Entscheidende Woche für Mönchengladbach

SID
Igor de Camargo war mit seinem Siegtreffer der umjubelte Held beim Hinspiel der Relegation
© Getty

90 oder maximal 120 Minuten, eventuell auch ein Elfmeterschießen trennen Borussia Mönchengladbach vom Klassenverbleib oder Bundesliga-Abstieg. Der VfL Bochum hegt trotz des 0:1 im Hinspiel vor dem "Finale" große Hoffnungen auf sein sechstes Erstliga-Comeback.

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Für Borussia Mönchengladbach sind es die turbulentesten fünf Tage in der Vereinsgeschichte, für den VfL Bochum die große Chance zur sechsten Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Am Niederrhein steht nach dem Relegations-Rückspiel am Mittwoch (20.15 Uhr, LIVE-TICKER) beim Zweitliga-Dritten die zukunftweisende Mitgliederversammlung mit dem von einer Oppositionsgruppe um Galionsfigur Stefan Effenberg geplanten Sturz der Führungscrew ins Haus. Wie aggressiv die Stimmung am Sonntag ausfällt, wird im Wesentlichen vom Ausgang der Relegation abhängen.

Mitgliederversammlung wirft Schatten voraus

Vernichtende Analysen und harte Kritik nach einer verkorksten Saison werden Effenberg und der Gladbacher Ex-Profi und -Trainer Horst Köppel, der Präsident Rolf Königs beerben soll, formulieren.

Der Klub-Chef versucht derweil, der Veranstaltung schon im Vorfeld ein wenig Brisanz zu nehmen und gestand Planungsfehler vor der fast abgelaufenen Saison ein. "Wir haben vielleicht etwas zu euphorisch auf die Jugend gesetzt", sagte der 69-Jährige in einem Gespräch mit der "Rheinischen Post" und gab zu: "Wir haben vor der Saison keinen Leistungsträger abgegeben, sondern sogar ein 15-Millionen-Angebot für Reus aus Wolfsburg abgelehnt."

Reus droht auszufallen

Reus entpuppte sich besonders in der Endphase der Bundesliga-Spielzeit als wichtiger Torschütze, der dem schon totgesagten fünfmaligen Meister wieder Leben einhauchte und erst die Möglichkeit der Relegation eröffnete. Der 21-Jährige droht jedoch wegen einer Oberschenkelverletzung aus dem mit 1:0 gewonnenen Hinspiel auszufallen. Als Option steht Karim Matmour parat.

Sportlich steht die Zukunft der Gladbacher, die sich am Montag mit einer "schwarzen Null" in ihrer Bilanz zumindest wirtschaftlich stabil präsentierten, auf der Kippe, auch wenn sie mit einem dünnen Polster nach Bochum fahren. Trainer Lucien Favre warnte: "Das Ergebnis ist nicht schlecht für uns, aber wir sind noch lange nicht durch. Es ist noch alles möglich."

Favre versucht Fokus aufs Spiel zu legen

Der dritte Bundesliga-Abstieg würde den Bemühungen von Effenberg mit der "Initiative Borussia" vermutlich zusätzliche Argumente für den Putsch liefern. Der Ex-Nationalspieler sieht sich ohnehin schon als künftiger Sportmanager und Vorstand der Geschäftsführung, der die Gladbacher zusammen mit seinem Gefolge wieder in höhere Tabellengefilde führen will. Favre versucht indes, die internen Diskussionen und Wahlkämpfe vor dem wichtigen Spiel von den Profis fernzuhalten.

Fest steht: Am Ende der nächsten 90 oder maximal 120 Minuten, eventuell aber auch erst nach einem Elfmeterschießen, herrscht Klarheit - und bei den Bochumern vor dem allseits erwarteten "Endspiel"-Krimi große Zuversicht. "Die Chancen stehen 40:60, wie vor dem Hinspiel", sagte VfL-Coach Friedhelm Funkel. Der unglückliche wie ärgerliche Treffer in der Nachspielzeit der Nachspielzeit habe die Ausgangssituation für seine Mannschaft "nicht viel verändert".

Funkel setzt auf die Unterstützung der Zuschauer

Der einstige Profi, der als Trainer bislang schon fünfmal den Erstliga-Aufstieg feiern konnte, setzt auf den Respekt, den sich seine Mannschaft mit einem couragierten Auftritt im ersten Spiel erkämpfte hat und die Unterstützung im mit 30.748 Zuschauern ausverkauften Bochumer Stadion.

Etwas überraschend verzichtete Funkel nach den letzten Trainingseindrücken auf Bochums Top-Torjäger Chong Tese. Für ihn rückt Zlatko Dedic in den 18er Kader. Außerdem ersetzt Oguzhan Kefkir den gesperrten Björn Kopplin.

Auch vor einer möglichen Verlängerung ist dem VfL-Trainer nicht bange: "Die Mannschaft ist topfit." Nur in einem Punkt ist er sich mit seinem Amtskollegen Favre und den Fans einig: Niemand wünscht sich eine derart sportlich wie finanziell folgenschwere Entscheidung durch ein Elfmeterschießen.

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