Bobadilla träumt, Favre mahnt

SID
Raul Bobadilla träumt nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg schon vom Meister-Titel
© Getty

Nach dem besten Saisonstart seit 16 Jahren hat Lucien Favre alle Hände voll zu tun, die Euphorie rund um Borussia Mönchengladbach zu bremsen. Wolfsburgs Felix Magath war nach der 1:4-Pleite dagegen sprachlos und zornig zugleich.

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Im Überschwang der Gefühle kannte Raul Bobadilla kein Halten mehr. "Im Fußball ist alles möglich", sagte Borussia Mönchengladbachs Matchwinner und schob auf die Frage nach Titelträumen kess hinterher: "Ich hoffe - warum nicht?" Im Hintergrund leuchtete just in dem Moment die neue Tabelle der Fußball-Bundesliga auf. Vor der Borussia stand eine dicke 1.

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Vor wenigen Monaten fast abgestiegen, jetzt der beste Saisonstart seit 16 Jahren: Auch die Fans schwankten beim 4:1 (3:1) gegen den VfL Wolfsburg zwischen Verwunderung und Euphorie. "Oh, wie ist das schön" und "Spitzenreiter, Spitzenreiter", hallte es schon nach 70 Minuten durch den Borussia-Park.

Favre bremst die Euphorie

Davon angesteckt tollten die Spieler anschließend in Richtung Kabine: "Wir werden heute ein wenig feiern und ein Bierchen trinken", sagte Stürmer Mike Hanke.

Ein wenig wie eine Spaßbremse muss sich da Trainer Lucien Favre vorgekommen sein. Der Schweizer wurde nicht müde, vor überzogenen Vorstellungen zu warnen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in der vergangenen Saison 16. geworden sind. Wir müssen weiter um jeden Punkt kämpfen", sagte Favre und fügte ein wenig nachdenklich an: "Im Fußball geht es sehr schnell. Genau wie im Leben."

Bobadilla überrascht

Das gilt nicht zuletzt für Raul Bobadilla, der in der vergangenen Rückrunde noch zu Aris Saloniki abgeschoben worden war. Nach seiner schwachen Vorstellung gegen Stuttgart bekam der Argentinier eine neue Chance - und nutzte sie mit einer Torvorlage auf Marco Reus (15.) und einem eigenen Treffer (45.) glänzend.

Filip Daems per Foulelfmeter (32.) und erneut Reus (67.) schossen die übrigen Treffer beim hochverdienten Heimsieg. Zum Vergleich: Vergangene Saison war die Borussia in der gesamten Hinrunde ohne Dreier im eigenen Stadion geblieben.

"Bobadilla hat heute alle überrascht, mich eingeschlossen", sagte Favre, der die Tabellenführung zwar "genießen", nicht aber überbewerten wollte.

Vielleicht kennt der Coach aber auch einfach nur Borussias jüngste Erfahrung mit Platz eins: Für eine Nacht standen die Fohlen zuletzt 2006/2007 auf Platz eins - und stiegen ab. Die letzte Tabellenführung nach einem kompletten Spieltag holten die Gladbacher letztmals 1998/1999 - und stiegen ebenfalls ab.

Magath sauer auf Kjaer

Mächtig angefressen war dagegen Felix Magath. Gefragt nach seiner Analyse, schwieg der Wolfsburger Trainer demonstrativ, schlürfte genüsslich am Heißgetränk, blieb weiter sprachlos und brach erst nach einer Minute sein Schweigen.

Magaths Zorn richtete sich besonders an Simon Kjaer, dessen Patzer den Ausgleich eingeleitet hatte. "Ich habe Verständnis, dass meine Mannschaft so einen Fehler nicht so leicht weggesteckt und den Faden verloren hat", sagte Magath, ohne den Dänen beim Namen zu nennen.

"Ich habe einen Fehler gemacht. So etwas passiert im Fußball", sagte Kjaer, der zuletzt mit dem italienischen Erstligisten AS Rom in Verbindung gebracht wurde. Nur zur Randnotiz geriet so das Debüt von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der erst zwei Tage zuvor verpflichtet worden war.

"An Thomas lag es nicht"

Felix Magath nahm den Neuling dann auch ausdrücklich von seiner Kritik aus. "An Thomas lag es nicht. Für ihn tut es mir leid. Ich hoffe, dass er dieses Spiel schnell wegsteckt", so Magath, auf den in den kommenden Wochen viel Arbeit wartet.

Am Ende war Magath dann doch noch zu Scherzen aufgelegt. Ob am Samstag wieder um 10 Uhr Training sei, wurde der Coach gefragt. Magath: "Nein, ich will mal nicht so sein und bin gnädig. Wir fangen erst um 10.30 Uhr an."

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