Dortmund dreht das Derby auf Schalke

Von Stefan Rommel / Daniel Börlein
Dortmund hat das Derby gegen Schalke zum erstenmal seit 1995 nach einem Rückstand noch gedreht
© Getty

Borussia Dortmund hat das 140. Revierderby beim FC Schalke 04 mit 2:1 (1:1) gewonnen und damit einen weiteren großen Schritt in Richtung Titelverteidigung gemacht.

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Vor 61.673 Zuschauern in der Arena auf Schalke brachte Jefferson Farfan die Gastgeber früh in Führung (9.) , die Lukas Piszczek aber mit einem Traumtor nur kurz später ausglich (17.). Sebastian Kehl besorgte dann nach der Pause den Siegtreffer für die Borussia (63.).

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Dortmund bleibt damit auch im 25. Spiel in Folge ungeschlagen und hat den Rekord von Bayer Leverkusen (24 Spiele ohne Niederlage) damit nun auch pulverisiert. Nebenbei spielt der BVB mit nunmehr 38 von 42 möglichen Punkten auch die beste Rückrunde, die einer Mannschaft in der Bundesliga seit Einführung der Drei-Punkte-Regel geglückt ist.

Für Schalke war es nach dem 1:4 in Nürnberg unter der Woche der nächste Tiefschlag im Kampf um Platz drei und die direkte Qualifikation für einen Champions-League-Platz.

Reaktionen:

Trainer Huub Stevens (Schalke 04): "Ich muss den Jungs ein Kompliment machen. Wir haben mit dem letztjährigen und neuen Meister auf der gleichen Ebene gespielt. Das wir nicht belohnt wurden, haben wir uns selbst zu verdanken. Wir haben unsere Standards nicht so genutzt wie Dortmund. Sie sind da gieriger und zwingender gewesen."

Trainer Jürgen Klopp (Borussia Dortmund): "Das war richtig Arbeit für alle Beteiligten mit einem glücklichen Sieger. Wir haben alles rausgepresst, was noch drin war. Wir mussten uns richtig reinbeißen. Es war ein harter Gegner und der Boden war schwer. Wir mussten uns zum Fußballspielen zwingen, das Tor haben wir auch erzwungen und leidenschaftlich verteidigt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke wirbelt ordentlich durch. Escudero, Hoogland, Holtby, Matip und Höger fliegen aus der Startelf, dafür beginnen Uchida, Metzelder, Fuchs, Moritz und Farfan.

Dortmund muss auf den verletzten Subotic verzichten, dafür beginnt wie schon im Hinspiel Santana neben Hummels in der Innenverteidigung. Kehl bekommt eine Pause, dafür bildet Bender neben Gündogan im defensiven Mittelfeld das Zweierpärchen.

1.: 32 Sekunden gespielt. Schalke pennt bei einem Einwurf total, der BVB nutzt die riesen Lücke in der Innenverteidigung. Kuba auf Lewandowski, der auf Bender durchlässt. Schuss aus elf Metern, aber Unnerstall bleibt lange stehen und hält.

4.: Ecke Farfan von rechts. Papadopoulos gewinnt am ersten Pfosten den Kopfball gegen Hummels, setzt den Ball aber Zentimeter rechts vorbei.

9., 1:0, Farfan: Fuchs' Ecke von links, Hummels klärt unglücklich auf Farfan. Der lässt Großkreutz aussteigen und zieht aus 17 Metern ab. Kagawa fälscht den Ball noch mit dem Kopf ab, links unten schlägt's unhaltbar ein.

17., 1:1, Piszczek: Schalke bekommt eine Ecke nicht sauber geklärt. Erst geht Fuchs zu läppisch in den Kopfball, dann schiebt sich Piszczek zu einfach vor Huntelaar. Schnelle Drehung, überraschender Volleyschuss aus fast unmöglichem Winkel. Unnerstall steht einen Tick zu weit im kurzen Eck und kommt an den perfekt geschossenen Ball nicht mehr ran. Im langen Eck schlägt's ein.

58.: Draxler wird auf links von Jones freigespielt, geht mit Tempo an Piszczek vorbei, doch Weidenfeller pariert in höchster Not.

63., 1:2, Kehl: Ecke Schmelzer von links. Metzelder springt der Ball unglücklich an die Schulter und von da Kehl direkt vor die Füße. Der schiebt aus zwei Metern problemlos ein.

Fazit: Schmeichelhafter Sieg für den BVB, der körperlich und geistig über weite Phasen nicht ganz auf der Höhe schien. Schalke investierte mehr, nutzte seine Chancen aber nicht so kalt wie die Gäste und konnte nach dem Rückstand nichts mehr zusetzen.

Der Star des Spiels: Jermaine Jones war Schalkes Anführer in der Drangphase nach der Pause, pflügte nur so durchs Mittelfeld und gewann einen Zweikampf nach dem anderen. War auch nach dem Rückstand einer, der das Spiel noch unbedingt gewinnen wollte.

Der Flop des Spiels: Klaas-Jan Huntelaar war bis auf eine Szene total abgemeldet, dabei war Dortmunds Defensive besonders bei Standards wackelig. Seine einzige Chance nagelte er in den Oberrang, danach fabrizierte er aus aussichtsreicher Position noch ein Luftloch. Beim 1:1 zu zaghaft im Zweikampf gegen Piszczek.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe leitete die intensive Partie insgesamt ordentlich und ohne große Fehler. Richtig, dass er Piszczeks Einsatz gegen Jones nicht als Foul ahndete (8.), auch Schmelzers Einsatz gegen Huntelaar war im Rahmen (38.). Hätte den bereits verwarnten Fuchs nach dessen Foul gegen Kuba zwingend vom Platz stellen müssen (80.).

Analyse: Beide Mannschaften hielten sich nicht lange mit Nettigkeiten auf, sondern gingen gleich hohes Tempo und kämpften buchstäblich um jeden Meter. Das Spiel beider Mannschaften war auf einem furchtbar schlechten Rasen zu Beginn erstaunlich fehlerbehaftet, was auf beiden Seiten zu einer ganzen Reihe guter Tormöglichkeiten führte.

Schalke hatte Probleme im Spielaufbau aus dem defensiven Mittelfeld heraus, war aber über die Außen und besonders bei Standards brandgefährlich. Der BVB mit dem gewohnt schnellen Umschalten nach Ballgewinn, kam einige Male auch zu billig mit nur einem Pass bis in die Spitze durch. Schalke verteidigte recht hoch und dementsprechend risikoreich.

Trotzdem war Schalke ebenbürtig und kam alleine in der ersten Halbzeit zu zehn Eckbällen, auf die sich der BVB nie richtig einstellen konnte. Das Spiel beruhigte sich bis zur Pause auch nicht mehr, blieb unruhig und sehr intensiv.

Schalke kam deutlich besser aus der Kabine, machte mächtig Dampf. Jones räumte im Mittelfeld jetzt rigoros auf, der BVB kam kaum noch zu einem geordneten Spielaufbau. Die Gäste wirkten zudem nicht mehr frisch genug. Die Führung für den BVB - wie gegen die Bayern in einer Phase, in der der Gegner am Drücker ist - kam völlig überraschend.

Schalke zeigte sich davon sehr beeindruckt, plötzlich war ein Riss im Spiel der Gastgeber. Dortmund wirkte in der Folge wieder souveräner, hatte das Spiel im Griff. Lediglich die Konter spielte die Mannschaft nicht sauber zu Ende und verpasste deshalb eine frühere Entscheidung.

Schalke - Dortmund: Daten zum Spiel

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