Schmadtke geht im Jubel auf Distanz

SID
Die Spieler von Hannover feiern Altin Lala, der den Verein verlassen wird
© Getty

Die Distanz war nicht zu übersehen. Während die Profis und Trainer Mirko Slomka in der Mitte des Spielfeldes eine große Jubeltraube bildeten, verfolgte Jörg Schmadtke die Freude über die erneute Qualifikation für die Europa League aus rund 30 Metern Entfernung. Es war auch sein Moment. Doch der abwanderungswillige Sportdirektor scheint das Kapitel Hannover 96 für sich bereits beendet zu haben.

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Als einer der Ersten stiefelte er nach dem 2:1 (1:1) gegen den 1. FC Kaiserslautern in die Kabine. Wohl zum letzten Mal.

"Das ist für mich kein einfacher Moment. Aber ich muss die Dinge so behandeln, wie ich es für richtig halte", sagte Schmadtke, der 96-Klubchef Martin Kind aus "familiären Gründen" um die Auflösung seines unbefristeten Vertrages gebeten hatte.

"Wir werden in der nächsten Woche noch ein Gespräch führen und dann ein Ergebnis verkünden. Vielleicht gibt es ja gute Argumente, die mich umstimmen. Im Moment sehe ich diese aber nicht."

Kind will den Manager nicht gehen lassen

Kind will den auf dem Transfermarkt äußerst erfolgreichen Sportdirektor nicht ziehen lassen und hatte zuletzt nicht ausgeschlossen, dass Schmadtke seine Aufgabe vorübergehend aus seiner Heimatstadt Düsseldorf erfüllen könne.

"Herr Schmadtke hat einen Arbeitsvertrag und Arbeitsverträge sind zu erfüllen. Ich kenne seine Überlegungen und Argumente und habe volles Verständnis, aber das anstehende Gespräch muss nicht zwangsläufig zur Auflösung des Vertrages führen", sagte der Unternehmer.

Sollten beide Seiten auf ihren Standpunkten beharren, könnte die drei Jahre lang so erfolgreiche Verbindung schmutzig geschieden werden. Umso wichtiger war es Kind am Samstag, die Vorstellung der Mannschaft zum Saisonabschluss hervorzuheben.

"Wir haben bewiesen, dass die Vorsaison kein Zufall war und die Leistung bestätigt. Ich bin sehr stolz", sagte der 68-Jährige und kündigte die Verpflichtung weiterer Verstärkungen an. Erster Neuer könnte schon bald der japanische Außenverteidiger Hiroki Sakai werden.

Slomka: "Mussten alles aus Akku herausholen"

Trainer Mirko Slomka dürfte dies mit Wohlwollen vernehmen. "Die anderen Mannschaften rüsten auf. Es wird schwierig, auch in der kommenden Saison da dran zu bleiben. Aber wir werden alles dafür tun", sagte der Coach und war erleichtert, dass mit dem Sieg im 50. Pflichtspiel der Saison die nächste Reise durch Europa gesichert wurde: "Wir mussten noch einmal alles aus unserem Akku herausholen. Jetzt wollen wir in der Europa League zunächst mal die Qualifikation überstehen."

Gegen den FCK hatte es zunächst danach ausgesehen, als würde den Niedersachsen auf den letzten Metern die Puste ausgehen. Pierre De Wit brachte die Gäste in Führung (7.), bevor ein Eigentor von Alexander Bugera (38.) und das erlösende 2:1 durch Didier Ya Konan (71.) noch für die Wende sorgten.

Zwischendurch waren immer wieder die Ergebnisse aus Stuttgart durchgesickert, wo Hannovers ärgster Konkurrent VfL Wolfsburg zeitweilig 2:0 geführt hatte. "Das waren keine Glücksmomente", sagte Kind, der auf der Tribüne 90 anstrengende Minuten erlebte.

Lala bei Abschied gefeiert

Nach dem Abpfiff entlud sich dann das wilde Gefühlsgemisch aus Freude, Erleichterung und auch ein wenig Wehmut. In Altin Lala verabschiedete sich ein 96-Urgestein nach 14 Jahren in Hannover und wurde von Verein, Mannschaft und Fans frenetisch gefeiert. Solch einen Abgang wird Schmadtke nicht erleben.

Kind wollte den Manager mittelfristig als seinen Nachfolger aufbauen. Nun kann der Klubchef wohl nur zwischen einem Rechtsstreit und einer geräuschlosen Trennung wählen.

Die Suche nach einem neuen Sportdirektor dürfte in den kommenden Monaten in jedem Fall auf der Agenda stehen. Der Druck auf den künftigen Manager wird groß sein. Schmadtke hat die aktuelle Erfolgsmannschaft maßgeblich mitgestaltet. Die Distanz zu Trainer Slomka war dabei nur selten zu übersehen.

Hannover - Kaiserslautern: Daten zum Spiel

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