Ein dicker Batzen Balsam

Von Für SPOX in der Arena auf Schalke: Andreas Lehner
Julian Draxler (l.) und Benedikt Höwedes sind die Gesichter des Schalker Derbysiegs
© Getty

Schalke feiert den zweiten Derbysieg der Saison und die Helden aus den eigenen Reihen. Trainer Jens Keller macht weiter Werbung für eine Beschäftigung über den Sommer hinaus. Borussia Dortmund hadert mit dem Auftritt in der ersten Halbzeit. Jürgen Klopps Personalentscheidungen sorgen auch dieses Mal für Diskussionen.

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Als auch der letzte BVB-Spieler die Mühsal des Fieldinterviews nach der Derbyniederlage hinter sich gebracht hatte, hob die Schalker Nordkurve noch einmal an. "Wir wollen die Mannschaft sehen", brüllten die Fans. Im Gegensatz zu ihren Dortmunder Kollegen hatte sich aber noch kein Spieler in Königsblau in den Tunnel verabschiedet. Das einzige "Problem": die Mannschaft war gerade noch im Süden am Feiern.

An so einem Tag lässt man sich aber nicht lange bitten. Also sprinteten die Schalker Derbyhelden von der Mittellinie Richtung Nordkurve und warfen sich den Fans am Strafraum per Diver entgegen. Ausgelassen und freudetrunken beschreibt die Stimmung ganz gut, die nach dem Spiel in der Arena herrschte.

Ein Tag wie gemalt für Schalke

Es war ein Tag für gemalt für Schalke 04. Im Vorlauf des Spiels verkündete der Stadionsprecher die Vertragsverlängerung mit Kapitän Benedikt Höwedes bis 2017. Der erste große Jubelsturm schwappte durch das Stadion. "Ich wollte einen kleinen Push haben", erklärte Sportchef Horst Heldt hinterher im Gespräch mit den Journalisten, die er in den letzten Tagen mit gegensätzlichen Aussagen auf die falsche Fährte locken musste. "Ich musste Sie anlügen", sagte Heldt schmunzelnd. "Dafür entschuldige ich mich."

Die gute Laune der Schalker war spürbar, egal wer gerade die Fragen in der Mixed Zone beantwortete. Alle hatten sie ein breites Grinsen und lockere Sprüche drauf. Höwedes zeigte sich zufrieden mit der Art und Weise, wie sein neuer Kontrakt öffentlich gemacht wurde. "Ich war zwar in der Kabine, aber ich glaube, die Fans hat's auch gefreut." Warum er sich für den Verbleib auf Schalke entschieden hat? "Ich fühle mich hier pudelwohl, das ist meine Region, meine Liebe."

Schalke vom Feinsten

Worte, die in den Ohren Fans nach einem Derbysieg noch besser klingen als ohnehin schon. "Der Sieg war Balsam für die Seele", meinte Höwedes auch noch. Die Schalker schmierten sich in diesem Derby einen ganzen Batzen drauf. Einzig die Knieverletzung von Klaas-Jan Huntelaar trübte die Stimmung ein bisschen.

Die erste Halbzeit war Fußball vom Feinsten. Viele Beobachter wie beispielsweise Heldt wollten sogar das Beste gesehen haben, was Schalke seit Ewigkeiten abgeliefert hat. Die Königsblauen spielten so, wie es die Borussia in den letzten Jahren erfolgreich praktiziert hatte. Kompakt und aggressiv gegen den Ball, schnell und zielstrebig im Umschalten.

Draxler sticht Götze aus

Eine herrlich anzusehende Kombination über die rechte Seite mit den starken Atsuto Uchida und Jefferson Farfan führte zum zweiten großen Jubelsturm. Jungstar Julian Draxler erzielte in seinem 100. Pflichtspiel dank perfekter Schusstechnik den Führungstreffer, den er unter besonderer Liebkosung des Schalker Wappens auf seinem Trikot vor der Nordkurve feierte. "Das Stadion hat gebebt", berichtete Draxler. "Ich bin hier groß geworden, es ist immer etwas Besonderes, gegen Borussia Dortmund zu spielen."

Draxler entschied auch das "Duell" mit Mario Götze für sich, der zwar in der der Dortmunder Offensive immer wieder Gefahr ausstrahlte, im Abschluss aber zu harmlos und umständlich agierte.

Keller sammelt Pluspunkte

Für die Schalker war es der dritte Bundesligasieg in Folge. "Die Arbeit des Trainers trägt Früchte", sagte Höwedes. In der Tat haben sich die Königsblauen unter Jens Keller, der im Umfeld von Beginn an kritisch gesehen wurde, stabilisiert. Die Champions-League-Qualifikation ist wieder realistisch.

Wie es mit einer Weiterbeschäftigung bei den Profis über Saisonende hinaus aussieht, ist zwar weiterhin offen. Sollte Keller aber weiterhin auf der Erfolgswelle reiten, dürfte es Schalke schwer fallen, einen neuen Trainer zu installieren.

Heldt wollte nach dem Spiel diese Personaldiskussion nicht führen. Dass es mit Keller wieder bergauf geht, dürfte aber auch ihm gefallen. Schließlich war Keller seine Entscheidung. Den nächsten Big Point kann der Trainer schon am Dienstag mit dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League gegen Galatasaray machen. "Das ist der nächste Schritt", sagt Heldt. "Das sollten wir uns nicht nehmen lassen." Der nächste emotionale Höhepunkt steht also vor der Tür.