Jansen: "Berlin ist keine Kirmestruppe"

Von Für SPOX in Hamburg: Ingo Rohrbach
Hamburgs Marcell Jansen erzielte gegen Hertha BSC Berlin das 1:0
© Getty

Hamburger SV gegen Hertha BSC Berlin: Die Partie galt im Vorfeld als Schlüsselspiel im Kampf um den Titel. Am Ende stand es 1:1, eine gerechte Punkteteilung - die aber keinem so richtig weiterhilft.

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Entsprechend zwiespältig waren auch die Reaktionen nach dem Spiel (zur SPOX-Analyse). Vor allem die Hamburger hatten ihre Schwierigkeiten, das Ergebnis richtig einzuordnen. "Wir haben das heute nicht schlecht gemacht", sagte etwa Trainer Martin Jol, "trotzdem bin ich eigentlich nicht zufrieden. Wir wollten oben dran bleiben, aber dafür hätten wir gewinnen müssen."

Auch Piotr Trochowski zeigte sich eher ernüchtert: "Die Meisterschaft können wir jetzt wohl abhaken." Richtig angefressen war HSV-Kapitän David Jarolim: "Es ist frustrierend, weil wir klar die bessere Mannschaft waren. Wir rennen in den letzten Spielen immer wieder an und stehen am Ende doch ohne drei Punkte da."

Wesentlich bessere Laune hatte dagegen Marcell Jansen. Immerhin gab der 23-Jährige auch sein Comeback nach einer schmerzhaften Rippenprellung und erzielte dabei seinen dritten Saisontreffer - persönlicher Rekord eingestellt. Im Interview spricht Jansen über die Entstehung des Treffers, die Entwicklung seiner Mannschaft, seine Titelträume und das UEFA-Cup-Rückspiel am Donnerstag gegen Werder Bremen.

Frage: Herr Jansen, Sie standen nach Ihrer Rippenverletzung wieder in der Startelf und haben gleich getroffen. Kein schlechter Einstand...

Marcell Jansen: Ich bin schon einigermaßen zufrieden. Nach 75 Minuten aber war ich doch ziemlich erledigt und musste raus. Ich konnte ja auch nur 80 Prozent trainieren und habe kaum am Mannschaftstraining teilgenommen, sondern war joggen. Bis Donnerstag sollte ich aber wieder bei 95 bis 100 Prozent sein.

Frage: Ihr Kapitän wirkte ziemlich angefressen, Sie wirken dagegen recht positiv...

Jansen: Natürlich wollten wir drei Punkte holen, gegen einen direkten Konkurrenten musste man sie eigentlich holen. Aber man muss positiv bleiben. Auch wenn es mit der Meisterschaft jetzt schwer wird: Mit der Drei-Punkte-Regel ist nach wie vor alles möglich.

Frage: Dann war das Spiel heute kein Rückschritt?

Jansen: Definitiv nicht. Die Hertha ist ja keine Kirmestruppe, sondern ein ernsthafter Konkurrent um die Meisterschaft. Und wer weiß, wozu dieser Punkt noch gut war.

Frage: Trotzdem war mehr drin - vor allem, wenn Sie vorzeitig das zweite Tor erzielt hätten...

Jansen: Es stimmt schon, das Unentschieden war heute sicher ein wenig unglücklich. Andererseits sind wir eine sehr junge Mannschaft, und ich finde, wir haben gut auf das Gegentor reagiert und sind sofort zurückgekommen.

Frage: Aber reicht das, um vom Titel zu träumen?

Jansen: Wenn wir heute gewonnen hätten, hätten wir uns damit vielleicht beschäftigen können. Aber wir sind eine realistische Mannschaft. Das hat uns auch geholfen, uns von Rückschlägen zu erholen.

Frage: Also könnten Sie auch damit Leben, wenn Sie am Ende mit leeren Händen dastehen sollten?

Jansen: Man muss immer das Gesamte sehen: Wir sind mit unseren Saisonzielen nach wie vor im Soll. Und mit der Entwicklung, die die ganze Mannschaft unter Martin Jol genommen hat, können wir insgesamt sehr zufrieden sein. Außerdem sind wir immer noch drei Punkte vor Dortmund. Und das müssen wir jetzt stabilisieren.

Frage: Wie war es generell mit der Kraft: Die Hertha musste immerhin nicht während der Woche im UEFA-Cup ran?

Jansen: Natürlich sind die anderen Mannschaften ausgeruhter. Aber ich sehe nicht, dass wir ein Kraftproblem hätten. Vielleicht hat der Gegner eher einen kleinen psychologischen Vorteil, weil er sich ausschließlich auf ein Spiel konzentrieren kann, während wir immer zwei Spiele im Kopf haben.

Frage: Wie war das eigentlich bei Ihrem Tor: Haben Sie da intuitiv den Linken hingehalten?

Jansen: Ich weiß aus dem Training, dass Ivi aus der Position immer auf den kurzen Pfosten flankt. Darum bin ich ihm früh entgegengekommen. Dass der Ball dann wirklich reingeht, da gehört natürlich immer auch etwas Glück dazu.

Frage: Und wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem UEFA-Cup-Rückspiel gegen Bremen?

Jansen: Im Hinspiel sind wir sehr souverän gestanden, waren sehr kompakt und geschlossen. Jetzt im Rückspiel wollen wir natürlich noch mal volles Rohr gehen. Ich hoffe, wir haben dann auch den nötigen Punch, um ins Finale einzuziehen. Die Konzentration gilt nun ausschließlich diesem Spiel. So eine Chance gibt es vielleicht nur einmal - und da muss man definitiv alles geben.

Hamburger SV - Hertha BSC Berlin: Daten & Fakten zum Spiel