So einen Ausblick? Nehme ich sofort!

Schon beim Betreten des US Office wird man von Trophäen begrüßt
© fc bayern

Lichtdurchflutete Büros, den Henkelpott auf dem Sims und ein Sahneblick auf das Empire State Building - im neuen US Office des FC Bayern München in New York City lässt sich arbeiten. Eine SPOX-Reportage.

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Der Verkehr in Manhattan um diese Zeit ist die Hölle. Morgens zwischen 9 und 10. Es ist aber auch brutal naiv, das nicht mit einzuplanen. Die Strecke hätte laut Google Maps nur 20 Minuten gedauert. Also mal eine Stunde rechnen. Wird schon passen. Aber Pustekuchen! Am Ende sitze ich doch wieder schwitzend im Taxi und schaue quasi im Sekundentakt auf die Uhr.

286 Madison Avenue ist mein Ziel. Ganz schön edle Lage. Ein Blick auf das Smartphone zeigt: mehr oder weniger genau zwischen Empire State Building, Times Square und Rockefeller Center. Schon das ehemalige Büro auf der Lexington Avenue hatte eine gute Lage. Jetzt kann man aber getrost das "sehr" noch davorpacken.

Ich bezahle den Taxifahrer schon einmal bei der letzten roten Ampel. Davon gab es jetzt aber auch wirklich genug, die waren ja alle rot. Noch eine Kurve, da sind wir. Ein kurzer Blick auf die Uhr, 9.58 Uhr. Pünktlich wie die Maurer!

19. Stock, bitte

Eine junge Dame und ein junger Herr, beide im roten Bayern-Trikot, begrüßen mich direkt an der Pforte: "Sind Sie für das Bayern-Office hier?" Ich nicke freundlich. "19. Stock, bitte." Gesagt, getan. Ich falle in den Aufzug und werde nach oben gefahren. Um Punkt 10 öffnet sich die Türe des Lifts und ich gehe in die neue US-Niederlassung des FC Bayern.

Ich werde mit einem pompösen Anblick begrüßt. Schon der erste Eindruck sitzt. Man schreitet durch eine Türe und tritt in den Lobbybereich. Zur Linken eine dezente Sitzgruppe. Drei Einsitzer, natürlich rot, in der Ecke eine Zimmerpalme, davor ein quadratischer Tisch mit Glasplatte. An der weißen Wand hinter den Sesseln prangt ein riesiges Wandtattoo, das den aktuellen Kader zeigt. Mit Meisterschale und DFB-Pokal.

Insignien des Erfolgs sieht man auch bei einem Blick geradeaus. Der fällt dann nämlich auf den Meetingraum - durch eine Glasscheibe, an der ebenfalls dezent und stilsicher des FCB-Logo klebt. Was sehen die Augen? Nun, einen Meetingsraum eben. Ein weißer Tisch in der Mitte, außen rum acht Stühle, wieder im gleichen rot gehalten. An der linken Wand ein Flachbildmonitor, rechts hängt ein Foto der bekannten Pack-mas-Choreografie vor dem Champions-League-Halbfinale 2010 gegen Olympique Lyon. Am hinteren Fenster steht eine Nachbildung der Königsklassen-Trophäe. Der edle Henkelpott.

Ich werde gar nicht fertig damit, den Blick schweifen zu lassen, da werden die eingetroffenen Journalisten-Kollegen und ich von Rudolf Vidal begrüßt, Managing Director beim FC Bayern München LLC. Der Empfang ist herzlich. Na, dann kann die kleine Führung durch die Büroräume ja endgültig losgehen.

Henkelpott meets Empire State Building

Passender Weise starten wir auch direkt im Meetingraum. Den hatte ich ja gerade ohnehin im Fokus.

Das Imposanteste vorweg: der Ausblick. Durch die großen, hellen Fenster hat man nämlich einen Sahneblick auf das Empire State Building. Wenn man sich richtig positioniert, sieht man also den Henkelpott, eine der wichtigsten Trophäen im Fußball, im Vordergrund und eine der wichtigsten Landmarks von New York City im Hintergrund. Ein geniales Fotomotiv, natürlich zückt jeder der Anwesenden sofort sein Smartphone. So lässt es sich arbeiten. Inwiefern man da im Meeting auch mal die Gedanken schweifen lässt, sei mal dahingestellt.

Auf dem Sideboard an der linken Wand liegen Bayern-Schals. "Audi Summer Tour 2016" sagt der eine, "100 US Fan Clubs" der andere, daneben zwei unterschriebene Trikots.

Mehr als nur Manager

Darüber an der Wand hängt ein Bildschirm, auf dem ein Timelapse-Film läuft. Der zeigt die Renovierungsarbeiten des Büros. Schon interessant, wie sich die Bayern diesen Office Space ihren Wünschen nach angepasst haben.

In NYC, speziell in dieser Lage, ist es sehr schwierig, an kleine Büroräumlichkeiten heranzukommen, da diese enorm begehrt sind. Als man die Chance auf dieses Office erhielt, musste man improvisieren.

Ursprünglich war es nämlich ein einziger großer Raum. Ein neuer Boden wurde verlegt, einzelne Büroräume voneinander abgetrennt. Ich habe nicht wirklich Ahnung von den handwerklichen Arbeiten - alles andere zu behaupten, wäre eine dreiste Lüge. Der Zeitraffer-Film zeigt aber ziemlich anschaulich, dass hier ganz schön etwas angepasst werden musste, damit der FC Bayern nun dort so operieren kann, wie er es sich wünscht. Im Mai dieses Jahres hat die Delegation den neuen Standort bezogen.

Wer kommt da so rein? Alle!

Der Meetingraum ist, wie schon erwähnt, der erste, der einem ins Auge fällt, wenn man ins Office kommt. Eigentlich stehen auch Duplikate der Meisterschale und des Pokals auf den Simsen, sagt Vidal. Die sind momentan aber zu Ausstellungszwecken in den USA unterwegs. Am Mittwoch konnten sich die Fans in Chicago vor dem Stadion damit ablichten lassen. Darauf stehen die Fans natürlich.

Aber auch ohne die beiden zusätzlichen Trophäen macht der Raum etwas her. Und das soll er auch, denn schließlich kommen täglich Leute in diese Büroräume. Wer kommt denn da überhaupt so rein? Alle! Alle, die irgendwie mit dem FC Bayern USA in Kontakt treten. Neu angemeldete Fanklubs können sich hier ihre Papiere abholen, Meetings mit möglichen Kooperations- oder Sponsoringpartnern finden hier statt. Oder eben auch Führungen mit Fans oder Journalisten. Wie jetzt gerade.

Wir gehen weiter. Ein Büro mit vier Arbeitsplätzen, der sogenannte Engine Room. Zur linken Hand das Büro von Rudolf Vidal. Wieder der Ausblick auf das Empire State Building. Ganz ehrlich: Würde ich auch nehmen! Ansonsten eben ein Büro. Links eine rote Ledersitzecke, darüber hängt ein Bild von der rot angestrahlten Allianz Arena. Rechts im Raum ein großer Schreibtisch. An der Wand geradeaus hängt ein Wimpel. Hier kommt kein Raum ohne Trophäen oder andere Siegesinsignien aus.

Einmal umdrehen, durch den Engine Room blicken. Auf der anderen Seite ist noch ein kleines Büro, das sogenannte Partnership Office. Der kleinste Raum hier. Ein Schreibtisch, rechts an der Wand das Trikot, in dem die Bayern 2013 die Champions League in Wembley gewonnen haben. Natürlich unterschrieben von der Mannschaft und eingerahmt.

Erfolge von 1932 bis heute

Rechts im Engine Room ein weiteres, interessante Wandtattoo: eine Zeitleiste, die Bayern Münchens größte sportliche Erfolge Revue passieren lässt. Von der ersten deutschen Meisterschaft 1932 bis zum Champions-League-Sieg 2013.

Auffällig ist die offene Struktur des Komplexes. Alle Einzelbüros sind nur durch Glaswände abgetrennt. Wenn jemand in einer Telefonkonferenz oder einem Meeting sitzt und jemand in einem anderen Raum ein dringendes Problem hat, kann man sich durch Handzeichen verständigen. Kurze Wege, hohe Transparenz.

Synergieeffekte mit US-Ligen

Das ist also der Ort, an dem der FC Bayern München seine Bemühungen zur Internationalisierung im US-amerikanischen Raum vorantreibt. Hier gehen auch mal NFL- oder NBA-Verantwortliche ein und aus. Und das ergibt ja Sinn: Die großen US-Ligen wollen in den deutschen Markt, die Bayern in den amerikanischen. So kann man sich austauschen und Kooperationen knüpfen. Die Synergieeffekte liegen auf der Hand.

Die letzten Wochen waren besonders geschäftig im US-Büro des FC Bayern. Der Umzug ins neue Büro und dazu die Audi Summer Tour des Klubs planen, mit etwa 60 Veranstaltungen. Nebenbei wurde auch ein Deal mit einem neuen, globalen Sponsoring-Partner geschlossen, den der Verein am Montagnachmittag verkündet.

Das Geschäft läuft und in diesen Räumlichkeiten lässt sich arbeiten, keine Frage. Man wird ja beinahe erschlagen von der motivierenden Bildsprache an allen Wänden und auf allen Sideboards. Der FC Bayern steht für Erfolg und das will er auch in seinem US Office demonstrieren.

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Jetzt ein Weißbier?

Nach diesen Eindrücken muss man sich erst einmal stärken. Neben einigen weiteren Fanschals ("Mia san Atlanta", "FC Bayern München Arizona", "Bayern Munich USA") ist ein kleines Buffet mit etwas Gebäck und kleinen Sandwiches aufgebaut. Dabei stehen ein paar Flaschen Wasser und auch einige Weißbier mit passenden Gläsern. Natürlich! Als Verein aus München muss das sein. Ich bin in Versuchung, lasse es aber doch lieber bleiben. Wie sieht das denn jetzt aus? Ich bin aber sicher, dass der ein oder andere Geschäftspartner da auch mal zugreift. Schließlich bekommt man hier ja nicht überall deutsches Weißbier geboten. Oder?

Schnell noch ein paar Fotos schießen, ein letzter kleiner Plausch, dann verlasse ich das US Office des FC Bayern auch schon wieder.

Während der 19-stöckigen Aufzugfahrt denke ich bei mir: Naja, ganz so schlimm wird der Verkehr jetzt um diese Zeit nicht mehr sein. Aber ich nehme dann doch lieber mal die Bahn. Auch wenn der Zeitdruck diesmal deutlich geringer ist.

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