Das Mekka der Kies-Fetischisten

Von SPOX
Michael Schumacher machte in seinem Ferrari 1998 unliebsame Bekanntschaft mit dem Kiesbett
© getty

Ob Österreichring, A1 Ring oder Red Bull Ring - die Strecke in Spielberg ist trotz ihrer Einfachheit eine echte Herausforderung. Die Fahrer brauchen beim Österreich-GP (alle Sessions im LIVE-TICKER) die absolute Perfektion. Schon bei dem kleinsten Fehler droht dank eines fast schon ausgestorbenen Relikts das Aus.

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Streckendaten:

  • Name: Red Bull Ring
  • Ort: Spielberg
  • Länge: 4,326 Kilometer
  • Runden: 71
  • Renndistanz: 307,020 Kilometer
  • Kurven: 7 Rechtskurven, 2 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Nur neun Kurven, nur 4,326 Kilometer - Spielberg ist eine der kürzesten Strecke im Kalender und gleichzeitig viel schneller als Monaco. In Österreich wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die tiefste Rundenzeit des Jahres gefahren. Bei jedem Bremsvorgang geht es deshalb um alles: Wenn das Timing nicht stimmt, wird prozentual viel mehr Zeit verloren. Der Red Bull Ring ist ein Kurs für Perfektionisten.

"Der Kurs ist anspruchsvoll, auch wenn man das bei nur sieben Kurven nicht wirklich glaubt", sagt Jenson Button: "Das ist ein Grand Prix für echte Rennfans!" Der Engländer muss es wissen: Er ist neben Felipe Massa, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen einer von nur vier Fahrern, die schon ein F1-Rennen in Österreich gefahren sind. Am Freitag müssen sich durch die elfjährige Pause trotz der Simulator-Technik alle Teams und Piloten deshalb zunächst auf die Strecke einschießen.

Schon Rechtskurve 1 bietet genug Raum für Fehler. Nach dem harten Bremsmanöver lauern innen und außen erhöhte Kerbs in gelber Farbe. Dabei sieht der Fahrer beim Einlenken den Kurvenausgang gar nicht. Wer nicht auf der eigentlichen Strecke bleibt, kann sich den Unterboden ordentlich beschädigen. Am Sonntag krachte es hier in der Vergangenheit regelmäßig.

Anschließend geht es auf dem längsten Vollgasstück weiter bergauf zur Remus-Kurve. Sie liegt 100 Meter höher als die Start-Ziel-Gerade und ist der zweite harte Verzögerungspunkt. Besonders interessant werden die Bremsmanöver durch die wellige Asphaltoberfläche. Es drohen Verbremser und auch hier fahren die Piloten die Kurve blind.

Zwei DRS-Zonen für die Formel 1

Nach Kurve 2 folgt die erste DRS-Zone, die andere liegt auf der Zielgeraden. Vor der Haarnadel-Kurve 3 drohen wieder Verbremser - dieses Mal, weil die Strecke stark abschüssig ist. Die Probleme: Erstens gibt es auf dem Red Bull Ring noch Kiesbetten - wer rausfliegt, bleibt also mit hoher Wahrscheinlichkeit stecken - zweitens könnten die Bremsen überhitzen.

Die Turns 5 und 6 bilden als schnelle Linkskurven das Infield, dann folgen zwei schnelle Rechtsknicks, bevor es zur Zielkurve geht. Die Strecke ist hier wieder stark abschüssig, ein Überholmanöver nur möglich, wenn der Vordermann sich einen dicken Fehler leistet.

Vorbericht: Wie Red Bull in Spielberg Regie führt

Technisch ist wie in Kanada vor allem die Energierückgewinnung am Turbolader (MGU-H) gefordert, weil die wenigen harten Bremsmanöver nicht genügen, um ausreichend Strom über die MGU-K zu gewinnen. Immerhin ergibt sich im Gegensatz zu den alten Saugmotoren kein Problem durch die Höhe von 690 Metern. Die Turboaufladung gleicht den Leistungsverlust aus.

Das Abtriebsniveau liegt in Spielberg wohl etwas höher als zuletzt in Kanada. Die Details müssen allerdings in den Freien Trainings noch erarbeitet werden, da die Simulatordaten die Realität nicht komplett vorausberechnen können. Durch den Vollgascharakter steht eins fest: Der Spritverbrauch wird wieder hoch sein.

Statistik:

  • Rundenrekord: Michael Schumacher (Ferrari, 2003): 1:08,337 Minuten
  • Rekordsieger: Alain Prost - 3 (1983, 1985, 1986)

Reifen:

Soft und Supersoft. Pirelli geht erstmals in der Saison 2014 ein Risiko ein. Der Asphalt in Österreich ist zwar nicht besonders rau und es gibt nur wenig schnelle Kurven, die die Reifen einer Querbelastung aussetzen. In den Kurven 1 bis 3 ist allerdings vor allem Traktion wichtig. Ist es sehr warm, werden die Hinterreifen richtig gefordert. Bleibt es kalt, könnten an den rechten Vorderreifen durch die Kurven 5 und 6 Graining auftreten.

"Die Teams und Fahrer, die mit der ungewohnten Umgebung am schnellsten zurechtkommen, werden am Ende vorne liegen", sagt Motorsportdirektor Paul Hembery: "Eine interessante Unbekannte kann hier zudem das Wetter sein, denn aus der Vergangenheit wissen wir, dass es sich für ein Rennen in Spielberg nur schwer vorhersagen lässt." Regnet es schon am Freitag, wird die Rennstrategie zum Vabanquespiel.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leichter Regenschauer, 19 Grad, 70 Prozent Regenrisiko
  • Samstag: bewölkt, 21 Grad, 30 Prozent Regenrisiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 23 Grad, 20 Prozent Regenrisiko

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Erstmals seit 2003 findet wieder ein Grand Prix in Österreich statt, insgesamt ist es das 27. Rennen in der Steiermark.
  • Niki Lauda war dreimal Pole-Setter beim Grand Prix in Österreich, gewinnen konnte er allerdings nur einmal (1984) - der einzige Sieg eines Österreichers in seinem Heimatland.
  • McLaren fuhr die meisten Siege (6) in Österreich ein und liegt damit vor Ferrari (5) und Lotus (4).
  • David Coulthard stand am häufigsten auf dem Treppchen (5 Mal), gewinnen konnte aber auch er nur ein einziges Rennen in Österreich (2001).
  • Die letzten drei Poles beim Großen Preis von Österreich gingen allesamt an Ferrari: 2001 und 2003 an Michael Schumacher und 2002 an Rubens Barrichello. Damit besetzte Ferrari am häufigsten die Pole Position auf österreichischem Boden (7 Mal).
  • Fernando Alonso schied bei seinen beiden Rennteilnahmen in Österreich (2001 und 2003) aus.
  • Lewis Hamilton schied diese Saison bereits zweimal aus - häufiger als in der gesamten Saison 2013.
  • Nach 2011 am Hungaroring fuhr Felipe Massa erstmals wieder eine schnellste Rennrunde in Kanada. Damit steht Brasilien bei insgesamt 88 schnellsten Runden in der Formel-1-Geschichte, gleichauf mit Frankreich und direkt hinter Deutschland (130) und Großbritannien (203).

Zeitplan:

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM

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