Schiedsrichter geloben Besserung

SID
Gräfe hatte beim Spiel in Frankfurt einen Elfmeter nicht gesehen und sich dafür entschuldigt
© getty

Ein kaputtes Headset des Vierten Offiziellen hat die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Augsburg entscheidend beeinflusst.

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Die Torlinientechnik soll kommen, der Videobeweis steht auch schon auf der Agenda - doch derzeit funktioniert in der Fußball-Bundesliga noch nicht einmal die einfachste Technik.

Weil das Headset des Vierten Offiziellen kaputt war, wurde Eintracht Frankfurt am Sonntag in der Partie gegen den FC Augsburg (0:1) ein glasklarer Elfmeter verweigert. Eine Blamage für die DFL und den DFB.

Wie es zu der gravierenden technischen Panne kommen konnte, muss nun geklärt werden. Der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen schloss einen Protest zwar aus ("Das war eine Tatsachenentscheidung"), die Eintracht will den für die Unparteiischen zuständigen DFB aber um eine Stellungnahme bitten.

"So einen Fall hatten wir noch nicht"

Die Schiedsrichter-Kommission hat bereits reagiert und kündigte Konsequenzen an.

"Ich denke, dass war eine sehr unglückliche und ärgerliche Situation, aber doch auch eine Ausnahme", sagte Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel: "Dennoch werden wir gemeinsam mit den Bundesliga-Schiedsrichtern darüber sprechen und versuchen, Wege zu finden, um auch solche, eigentlich nur schwer vorstellbaren Vorgänge, in Zukunft möglichst auszuschließen."

Ähnlich äußerte sich Hellmut Krug "Wir werden das so bald wie möglich mit den Schiedsrichtern thematisieren. So einen Fall hatten wir noch nicht", sagte das Kommissions-Mitglied bei "Sky": "Dass weder Schiedsrichter noch Assistent die Szene erkennen, der Vierte Offizielle schon, er dann kommunizieren will, aber nicht kann - das kann man sich einfach nicht ausdenken."

Technische Hilfsmittel war defekt

Das Unheil hatte in der 16. Minute beim Stand von 0:0 seinen Lauf genommen. Der Frankfurter Stürmer Vaclav Kadlec wurde wenige Meter vor dem Augsburger Tor von FCA-Profi Dominik Kohr derart heftig am Trikot gezogen, dass er seinen Dress fast verlor. Doch Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) und Assistent Guido Kleve (Rösrath) an der Seitenlinie übersahen das Foul.

Nicht so Patrick Ittrich (Hamburg). Der Vierte Offizielle erkannte das Vergehen und vermeldete es via Headset an seine Kollegen. Doch die, allen voran Gräfe, konnten den 35 Jahre alten Polizeibeamten nicht hören.Das technische Hilfsmittel war defekt, erst nach der Szene wurde es ausgetauscht.

Fandel nimmt Ittrich in Schutz genommen

Warum Ittrich nicht auf andere Weise auf sich aufmerksam machte, konnte auch Krug nur schwer nachvollziehen.

"Wenn er merkt, dass er nicht durchkommt zum Schiedsrichter, muss er auf dem schnellsten Wege zum Assistenten und auf sich aufmerksam machen", sagte der DFL-Schiedsrichterexperte: "Das ist kein Vorwurf an Patrick Ittrich, es war eine besondere Druck- und Stresssituation. Aber ein Vierter Offizieller muss alle Register ziehen."

Fandel nahm Ittrich in Schutz genommen. Er habe "in dieser turbulenten Situation" zunächst nicht gewusst, "dass eine Störung seines Funks vorlag", sagte der Funktionär: "Er musste also davon ausgehen, dass Manuel Gräfe trotz seines Hinweises die Situation anders bewertet und daher nicht auf Strafstoß entschieden hatte."

Laut Krug müsse man nun überlegen, wie der Vierte Offizielle in solch einer Situation auf sich aufmerksam machen kann.

"Ist fatal und ärgerlich"

Am Frust des früheren FIFA-Referees änderte die Aussicht auf Besserung aber erst einmal nichts: "Dass die Technik versagt, ist schon vorgekommen. Aber dass es in so einer Situation passiert, ist fatal und ärgerlich."

Immerhin bewies Gräfe Größe und entschuldigte sich nach dem Abpfiff bei Eintracht-Trainer Thomas Schaaf. "Ich habe sie angenommen, das finde ich auch sehr in Ordnung, dass er das gemacht hat", sagte Schaaf. Auch bei Kapitän Kevin Trapp kam die Geste gut an: "Das rechne ich ihm hoch an."

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