Baumjohann: "Es geht sogar noch besser"

Von Interview: Haruka Gruber
Alexander Baumjohann rechtfertigte gegen Inter das Vertrauen von Ralf Rangnick
© Imago

Erst von Felix Magath in dei Viertklassigkeit verdammt, dann von Ralf Rangnick rehabilitiert: Mittelfeldspieler Alexander Baumjohann (23) spricht nach der 5:2-Gala bei Inter Mailand über das Urvertrauen in sich, das pikante Wiedersehen mit Wolfsburgs neuem Trainer Magath (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER) und die nächste Stufe des Rangnick-Fußballs.
 

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SPOX: Hat Schalke bei Inter Mailand den perfekten Offensivfußball gezeigt?

Alexander Baumjohann: Ralf Rangnick sprach vor dem Spiel sehr viel mit jedem Einzelnen und stellte die Mannschaftsteile super ein. Es war klar, dass wir nach vorne sehr schönen Fußball zeigen können, aber in Mailand war es phasenweise schon außergewöhnlich. Dennoch glaube ich, dass es sogar noch besser geht. Wir arbeiten erst seit zwei Wochen mit dem Trainer zusammen, da ist noch Einiges möglich.

SPOX: In den bisherigen beiden Pflichtspielen unter Rangnick standen Sie jeweils in der Startelf und überzeugten, nachdem Sie von seinem Vorgänger Felix Magath für mehrere Monate in die zweite Mannschaft abgeschoben wurden. Mit welchem Gefühl gehen Sie Samstag ins Spiel gegen Wolfsburg, das nun ausgerechnet von Magath trainiert wird?

Baumjohann: Jeder weiß, dass die letzte Zeit nicht erfolgreich und positiv für mich verlaufen ist. Es war eine schwierige Phase. Entsprechend freue ich mich sehr, dass ich wieder spielen darf und einen Anteil am Erfolg habe. In der letzten Zeit habe ich jedoch so viel erlebt, dass ich alles sehr nüchtern sehe.

SPOX: Hatten Sie Selbstzweifel?

Baumjohann: Nein. Ich wusste immer, dass ich mich in der Mannschaft durchsetzen kann und dass ich das Potenzial habe, Stammspieler bei einem Champions-League-Verein wie Schalke 04 zu sein. Der Unterschied ist nur, dass mir der neue Trainer das nötige Vertrauen gibt, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

SPOX: Dennoch verwundert Ihre Form. Ihr letztes Bundesliga-Spiel datiert vom Oktober 2010.

Baumjohann: Ich muss speziell Michael Boris, dem Trainer der zweiten Mannschaft, und seinem Assistenten Frank Döpper danken. Sie haben mich toll betreut und alles gegeben, um mich fit zu halten. Wir wussten, dass ich in einem Topzustand sein muss, wenn ein neuer Cheftrainer kommt, damit ich mich sofort anbieten kann. Dennoch stehe ich erst am Anfang.

SPOX: Wie meinen Sie das?

Baumjohann: Nach sechs Monaten ohne Bundesliga-Einsatz verliert man zwangsläufig den Rhythmus, egal wie gut man parallel trainiert. Drei, vier Spiele in der Regionalliga können es auch nicht kompensieren. Deswegen habe ich beim FC St. Pauli auch nur eine Halbzeit gespielt. In Mailand waren es schon 76 Minuten, so soll es schrittweise aufwärts gehen. Ich bin von meiner besten Form nicht mehr weit entfernt.

SPOX: Immerhin reichte Ihre derzeitige Verfassung, um Inters Maicon zu kontrollieren.

Baumjohann: Natürlich wundern sich einige Leute, immerhin ist Maicon einer der besten Rechtsverteidiger der Welt. Aber ich bin damals zu den Bayern gegangen, weil ich mir zugetraut habe, dass ich gegen Spieler dieser Kategorie bestehen kann, wenn ich meine Topleistung bringe.

SPOX: Ist das so einfach?

Baumjohann: Ich war schon angespannt, andererseits bin ich mit der Einstellung ins Spiel gegangen, dass ich nichts zu verlieren habe. Und es war wichtig, dass ich mit Hans Sarpei jemanden hinter mir wusste, der mit seiner Erfahrung Ruhe reinbringt. Gegen St. Pauli lief es mit uns beiden auf links schon gut, der Auftritt bei Inter war die Fortsetzung.

SPOX: Erstaunlich gut ergänzten Sie sich im Mittelfeld mit Jose Manuel Jurado. Dabei gelten sie beide als zu defensivschwach, um zusammen in der Startelf zu stehen.

Baumjohann: Entscheidend ist die Absprache und wie ein Trainer die Spieler auf seine Aufgaben vorbereitet. Ich ergänze mich sehr gut mit Jose, das könnte ein Modell für die Zukunft sein.

SPOX: Auch für das Rückspiel gegen Inter?

Baumjohann: Das bestimmt der Trainer. Entscheidend wird sein, dass wir nicht zu euphorisch ins Rückspiel gehen. Wir haben uns zwar für das 5:2 gegenseitig beglückwünscht, aber wenn wir zuhause 0:4 verlieren, war es nichts wert. Inter hat in der Champions-League-Vorrunde mit dem 4:0 gegen Bremen gezeigt, dass es dazu durchaus in der Lage ist.

SPOX: Sie waren wie Ihre Mitspieler direkt nach dem Sieg in Mailand sehr gefasst. Warum?

Baumjohann: Es war eine Mischung aus vielen Faktoren. Einerseits wollten wir nicht übermäßig feiern, weil das Rückspiel noch ansteht und uns Inter garantiert nicht mehr unterschätzt. Andererseits waren wir sehr müde und es war nach dem intensiven Abend einfach nicht möglich, all die Eindrücke zu verarbeiten. Erst nach einer Nacht Schlaf konnte ich es ansatzweise realisieren. Wobei: Auch als ich aufgewacht bin, kam es mir vor wie ein Traum. (lacht)

Alexander Baumjohann im Steckbrief

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