Putsch-Versuch: Wenig Chancen für Effenberg

SID
Stefan Effenberg (l.) will mit der Initiative Borussia nach der Macht in Mönchengladbach greifen
© Getty

Stefan Effenberg greift nach der Macht, der Verein fürchtet einen Putsch, und die Fans bleiben kritisch: Borussia Mönchengladbach steht vier Tage nach dem Klassenerhalt vor einer wegweisenden Mitgliederversammlung.

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High Noon in Mönchengladbach: Wenn Stefan Effenberg am Sonntag zur besten Duell-Zeit um zwölf Uhr mittags die Vereinsführung von Borussia Mönchengladbach herausfordert, kann es am Ende nur einen Sieger geben.

Entweder der Ex-Nationalspieler stellt mit der "Initiative Borussia" den Verein gründlich auf den Kopf, oder aber Präsident Rolf Königs bleibt trotz wachsender Kritik im Amt.

Sicher ist: Nur vier Tage nach dem Klassenerhalt steht die Borussia vor einer Mitgliederversammlung, die den gesamten Verein umkrempeln könnte. Denn damit Köpfe rollen können, müsste auch die Satzung geändert werden. Eine "feindliche Übernahme" nennt das Königs, Effenberg spricht von "notwendigen Veränderungen", die dem Verein zu alter Stärke verhelfen sollen.

Effenberg will Max Eberl ablösen

"Die Mitglieder müssen entscheiden, ob sie sinnvolle Veränderungen wollen, oder so weitermachen wollen wie in den vergangenen erfolglosen Jahren", sagt Effenberg, der Max Eberl als Sportdirektor ablösen will.

Als neuer Präsident steht Ex-Spieler und -Trainer Horst Köppel bereit. Die Hürde ist hoch: Für eine Machtübernahme benötigt die Initiative eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder.

Die allerdings scheint fraglich. Denn das Konzept des Berufsanfängers Effenberg blieb bis zuletzt unklar, viel mehr als "Änderungen in der Jugendarbeit" und eine "Verkleinerung des Kaders" kündigte er nicht an.

Demonstration "für den Erhalt des Mythos Borussia"

Zudem fürchten viele Fans trotz gegenteiliger Beteuerungen den Verkauf von Vereinsanteilen. "Die Anträge der Initiative gefährden die Seele unseres Vereins", teilte das Fanprojekt mit, sogar eine Demonstration "für den Erhalt des Mythos Borussia" wurde organisiert.

Viele Beobachter sehen daher die zweite Oppositionsbewegung vorne. Die aus Fans entstandene "Mitgliederoffensive 2007/2011" will unter anderem den für Sport zuständigen Vizepräsidenten künftig direkt von den Mitgliedern wählen lassen.

"Jedes Mitglied soll sich als ein Mosaiksteinchen des Vereins fühlen. Wir haben die Chance, wieder für ein Wir-Gefühl zu sorgen", sagt Sprecher Michael Weigand. Zwei der drei Anträge werden zudem von Borussia unterstützt.

Schlammschlacht hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen lieferten sich Sympathisanten beider Bewegungen zuletzt eine wahre Schlammschlacht. "Ich komme aus der Politik und kenne Intrigen, aber nicht solche Angriffe", sagt CDU-Politiker Weigand.

Tiefpunkt war eine E-Mail mit offensichtlich gefälschtem Absender, die den 34-Jährigen in eine rechte Ecke rücken sollte. "Wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt erstellt", sagt Weigand, der am Donnerstag mit Wahlplakaten rund um das Stadion antwortete. Slogan: "Mitgliederverein statt Königsreich und Tigerstaat".

Borussia mit Zurückhaltung im Wahlkampf

Borussias Führung verhielt sich während der heißen Phase des Wahlkampfes erstaunlich ruhig. Erst vor einer Woche reagierte der Klub und produzierte erstmals für eine Jahreshauptversammlung eine eigene Stadionzeitung, die an alle Mitglieder verschickt wurde.

Die Initiative wolle sich "gut bezahlte Posten bei Borussia schaffen", sagt Königs darin. Wohlwollend zu Wort kommen unter anderem Ex-Trainer Hans Meyer und Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Gelassener reagierte Borussia auf Effenbergs eigentlich abgelaufene Mitgliedschaft. Der Ex-Spieler hatte drei Jahre lang keinen Beitrag mehr gezahlt. Der VfL war gnädig und gestattete ihm die Nachzahlung von 180 Euro. Dem Showdown am Sonntag steht damit nichts mehr im Wege.

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