Gladbachs Höhenflug ohne Reus gebremst

SID
Ohne Reus nichts los? Coach Lucien Favre und seine Truppe verlieren erstmal seit Oktober
© Getty

Der Höhenflug von Borussia Mönchengladbach ist vorerst gebremst. Das 0:1 (0:0) beim FC Augsburg verhinderte den vorübergehenden Sprung an die Tabellenspitze und zeigte auch, wie schwer der Ausfall von Nationalspieler Marco Reus wiegt.

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Lucien Favre hatte es gleich im Gefühl. Seine "Intuition" hatte ihm gesagt, dass es ein schwieriger Tag für Borussia Mönchengladbach werden würde.

"Wir haben zu wenig investiert, waren immer einen Schritt zu spät und haben zu langsam gespielt", sagte der Trainer nach dem ebenso unerwarteten wie gerechten 0:1 (0:0) beim Liganeuling FC Augsburg.

Reus fehlt

Statt über Nacht Tabellenführer zu sein, gab es einen Rückschlag, den außer Favre offenbar niemand so recht eingeplant hatte. Der Coach hatte etwas geahnt, seine Mannschaft zuvor bereits gewarnt. Überrascht von der dürftigen Leistung seiner Elf war er daher nicht.

Augenscheinlich war zudem eines: Im zweiten Spiel ohne ihren Star Marco Reus, der wegen eines Zehenbruchs wieder pausieren musste, fehlte den Gladbachern über weite Strecken die Zielstrebigkeit und Finesse, die die Favre-Elf fast bis an die Tabellenspitze gebracht hatte.

Nicht nur die Treffsicherheit eines Reus wurde vermisst, auch sein Tempo und die Fähigkeit, Löcher in die Defensive zu reißen. "Er fehlt, das wissen wir", bekannte selbst Favre.

Augsburg besser

Die Gladbacher hoffen auf die Rückkehr des Nationalspielers in einer Woche gegen Mainz oder im DFB-Pokal gegen Schalke 04. Man könnte auch sagen, sie sehnen die Rückkehr herbei.

"Reus setzt ganz andere Akzente, aber es bringt nichts, darüber zu philosophieren. Wir wünschen uns, dass er bald zurück ist", sagte Verteidiger Martin Stranzl. Kapitän Filip Daems sekundierte: "Reus ist ein wichtiger Spieler, aber es muss auch ohne ihn gehen". In Augsburg ging es nicht.

Denn das vom Aufsteiger diktierte Kampfspiel nahmen die Borussen nicht an. Sie ließen sich förmlich den Schneid abkaufen. "Ein Prozent weniger im Spiel ist schon zu wenig", sagte Stranzl. Und passend dazu kassierte Gladbach das entscheidende Tor durch einen abgefälschten Freistoß von Jan-Ingwer Callsen-Bracker (51.).

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Ter Stegen angeschlagen

"Das war typisch", sagte Torhüter Marc-Andre ter Stegen, der aus einem Zweikampf mit Augsburgs Sascha Mölders eine Rippenblessur davontrug und untersucht werden muss.

Stranzl verließ mit den Rasen mit einer Platzwunde. Beide waren sozusagen Sinnbilder für die intensiv geführte Begegnung und das manchmal grenzwertige Engagement der Schwaben.

Die Enttäuschung war bei den Gladbachern greifbar und keiner brachte sie so ungeschönt auf den Punkt wie ter Stegen: "Es ist sch..., dass wir verloren haben. Wir haben keine Lösungen gefunden, das ganze Spiel nicht". Daems und Roman Neustädter waren in ihrem Urteil nicht unbedingt zimperlicher. Von der "schlechtesten Saisonleistung" sprachen beide.

"Nicht übertreiben"

Dennoch sollte nach Favres Ansicht das Urteil nicht allzu hart ausfallen. "Man darf in keine Richtung übertreiben", sagte er und erinnerte an das 0:1 in Freiburg vor einiger Zeit. Seither hatte die Borussia in sieben Spielen nur eine Niederlage kassiert.

Und Favre betont ja oft genug, dass man nicht vergessen dürfe, wo Gladbach herkomme. Der Höhenflug kann demnach wohl nicht ohne manche Turbulenz anhalten.

"Unglaublich guter Tag"

Bei den Schwaben herrschte dagegen nach dem zweiten Heimsieg in Folge und zugleich dem zweiten Zu-Null-Spiel nacheinander im eigenen Stadion wieder Hochstimmung. Der letzte Platz wurde vorerst an den SC Freiburg weitergereicht und den Anschluss an die Nichtabstiegsränge hergestellt.

"Das ist der Weg, den wir gehen können", sagte Trainer Jos Luhukay voller Stolz über den überzeugender Auftritt. "Pure Leidenschaft" habe seine Elf gezeigt, einen "unglaublich guten Tag" erwischt. Davon wird der FC Augsburg noch einige brauchen, wenn er die Liga halten möchte.

Augsburg - Gladbach: Daten zum Spiel

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