"Weinzierl hat nicht draufgehauen"

Von Daniel Reimann
Zwei wichtige Stützen für den FC Augsburg: Markus Weinzierl und Daniel Baier
© getty
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SPOX: Vergangene Saison schlug Augsburg die Bayern noch - wenn auch nicht deren beste Elf. Sie waren hinterher ein wenig verärgert über die Berichterstattung, oder?

Baier: Ich war tatsächlich verärgert, als wir gegen Bayern gewonnen haben und es nur darum ging, dass Bayern angeblich mit einer C-Elf gespielt hat. Das finde ich lächerlich, damit habe ich ein Problem. Womit haben wir denn gespielt? Bei uns haben Hahn, Werner, Vogt und viele andere gefehlt, darüber redete keiner. Bei Bayern standen Schweinsteiger, Kroos, Mandzukic und so weiter auf dem Platz.

SPOX: Fehlt Ihnen manchmal die Wertschätzung für den FC Augsburg?

Baier: Ich finde es zumindest respektlos, wenn Mannschaften wie wir oder auch damals Fürth oder Braunschweig abgewatscht werden und sich quasi dafür schämen müssen, in der Bundesliga zu spielen. Wir haben uns das hart erarbeitet und damit sollte man respektvoll umgehen. Natürlich gibt es qualitative Unterschiede, aber wir können vieles kompensieren.

SPOX: War es nicht auch manchmal ein Vorteil für Augsburg, dass man womöglich unterschätzt wurde?

Baier: Niemand unterschätzt den FC Augsburg. Wir unterschätzen auch keine Teams wie Paderborn oder letzte Saison Braunschweig. Wir wollen jedes Spiel gewinnen - egal, gegen wen.

SPOX: Hat sich die öffentliche Wahrnehmung denn in Folge der erfolgreichen Vorsaison zum Positiven hin verändert?

Baier: Es hat sich schon viel geändert in puncto Anerkennung. Aber im Tagesgeschäft Fußball kann sich das schnell ändern. Wenn wir wie jetzt zwei Spiele verlieren, sind wir wieder Abstiegskandidat Nummer eins.

SPOX: Als der galt Augsburg vor allem 2012/2013, als man nur neun Punkte geholt hatte. Wie war denn die Stimmung in jenem Wintertrainingslager, als die Lage so bedrohlich war?

Baier: An sich war die Atmosphäre nicht so schlecht. Wir sind zuvor im Pokal nur sehr knapp gegen Bayern ausgeschieden, dieses Spiel hat uns nochmal gepusht. Dazu kam Stefan Reuter im Winter, dadurch hat der Trainer noch mehr Rückhalt bekommen. Mit dem ersten Rückrundenspiel in Düsseldorf kam die Wende.

SPOX: Was macht Weinzierl so besonders, dass er sein Team trotz verheerender Punkteausbeute noch derart mitreißen kann, dass Augsburg damals noch der Klassenerhalt gelang?

Baier: Er hat immer an sich und die Mannschaft geglaubt. Die Ergebnisse haben zwar nicht gestimmt, die Leistung aber schon. Wenn man Woche für Woche hart arbeitet und keine Punkte holt, geht das ans Selbstvertrauen. Unser Trainer hat aber nicht draufgehauen, sondern viel dafür getan, dass wir die Köpfe frei hatten und mit Selbstvertrauen in die Spiele gingen.

SPOX: Von Spielerseite gab es auch nie Zweifel am Weg des Vereins? Bei neun Punkten aus 17 Spielen kein vollkommen abwegiger Gedanke...

Baier: Nein, die gab es nicht. Die Mannschaft ist sehr homogen und selbstkritisch. Wir haben nie die Schuld beim Verein oder seinen Verantwortlichen gesucht, denn wir stehen selbst auf dem Platz.

SPOX: Das Umfeld in Augsburg ist ruhig und erfolgsunabhängig, Weinzierl sitzt fest im Sattel. Haben Sie manchmal Mitleid mit anderen Trainern, die nach Niederlagen sofort am Pranger stehen?

Baier: In der Hinsicht sind wir ins Augsburg schon sehr gut bedient. Aber ich habe kein Mitleid mit anderen Trainern. Trainer in der Bundesliga sein, ist ein Traumjob. Da liegt es an jedem selbst, erfolgreich zu sein und seine Chance zu nutzen. Natürlich gibt es unterschiedliche Voraussetzungen. Aber Mitleid will keiner haben.

SPOX: Weinzierl hat in Augsburg die Kurve gekriegt und letztes Jahr verpasste man nur knapp den Europacup. Hat sich den im Zuge dessen das Selbstverständnis des FCA gewandelt?

Baier: Wir haben immer gesagt: Es geht bei uns nur um den Klassenerhalt. Bundesliga zu spielen, ist für den FC Augsburg keine Selbstverständlichkeit. Wir sind finanziell hinten dran, es ist Woche für Woche harte Arbeit, die wir ständig neu bestätigen müssen. Wir dürfen nicht glauben, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben, nur weil wir letzte Saison einen Punkt am Europacup vorbeigeschrammt

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