Ruhig und überzeugt im Kopf

Von Stefan Rommel
Feiert am Sonntag Premiere als Cheftrainer des FC Bayern: Andries Jonker
© Getty

Vor seiner Premiere als Bayern-Coach gibt Andries Jonker einen Einblick in eine turbulente Woche und trifft eine erste weitreichende Entscheidung. Nur mit Gegner Bayer Leverkusen hat er so seine Probleme.

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Andries Jonker kam überpünktlich zum Termin. Im rot-weißen Trainingsanzug und in Badelatschen betrat er den Pressekonferenzraum an der Säbener Straße. Freitags schickt der Rekordmeister immer seinen Cheftrainer zur Talkrunde, es war also eine kleine Premiere für Jonker.

Die ganz große wird dann am Sonntagnachmittag folgen, im Spitzen- und unter Umständen auch schon Schicksalsspiel für die Bayern gegen Bayer Leverkusen (15.15 Uhr im Live-Ticker). Jonker ist jetzt gerade einmal seit fünf Tagen im Amt, er hat eine turbulente Woche hinter und aufregende Tage vor sich.

Butt wieder im Tor

Nicht der leichteste aller Einstiege für einen Mann, der nichts weniger zu tun hat, als eine missratene Saison und damit die mittelfristige Zukunft auf den letzten Drücker noch zu retten. Andries Jonker wird sein erstes von fünf Spielen als Cheftrainer der Münchener mit vielen Fragezeichen angehen müssen.

Aber wenigstens konnte er bereits am Freitag in einer Sache für Klarheit sorgen: Gegen Leverkusen wird zum ersten Mal seit Mitte Dezember wieder Jörg Butt im Tor der Bayern stehen. Und Thomas Kraft nach 16 Pflichtspielen wieder auf der Bank Platz nehmen müssen.

Kraft versteht die Entscheidung

"Thomas Kraft ist ein sehr großes Talent, er kann sehr viel erreichen in seiner Karriere. Aber ich kann ihn jetzt nicht ausbilden. Ich muss schauen, dass der FC Bayern die Champions League erreicht. Deshalb wird am Sonntag Jörg Butt spielen und Thomas auf der Bank Platz nehmen", sagte Jonker.

"Ich hatte ein langes Gespräch mit Thomas und ihm darin alles im Detail erklärt. Er versteht das. Er hat das trotz seiner jungen Jahre sehr professionell aufgenommen. Ich weiß, dass ich mit ihm rechnen kann", erklärte der Niederländer weiter.

"Aber für Jörg Butt ist die Situation einfacher als für Thomas Kraft. Er ist sehr erfahren, hat schon sehr viele Bundesligaspiele bestritten."

Hoffnung für Schweinsteiger

Nach den hektischen Tagen kurz nach Louis van Gaals Demission habe er "am Dienstag meine Gedanken geordnet und ab Mittwoch mit den Planungen für die restlichen Spiele begonnen", wie er sagte.

Dass ihm dabei in den letzten Tagen immer wieder Verletzungen seiner Spieler einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, nahm er dabei sehr gelassen. Am Donnerstag hatte sich Bastian Schweinsteiger im Training verletzt.

"Bei Bastian Schweinsteiger gibt es für die Partie am Sonntag Hoffnung", sagte Jonker. Die endgültige Entscheidung über einen Einsatz des Nationalspielers könnte aber auch erst kurz vor dem Anpfiff fallen. "Bastian ist ei erwachsener und erfahrener Spieler und er weiß, wie wichtig die Partie ist. Er wird mir seine Entscheidung dann sagen."

Defensivverhalten verbessern

Eine Umstellung des Spielsystem weg von einer und hin zu einer zweiten Spitze wird es unter Jonker auf keinen Fall geben. "Ich denke, dass wir mit unserer Spielweise sehr gut funktionieren können. Ich kann auch nicht in ein paar Tagen zu viel ändern. Wir wollen unsere guten Dinge beibehalten."

Darüber hinaus gelte es auch, die zuletzt wackelige Defensivleistung der Mannschaft wieder zu stabilisieren. Nicht zuletzt hatte Kapitän Philipp Lahm unter der Woche den risikoreichen Spielaufbau unter van Gaal ein letztes Mal kritisiert.

Jonker stellte sich jetzt aber erneut vor seinen ehemaligen Vorgesetzten. "Unser Defensivverhalten war sicherlich in manchen Spielen nicht gut. Aber Louis van Gaal hat deshalb auch einiges angesprochen und erklärt. Ich werde auf meine Weise versuchen, die Mannschaft im defensiven Bereich so gut wie möglich funktionieren zu lassen."

Aber: Keine Catenaccio-Mannschaft

Eine völlig runderneuerte Bayern-Mannschaft werden die Fans am Sonntag aber sicherlich nicht zu sehen bekommen. "Meine Mannschaft kann keine Catenaccio-Mannschaft sein. Das kann sie mit diesen Spielern nicht - und das will ich auch nicht!"

Viel wichtiger als einzelne Teilbereiche ist Jonker aber die grundsätzliche Einstellung seiner Mannschaft. "Es ist wichtig, dass wir ruhig im Kopf sind, dass wir überzeugt sind im Kopf - und dass wir machen, was wir machen wollen."

Was will Leverkusen?

Auf den kommenden Gegner haben sich die Bayern unter der Woche "mit kleinen Schritten und einigen Variationen im Training" vorbereitet. Wie genau Bayer Leverkusen in der Allianz Arena auftreten wird, ist allerdings auch Jonker noch nicht ganz klar.

"Ich habe jetzt drei Spiele gegen Leverkusen erlebt und dreimal ging das Spiel 1:1 aus. Beide Mannschaften waren in diesen Spielen ganz nah beieinander. Es hängt jetzt von Leverkusen ab: Normalerweise ist ein Remis gegen Bayern nicht schlecht. Aber es gibt vielleicht eine Meisterschaft zu gewinnen... Ich kann Bayer schwer einschätzen, ob ihnen ein Punkt reicht oder ob sie mehr wollen."

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