angriffsspiel nicht klar. Nach der Partie nahm der FSV-Coach die Niederlage deshalb auf seine Kappe.

Erst als sich Schalke nach einer halben Stunde weiter in die eigene Hälfte zurückzog und sich im zweiten Durchgang auch nach einem Systemwechsels hin zum 4-3-1-2 auf Konter beschränkte, wusste Mainz die sich bietenden Räume zu nutzen, scheiterte aber ein ums andere Mal am starken Fährmann.

Huntelaar als Lebensversicherung

Dass die Schalker Nachlässigkeiten nicht bestraft wurden, lag an diesem Tag neben dem königsblauen Keeper vor allem auch an der Effektivität im Angriff. Diese trug den Namen Klaas-Jan Huntelaar. Der Hunter nutzte seine sechs Schüsse aufs Tor (Saisonrekord) zu drei eigenen Treffern und bereitete zudem das Traumtor von Barnetta vor.

Mit der Präzision eines Herzchirurgen sorgte der Niederländer dabei nicht zum ersten Mal dafür, dass der königsblaue Puls nicht zu hoch ausschlug. Mit seinen Toren setzte Huntelaar genau jene Nadelstiche, die die defensiv verunsicherten Knappen benötigten.

Mit 100 Toren in 156 Pflichtspielen darf der 31-Jährige getrost als Schalker Lebensversicherung bezeichnet werden. An seiner Seite lieferte Eric Maxim Choupo-Moting gegen seinen Ex-Klub wieder einmal eine starke Partie ab und entwickelt sich für die Knappen zunehmend zum Glücksgriff.

Gegen formschwache Mainzer, die mit zwei Punkten aus den letzten fünf Spielen so wenige holten wie kein anderes Team, reichte den Schalkern die individuelle Klasse ihres Torhüters, sowie eine abgezockte Offensivleistung und ein Huntelaar in Torlaune. In Stuttgart folgt gegen den unter Neu-Trainer Stevens schwer ausrechenbaren VfB nun die nächste Reifeprüfung für S04.

Schalke - Mainz: Die Statistik zum Spiel