"Er ist ein sehr dummer Fahrer"

SID
Pastor Maldonado (hinten) rutschte in Silverstone in den Sauber von Sergio Perez hinein
© xpb

Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 9: Großbritannien-GP.

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Auf dem Podium unterscheidet sich mein Ranking diesmal nicht vom Original, die drei Fahrer da oben waren einfach die Besten des Wochenendes in Silverstone. Michael Schumacher war meiner Meinung nach besser, als der siebte Platz im Ziel aussagte. Ein Hühnchen gibt es mit Pastor Maldonado zu rupfen.

Meine Wertung für den Großbritannien-GP:

Platz 1, Mark Webber: So ein starkes Wochenende habe ich schon länger nicht mehr von ihm gesehen. Ich fand ihn noch stärker als bei seinem Sieg in Monaco. Vettel hat wieder eine harte Nuss im eigenen Team zu knacken. Sein Qualifying war unter den extrem schwierigen Bedingungen am Samstag bereits stark. Im Rennen ist er dann so lange fehlerlos gefahren, bis er seine Chance gewittert und Alonso in einem starken Manöver noch überholt hat. Einen solchen Killerinstinkt war man von Webber vor allem im letzten Jahr nicht gewohnt. Seine Vertragsverlängerung passt ins Bild und ist vollkommen nachvollziehbar.

Platz 2, Fernando Alonso: Ich bin ehrlich, ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass Alonso sich den Sieg in Silverstone in den letzten Runden noch nehmen lässt. Zu souverän war er das ganze Wochenende über. Aber gegen die Schwäche der weichen Pirelli-Pneus war sogar er am Ende machtlos. Routiniert, wie er ist, erkennt er seine Chancenlosigkeit gegen den heranstürmenden Webber aber schnell und lässt ihn ziehen, anstatt sich auf ein halsbrecherisches Duell einzulassen und einen Ausfall zu riskieren. Mund abputzen, 18 Punkte mitnehmen, die WM anführen. So wird's gemacht.

Platz 3, Sebastian Vettel: Gegen seine Leistung gibt es eigentlich nichts zu sagen. Er hat keine Fehler gemacht und war konstant schnell unterwegs. Aber eben auch konstant einen Tick langsamer als Webber im gleichen Auto. Willkommen im brandheißen Teamduell!

Platz 4, Felipe Massa: Eines seiner besten Wochenenden seit Jahren. Im Qualifying schnell, im Rennen mit einigen sehenswerten Zweikämpfen - vor allem gegen Schumacher. Das war ein Lebenszeichen von Massa, wenngleich er nüchtern betrachtet lediglich zeigt, was der Ferrari mittlerweile kann. Was ein Elite-Fahrer mit dem Ferrari machen kann, zeigt Alonso.

Platz 5, Michael Schumacher: Im Regen hat er mich ziemlich beeindruckt - mal abgesehen von seinen paar Drehern kurz vor Abbruch der zweiten Quali-Session. Aber zu der Zeit war es wirklich unfahrbar. Dass er in einem Trockenrennen chancenlos sein würde, war ihm garantiert schon vor dem Start klar. Trotz des unterlegenden Silberpfeils hat er aber eine gute Mischung aus harter Verteidigung und fairem Umgang mit den schnelleren Kollegen gefunden. Am Ende hat er bei der Jagd auf Hamilton noch einmal gut aufgedreht. Insgesamt ein haushoher Punktsieg gegen Rosberg.

Platz 6, Kimi Räikkönen: Der Iceman hat mal wieder ein gutes Ergebnis nach Hause gefahren, ohne dabei allerdings sonderlich aufzufallen. Irgendwie fährt er in dieser Saison oft so, wie er sich auch nach außen gibt. Ein cooler Hund, der aber den großen Auftritt vermeidet. Das bringt ihm gute WM-Punkte ein, aber das richtige Glanzlicht fehlt noch.

Platz 7, Lewis Hamilton: Mit einem ab Samstag rätselhaft schwachen Auto konnte auch Hamilton nicht zaubern. Im ersten Stint des Rennens hat er es versucht und dank des langen Wartens auf den Boxenstopp zumindest für ein sehenswertes Duell mit Alonso um die Führung gesorgt. Alles in allem war er aber dazu verdammt, in der Menge mit zu schwimmen.

Platz 8, Romain Grosjean: Hätte er am Ende von Q2 sein Auto nicht ins Kiesbett geschmissen und wäre entsprechend weiter vorne gestartet, hätte er Räikkönen im Teamduell schlagen können. Im Rennen war er nämlich gut unterwegs und hat für ein paar heiße Zweikämpfe gesorgt.

Platz 9, Sergio Perez: Sehr schade, dass er von Maldonado aus dem Rennen genommen wurde, denn bis dahin hat er mir ausgezeichnet gefallen. Er war aggressiv unterwegs, aber was hatte er von Startplatz 15 aus auch großartig zu verlieren? Der Crash mit Maldonado ging aber nicht auf seine Kappe - doch dazu später mehr.

Platz 10, Nico Hülkenberg: Ihm ist im Rennen in den letzten Runden das gleiche Schicksal widerfahren wie Alonso, nur dass er nicht ganz so abgezockt damit umgegangen ist. Auf den weichen Reifen war er am Ende deutlich langsamer als seine Verfolger. Nach starkem Rennen hielt er Senna, Button und Kobayashi trotzdem bis zur vorletzten Runde hinter sich. Dann hat er leider den einen kleinen Fehler gemacht, der ihn weg von der Ideallinie und raus aus den Punkten befördert hat.

Härtefall, Pastor Maldonado: Der Venezoelaner hat den Kredit, den ihm sein Sieg in Barcelona eingebracht hat, langsam komplett aufgebraucht. Es vergeht kaum ein Rennwochenende, an dem er nicht irgendeinen Bock schießt. Schnell ist er immer noch, aber viel zu ungestüm. Mit seiner Fahrweise hat er mittlerweile seine Kollegen gegen sich aufgehetzt. Perez hat nach dem Crash in Silverstone sogar gesagt: "Er ist ein sehr dummer Fahrer. Er hat keinen Respekt vor anderen." Da ist etwas dran. So kann er nicht weitermachen, denn er fährt offiziell unter Bewährung. Nach der Strafe für den Hamilton-Unfall in Valencia muss er diesmal 10.000 Euro blechen und erhielt eine Verwarnung. Irgendwann kann sogar eine Sperre ein Thema werden.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Silverstone-Wochenende: