Schleifer, Taktikfuchs, Klopp-Verschnitt

Von Daniel Börlein
Sforza, Bilic, Schuster, Favre (von links): Landet einer von ihnen in der Bundesliga?
© spox
Cookie-Einstellungen

Slaven Bilic (41): Verlängerte jüngst seinen Vertrag als Nationaltrainer Kroatiens. Scheiterte zuvor in der WM-Quali und blieb weit hinter den (eigenen) Erwartungen zurück. Noch ohne Erfahrung als Klubtrainer. Wurde beim HSV bereits vor zwei Jahren gehandelt. Derzeit auch ein Kandidat für einen Job in der Premier League (u.a. West Ham). Emotionaler Trainertyp, taktisch gewieft, von seinen Spieler sehr geschätzt. Besitzt aus seiner aktiven Zeit beim KSC gute Deutschkenntnisse.

Einschätzung: Fühlt sich in Kroatien wohl, will früher oder später aber einen Verein übernehmen, bevorzugt einen aus der Premier League. In der Bundesliga müsste es deshalb schon ein Klub mit großen Ambitionen sein.

Eric Gerets (55): Trainiert derzeit bei Al Hilal in Saudi Arabien, sportlich eine eher weniger attraktive Adresse. Zuvor bei fast all seinen Stationen (u.a. Brügge, Eindhoven, Galatasaray, Marseille) erfolgreich. International total anerkannt. Kennt die Bundesliga aus seiner Zeit in Wolfsburg und Kaiserslautern bestens. Ist angeblich ein Kandidat beim HSV. Ein Mann klarer Ansagen, der deren Umsetzung fordert. Gilt als Schleifer. Nicht immer einfach im Umgang mit Klubverantwortlichen.

Einschätzung: Die Bundesliga wäre für Gerets reizvoller als jedes andere Land, denn: Seine deutsche Frau zieht es zurück in die Heimat. Selbst ein Klub, der noch nicht zu den Spitzenklubs der Liga zählt, könnte deshalb interessant sein.

Lucien Favre (52): Im September 2009 war in Berlin Schluss. Dass es auch ohne ihn nicht zum Klassenerhalt reichte, spricht für den Schweizer. Hat sich in seiner Zeit in Berlin einen guten Namen in Deutschland gemacht und kennt die Bundesliga mittlerweile bestens. Taktisch herausragend, im Umgang mit Stars und Vereinsführung allerdings nicht immer einfach. Hat klare Vorstellungen und verlangt, dass diese umgesetzt werden. Ließ man ihn in Ruhe arbeiten, hatte er bislang bei allen seinen Stationen Erfolg.

Einschätzung: Bewies bei der Hertha, dass er durchaus ein Mann für einen Spitzenklub ist. Würde auch gerne wieder in Deutschland trainieren. Ein Abstiegskandidat kommt aber wohl nicht mehr in Frage.

Walter Zenga (50): Im Januar bei US Palermo entlassen. Leistete dort allerdings wie schon bei Catania Calcio gute Arbeit und erwarb sich dadurch seine Meriten in Italien. Zuvor in Rumänien, Serbien, Türkei und Saudi-Arabien angestellt und durchaus erfolgreich (u.a. Doublegewinn mit RS Belgrad). Würde gerne wieder im Ausland trainieren. Charismatischer Typ, der engen Kontakt zu seinen Spielern pflegt. Klopp-Verschnitt.

Einschätzung: Hat mittlerweile viele Erfahrungen im Ausland gesammelt und könnte sich auch einen Klub in Deutschland vorstellen. Spricht allerdings nicht deutsch.

Marcel Koller (49): Im Herbst 2009 nach viereinhalb Jahren in Bochum entlassen. Schaffte im ersten Jahr den Aufstieg aus der 2. Liga und in den folgenden Spielzeiten jeweils den Klassenerhalt. Genießt einen ausgezeichneten Ruf als Fußball-Fachmann und Taktikexperte. Ruhiger und sachlicher Analytiker. War bei Bochums Fans allerdings nie sonderlich beliebt. War in Stuttgart und Hannover Kandidat, nun angeblich auch beim HSV.

Einschätzung: In der Branche traut man dem Schweizer weitaus mehr zu als Abstiegskampf. Die Bundesliga ist Kollers erste Option, deshalb hört er sich grundsätzlich auch alles an.

Armin Veh (48): Nach nicht mal sieben Monaten in Wolfsburg entlassen. Musste auch in Stuttgart vorzeitig gehen. Der Vorwurf: Griff nicht hart genug durch. Führte den VfB 2007 allerdings überraschend zum Meistertitel. Zuvor in Augsburg, Rostock, Reutlingen und Fürth eher Zweitligatrainer. Legt viel Wert auf einen engen Draht zu seinen Spielern. Lässt gerne offensiv agieren. Verfechter der Mittelfeldraute.

Einschätzung: Wollte nach dem schnellen Rauswurf in Wolfsburg erstmal etwas Abstand. Zur neuen Saison aber durchaus wieder offen für Angebote. 2. Liga oder ein Abstiegskandidat kommen aber wohl erstmal nicht in Frage.

Ciriaco Sforza (40): Seit Anfang der Saison Trainer bei Grasshoppers Zürich. Hat noch Vertrag bis 2011. Zuvor Coach beim FC Luzern. Machte parallel dazu seine Fußball-Lehrerlizenz. Plant seine Karriere Schritt für Schritt. Die Bundesliga ist laut eigener Aussage ein Ziel. In der Schweiz wird bereits über mögliche Nachfolger spekuliert. Pflegt noch gute Kontakte nach Deutschland. Akribischer Arbeiter, der in der Lage ist, schnell auf Situationen zu reagieren.

Einschätzung: Wie schon als Spieler hat die Bundesliga für Sforza nun auch als Coach eine besondere Anziehungskraft. Allerdings ist ihm wichtig, dass "Zeitpunkt und Verein passen".

Teil 1: Von Schuster bis Laudrup

Teil 3: Von Babbel bis Gisdol