Die unverzichtbaren Unsichtbaren

Von Daniel Börlein
Leistungsträger im Hintergrund: Zlatko Junuzovic, Pirmin Schwegler und Milan Badelj (v.l.)
© Getty

Ohne Pirmin Schwegler, Milan Badelj und Zlatko Junuzovic fehlt etwas im Spiel von Eintracht Frankfurt, dem Hamburger SV und Werder Bremen. Öffentliche Wertschätzung erfahren meist aber andere. Für das Trio ist das allerdings kein Problem.

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Pirmin Schwegler wird hin und her gerissen gewesen sein, als er Bruno Hübner so reden hörte. Der Schweizer ist einer der Typen, der fest davon überzeugt ist, dass einer alleine im Mannschaftssport Fußball nichts bewegen kann und deshalb immer das Team an erster Stelle stehen sollte.

Und doch wird es wohl auch ihm geschmeichelt haben, was sein Manager in der Halbzeitpause des Bundesliga-Spiels beim VfB Stuttgart vor laufender TV-Kamera feststellte: "Keine Frage, Pirmin ist für uns nicht zu ersetzen. Mit ihm ist unser Spiel ein ganz anderes."

Gegen den VfB fehlte Schwegler wegen muskulärer Probleme aber - und prompt verlor die Eintracht. Mit dem 25-Jährigen hatte Frankfurt zuvor einen furiosen Saisonstart hingelegt und 19 Punkte aus acht Spielen geholt.

Bruchhagen: "Herzstück der Mannschaft"

Schwegler ist als Kapitän Kopf und "Herzstück der Mannschaft" (Heribert Bruchhagen). Das Gesicht des Erfolges ist der Mittelfeldspieler allerdings nicht unbedingt.In Frankfurt stehen andere im Mittelpunkt. Sebastian Rode beispielsweise, der so etwas ist wie der Shootingstar der Saison und mittlerweile schon mit Top-Klubs wie Borussia Dortmund in Verbindung gebracht wird. Oder Alex Meier, bis hierhin sechsfacher Torschütze.

Schwegler hingegen wird kaum wahrgenommen. Er ist einer der Unsichtbaren der Liga - aber eben ein unverzichtbarer Unsichtbarer. So wie Werder Bremens Zlatko Junuzovic.

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Junuzovic: "Ich mag eher das Ruhige"

Der Österreicher ist seit einiger Zeit ein entscheidendes Puzzle-Stück im Bremer Spielkonzept. Junuzovic gibt den einziger Sechser im 4-1-4-1-System von Trainer Thomas Schaaf und hält dabei Leuten wie Kevin de Bruyne oder Marko Arnautovic den Rücken frei.

Dass er dafür nur selten öffentliche Wertschätzung bekommt und stattdessen die gefeiert werden, für die er die Drecksarbeit macht, stört den 25-Jährigen nicht. "Ich mag eher das Ruhige und ich will nicht jeden Tag etwas von mir lesen. Mir sind Schlagzeilen über mich nicht so wichtig."

Genau deshalb kommt Junuzovic in Bremen auch so gut an. "Man merkt einfach, dass er ein totaler Mannschaftsspieler ist", sagt Geschäftsführer Klaus Allofs. Persönlicher Ruhm ist den Unsichtbaren der Liga nicht wichtig. "Bescheidenheit und Demut ist das, was mich auszeichnet, das wird mein Leben lang so sein", sagte Schwegler im "Bild"-Interview vor einiger Zeit.

Badelj immer in der Startelf

Diese Eigenschaften treffen auch auf Milan Badelj zu. In Hamburg ist man froh, den 23-Jährigen kurz vor Transferschluss noch bekommen zu haben. Lange Zeit hatte man ihn beobachtet und war sich sicher, dass der Mittelfeldmann eine echte Verstärkung werde würde. Seit Badelj nun da ist, bestätigt er das. In allen acht Spielen seit seiner Verpflichtung stand er in der Startelf und überzeugte fast immer.

"Er passt perfekt bei uns in den zentral-defensiven Bereich, trägt das Spiel nach vorne und kann es sehr gut lesen. Dazu ist er auch technisch hervorragend, sein Puls geht nie nach oben", sagt HSV-Coach Thorsten Fink.

Häufig ist Badelj derjenige, der den ersten Ball aus der Abwehr erhält und die Offensivaktionen einleitet. "Er hat etwas, was wir bislang in unserem Kader noch nicht hatten", sagt HSV-Sportdirektor Frank Arnesen. "Er ist ein Spielmacher, aber kein klassischer Zehner."

Junuzovic in neuer Rolle

Bei Frankfurter Ballbesitz nimmt Schwegler bei der Eintracht eine ähnliche Rolle ein. "Er lässt sich häufig ganz weit zurückfallen und übernimmt den Spielaufbau", erklärt Manager Hübner. "Dadurch kommen wir meist ohne lange Bälle aus."

In Bremen musste sich Junuzovic an seine neue Rolle erst gewöhnen. In der österreichischen Nationalmannschaft gibt er meist den Zehner, auch bei Austria Wien und in der vergangenen Rückrunde in Bremen agierte Junuzovic viel offensiver. "Jetzt bin ich ein Sechser", sagt er. "Aber es funktioniert sehr gut."

Nebenleute profitieren

Und weil Junuzovic funktioniert, klappt es auch bei Nebenleuten wie Aaron Hunt, der auf der offensiven Halbposition bislang stark aufspielt. In Hamburg hat an Badeljs Seite auch Youngster Neuzugang Tolgay Arslan den nächsten Entwicklungsschritt gemacht und bei der Eintracht profitiert der starke Rode entscheidend von Schwegler.

Der ist für Frankfurts Trainer Armin Veh "ein vorbildlicher Kapitän", auch weil er eher Taten denn Worte sprechen lässt. "Ich glaube, dass introvertiertere Menschen eher auf die, die etwas im Kopf haben, Einfluss haben", sagt Schwegler.

Mehr Kilometer als der Rest

Auch auf dem Platz ist der Eintracht-Kapitän deshalb keiner, der rumbrüllt oder Kollegen zusammenstaucht. Stattdessen lebt er vor, was er von seinen Mitspielern erwartet. Nach Innenverteidiger Carlos Zambrano führt er im Schnitt die meisten Zweikämpfe aller Frankfurter pro Spiel.

Schwegler ist sich eben für keine Grätsche zu schade, kein Weg ist ihm zu weit. Auch Badelj und Junuzovic sind ununterbrochen unterwegs und spulen regelmäßig mehr Kilometer ab, als jeder andere Teamkollege. Richtig wahrgenommen wird das allerdings nicht. Aber so ist das eben bei Unsichtbaren.

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