Trainer Thorsten Fink (Hamburger SV): "Es war sicherlich kein schlechtes Spiel von uns. Und Artjoms Rudnevs steht dann einfach da, wo er stehen muss."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Hamburg auf jeder Feldposition mit einem Wechsel: In der Abwehr läuft Lam für Bruma hinten links auf. Im Mittelfeld muss Rincon für den nach Gelbsperre wieder spielberechtigten Arslan raus, der auf die Zehn rückt, deswegen rutscht Badelj zurück auf Rincons Sechs. Und im Angriff vertritt Son den verletzten Beister (Muskelfaseriss).
Bei Hoffenheim verändert der neue Coach Kramer vor allem die Offensive: Mit Schipplock und Joselu (nicht mal im Kader) landen beide Stürmer auf der Bank. Stattdessen bilden die hereingekommenen Derdiyok und Firmino zusammen mit Volland den neuen Dreier-Sturm. Außerdem frisch in der Startelf: Rudy und Delpierre, die Schröck und Streker ersetzen.
26.: Erste Chance des Spiels: Aogo mit dem Freistoß aus 20 Metern aus halbrechts. Casteels leicht unsicher, hält den Ball im Nachfassen fest.
28., 1:0, Rudnevs: Diekmeier wird rechts nicht angegriffen, so dass er in Ruhe flanken kannt. In der Mitte Delpierre mit einem Blackout, bleibt einfach stehen, während Gegenspieler Rudnevs aus 12 Metern ungehindert zum Kopfball hochsteigt. Der Ball fliegt mittig über den zu weit vor dem Tor stehenden Casteels und senkt sich genau ins Tor. Der 1899-Keeper sah nicht gut aus! Rudnevs' 5. Saisontreffer.
29.: Im direkten Gegenzug Firmino mit der Chance zum Ausgleich, aber Adler pariert den Distanzschuss.
31.: Son wird an der Mittellinie mit einem langen, hohen Ball auf die Reise geschickt. Er hängt Compper ab, haut die Kugel von der Strafraumgrenze dann aber knapp über den Hoffenheimer Kasten.
38.: Pfostentreffer für den HSV! Delpierre bekommt eine Flanke von Diekmeier nicht geklärt. Arslan nimmt den Ball aus 16 Metern volley und zimmert ihn gegen die Latte.
74., 2:0, Rudnevs: Bei hohen Bällen bleibt Hoffenheim vogelwild! Aogo mit einem Freistoß von rechts. Rudy legt mit dem Kopf ungewollt perfekt auf den Elfmeterpunkt. Da steht Rudnevs und schießt den Ball volley über Casteels hinweg in die rechte lange Ecke.
Fazit: Ein Spiel, das einseitiger war, als es das 2:0 andeutet. Hoffenheim erschreckend schwach, blieb in den letzten 60 Minuten im Grunde ohne eine Chance.
Der Star des Spiels: Artjoms Rudnevs. Ein Stürmer, der im modernen Fußball angeblich ausstirbt. Der Lette ist unbeweglich und fußballerisch limitiert, im Grunde besitzt er nur eine Spezialfähigkeit: Toreschießen. Drei Chancen, zwei Tore - noch Fragen?
Der Flop des Spiels: Daniel Williams. Delpierre verschuldete das Gegentor, Delpierre verschuldete Arslans Lattentreffer, Delpierre verschuldete weitere gefährliche Szenen. Doch noch schlechter spielte Williams. Bitter für Trainer Kramer: Nur weil er den US-Nationalspieler im Mittelfeld sehen wollte, kam Delpierre in die Startelf, um dessen Platz in der Innenverteidigung einzunehmen. Am Ende wurde Williams in der 66. Minute ausgewechselt. Nach 13 Ballkontakten. Als zentraler Mittelfeldspieler. Nur einmal in der Bundesliga-Geschichte kam es vor, dass laut "Sky" ein Feldspieler zu einem solch späten Zeitpunkt so wenige Ballkontakte hatte.
Der Schiedsrichter: Michael Weiner. Ohne Mühe in einem leicht zu führenden Spiel. Die Gelbe Karte direkt nach Wiederanpfiff für Volland war allerdings unberechtigt.
Die Trainer:
Thorsten Fink hat das Erstaunliche vollbracht und eine Aufstellung gefunden, die selbst ohne den als unverzichtbar geltenden Rafael van der Vaart erfolgreich sein kann. Das 4-4-2 in der Raute scheint zur Mannschaft zu passen, vor allem auch, weil die die spielstarke Zentrale mit Arslan davor und Badelj dahinter, unterstützt von Aogo und Skjelbred auf den Halbpositionen, sich gut ergänzt. Die Entscheidung als Linksverteidiger den wendigen Lam für den robusten Bruma zu bringen, hatte keine Auswirkungen auf das Spiel.
Frank Kramer machte seinen Ruf alle Ehre und bot eine Grundordnung auf, die der bevorzugten von Rangnick ähnelt: Drei Stürmer sowie dahinter drei variable Sechser/Achter im Mittelfeld, wobei einer tief gestaffelt stand (Rudy) und zwei auf den Halb-Positionen (Salihovic/Williams) die Balance zwischen Offensive und Defensive herstellen sollten. Wie sich herausstellte die falsche Aufstellung: Williams wurde eigens aus der Innenverteidigung ins Mittelfeld gezogen, dessen Platz im Abwehrzentrum übernahm Delpierre. Williams wie auch Delpierre spielten miserabel. Dass Kramer den von seinem Vorgänger Babbel kritisierten Derdiyok sofort in die Startelf brachte, ist hingegen ein Indiz für die unterschiedliche Auffassung der beiden.
Das fiel auf:
- Hoffenheim nach der Babbel-Entlassung nicht gleich euphorisiert, aber doch deutlich schwungvoller als zuletzt. Die drei Stürmer bewegten sich gut, vor allem dass Firmino im Sturmzentrum auflief und der lange Derdiyok auf linksaußen, schien den HSV zu irritieren.
- Mit dem Gegentor verfiel 1899 jedoch in das übliche Muster. Aus Angst vor weiteren Fehlern zog sich das gesamte Team zu weit zurück, so dass selbst bei schnellem Ballgewinn nichts Gefährliches entstand.
- Insgesamt verteidigte Hoffenheim besser als zuletzt, doch bei gegnerischen Flanken zeigt sich die Abwehr wie bei beiden Gegentreffern extrem anfällig. Es war der 13. Kopfball-Gegentreffer der Saison.
- Hamburg hingegen tritt den Beweis an, wie man sich nach einem Fehlstart in wenigen Monaten deutlich stabiler auftreten kann. Nach der Führung spielte der HSV den Sieg locker herunter, ohne in Gefahr zu geraten.
- Spannend wird zu beobachten sein, welche Grundordnung HSV-Trainer Fink findet, wenn van der Vaart in der Rückrunde zurückkehrt. Mit Arslan als Zehner und Badelj als Sechser blieb Hamburg auch im dritten Spiel ohne den Niederländer unbesiegt.
Hamburg - Hoffenheim: Daten zum Spiel