Gladbach auf "Plan B" vorbereitet

SID
Max Eberl lässt sich vom Abgang von Marco Reus nicht aus der Ruhe bringen
© Getty

"Hau ab!", ruft Max Eberl laut durch die Lobby des Hotels Gloria Serenity, dabei lacht er laut. Adressat Marco Reus grinst verschmitzt und läuft davon, gejagt von Dante und Juan Arango, die ihn nach wenigen Metern eingeholt haben und nun durchs Hotel tragen. Das Lachen und die Unbefangenheit sind zurück bei Borussia Mönchengladbach, so scheint es zumindest.

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Die Bilder des ewig fröhlich wirkenden und zu Streichen aufgelegten Reus sind für alle wieder etwas Vertrautes, nachdem in den ersten Tagen des Trainingslagers im türkischen Belek die Stimmung beim Tabellenvierten sichtbar gedrückt war.

Einen Tag vor der Anreise hatte der 22 Jahre alte Topscorer und Publikumsliebling erklärt, den Verein im Sommer zu verlassen. Ein Schock, der die Borussia ins Mark traf. "Kein Verein verliert gerne wichtige Spieler. Aber es ist für Borussia Mönchengladbach auch eine Chance, den nächsten Schritt zu gehen", sagte Eberl im Interview der Nachrichtenagentur "dapd".

Turbulente Tage im Trainingslager

Hinter ihm und dem Verein liegen turbulente Tage, der Gegenwind war nicht nur auf dem Trainingsplatz aufgrund des Wetters zu spüren. Hinzu kam die Nachricht vom ablösefreien Wechsel Roman Neustädters zu Schalke 04 im Sommer.

Die Schlagzeilen, wonach die Gladbacher Erfolgsmannschaft nun auseinanderfalle, schlug dem 38-Jährigen Eberl allerdings aufs Gemüt: "Drei Tage vorher waren wir die Mannschaft des Jahres, in sämtlichen Ranglisten standen unsere Spieler weit oben. Und auf einmal soll das totale Chaos herrschen?"

Lucien Favre soll vorzeitig verlängern

Wohl kaum, aber die Abgänge könnten durchaus eine negative Sogwirkung haben. So lässt Abwehrchef Dante seine Zukunft bei der Borussia offen. "Mein Berater regelt, ob ich bleibe oder nicht. Ich weiß nur, dass mein Vertrag in Gladbach bis 2014 läuft und konzentriere mich auf meinen Job", sagte der Brasilianer dem Fachmagazin "Kicker". Auch die Vertragsgespräche mit Juan Arango sind ins Stocken geraten.

Eine Entwicklung, die womöglich auch Erfolgscoach Lucien Favre nachdenklich macht. Schließlich hatte er in Berlin hautnah miterlebt, was passieren kann, wenn wichtige Eckpfeiler wegbrechen. Favre hatte direkt am ersten Tag in Belek auf die Gerüchte nur nebulös und wenig klar geantwortet. Eberl lässt dies kalt. "Ich bin da gelassen, weil ich weiß, wie die Gespräche gelaufen sind, die wir geführt haben", erklärt der ehemalige Profi mit ruhiger Stimme. Und so wollen sie in Mönchengladbach ein Signal setzen und vorzeitig mit dem Schweizer verlängern.

Eberl ist sichtlich darum bemüht, erst gar keine negative Stimmung aufkommen zu lassen. Es gehe ihm um "Fakten", um "Realitäten", wie er sehr oft betont, auch jetzt: "Wir haben 33 Punkte, stehen auf dem vierten Tabellenplatz, im DFB-Pokalviertelfinale, wir haben noch alle Spieler an Bord, und im Sommer stehen uns mindestens 17,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind Fakten, bei denen ich mich schwertue, von einem Chaos zu sprechen."

Gute Transferbilanz

So schön der Status quo mit Platz vier auch ist: Eberl weiß, dass dies kein Grund zum Ausruhen ist. Gladbach wäre nicht der erste Verein, der nach einem Intermezzo im oberen Stockwerk der Liga schnell wieder im Fahrstuhl nach unten steht.

Hoffnung macht in Gladbach aber das meist glückliche Händchen des Sportdirektors bei Transfers. Bis auf Kapitän Filip Daems ist die gesamte Stammelf in Mönchengladbach unter Eberls Regie verpflichtet oder aus der eigenen Jugend befördert worden. "Niemand muss sich Sorgen machen. Wir wissen sehr genau, was zu tun ist und sind jetzt schon unterwegs, um zu sehen, wer uns dann ab Sommer helfen kann." Das Scouting sei schon länger auf den "Plan B" vorbereitet gewesen, sagt Eberl. Auch wenn "Plan B" im ersten Moment sehr wehtat.

Der Kader von Borussia Mönchengladbach auf einen Blick

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