Als selbst Rindt übel wurde

Der Circuit de Charade gehört zu den legendärsten Strecken der F1-Historie
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Kyalami Grand Prix Circuit (Midrand/Südafrika)

Das Rennen in Südafrika war der Bahrain-GP der Sechziger und Siebziger des vergangenen Jahrhunderts. Trotz Apartheit sollte das Ansehen der früheren Kolonie international aufpoliert werden. Was gibt es da besseres als einen Formel-1-Grand-Prix? Oder besser noch den Saisonauftakt?

Nach drei Rennen auf der veralteten Strecke von East London direkt am Indischen Ozean, bei denen Graham Hill und zweimal Jim Clark triumphierten, kam der Tross in die Nähe von Johannesburg, wo eine moderne Strecke aus dem Boden gestampft worden war.

Modern heißt in diesem Falle vor allem eines: gefährlich. Die Strecke bestand fast ausschließlich aus schnellen Kurven, künstliche Auslaufzonen waren noch nicht erfunden. Stattdessen gab es Mauern. Trotzdem war die Strecke bei den Fahrern extrem beliebt.

Eine Strecke für Überraschungen

Vielleicht, weil sie Überraschungen ermöglichte. Bei der Premiere 1967 startete John Love aus Rhodesien, dem heutigen Simbabwe. Der Privatier war mit seinem Cooper-Climax aber nicht nur aus Liebe zum Motorsport angereist, er fuhr dauerhaft in der Spitzengruppe und übernahm die Führung, nachdem Denis Hulme Probleme mit seinen Bremsen bekam.

Doch sieben Runden vor Schluss musste der Afrikaner plötzlich an die Box. Sein Tank war leer. Der Mexikaner Pedro Rodriguez, der später im Sportwagen auf dem Norisring tödlich verunglückte, feierte daraufhin seinen ersten von zwei Siegen in der Königsklasse, Love wurde immerhin noch Zweiter von lediglich sechs klassifizierten Fahrern.

Fatalster Crash der F1-Historie

Doch auch in Südafrika lief bei weitem nicht alles glatt. 1977 kam es zum wohl fatalsten Crash der Formel-1-Geschichte: Während Niki Lauda das Rennen vom dritten Startplatz anführte und letztlich auch gewann, stellte Renzo Zorzi seinen Shadow-Ford auf der Start-Ziel-Geraden ab.

Zwei Streckenposten wollten das aufgrund der defekten Benzinpumpe entstandene Feuer löschen und rannten über die Fahrbahn. Während Hans-Joachim Stuck, der den verletzten March-Werksfahrer Ian Scheckter erstmals ersetzte, noch knapp ausweichen konnte, erwischte Tom Pryce im zweiten Shadow einen der beiden Helfer.

Der Marshall wurde in die Luft geschleudert und starb, sein Feuerlöscher zerstörte den Schutzhelm des 27-jährigen Walisers, der sofort tot war.

Sein Wagen schoss weiter über die Zielgerade und traf vor der ersten Kurve den Ligier von Jacques Lafitte, der glücklicherweise unverletzt davonkam. Die Show ging trotzdem weiter. Das Rennen wurde nicht abgebrochen, die Strecke nicht verändert.

Kollision zwischen Schumi und Senna

Erst 1985 wurde der Kurs wegen politischer Sanktionen gegen das südafrikanische Regime aus dem Kalender genommen. Doch 1992 war das Regime abgelöst, wieder sollte der Große Preis positive Aufmerksamkeit bringen, die Strecke hatte aber nichts mehr mit dem Original zu tun.

Gerade mal fünf Kurven hatte der neue Kurs mit dem ursprünglichen Klassiker gemein, statt Highspeed-Passagen mussten die Piloten eine verwinkelte, dafür aber sicherere Strecke beherrschen.

1993 folgte schon das letzte Rennen, weil der Promoter pleiteging. Alain Prost gewann bei seinem Comeback für Williams vor Ayrton Senna, der mit Michael Schumacher kollidiert war. Schumi forderte anschließend dessen Disqualifikation - der Beginn einer weniger innigen Beziehung.

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